Politik | Die nächsten Viren

Tofu statt Speck

Das Schweine-Corona-Virus SADS-CoV könnte die nächste Epidemie auslösen. Die meisten neuen zoonotischenKrankheitserreger haben einen idealen Humus: die Massentierhaltung.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Pigs
Foto: upi

Ist Ihnen das Borna-Virus bekannt? Unter anderen sind Eichhörnchenzüchter und Katzenbesitzer daran verstorben, aber bisher halt nur wenige. Schon bedrohlicher war die Entdeckung einer mutierten Form des Corona-Virus in dänischen Nerzfarmen. 15 Millionen Tiere mussten kurzerhand vernichtet werden, deren Kadaver jetzt wieder exhumiert wurden, weil sie das Grundwasser verseuchen könnten. Andere Viren lauern schon, die die nächste Pandemie auslösen könnten, wie das Schweine-Corona-Virus SADS-CoV. Eine Studie des UN-Umweltprogramms hat nachgewiesen, dass es auch menschliche Zellen infizieren kann. Und damit sind wir beim Schlüsselvorgang für die laufende Pandemie, der Zoonose. Dass laufend Viren von Tieren auf Menschen übertragen werden – Ebola, SARS, HIV, West-Nil-Fieber usw. – war bekannt, doch erst seit Corona ist bekannt geworden, dass gut drei Viertel aller neu beim Menschen auftauchenden Krankheitserreger zoonotisch sind.

Wenn die Zoonose derartige Folgen hat, reicht es denn bei der Vorbeugung bloß einige Wildtiermärkte in China zu schließen? Oder muss doch dort eingegriffen werden, wo die nächsten neuartigen Viren längst schon brüten? Wie in Dänemark ersichtlich ist die ideale Brutstätte der Viren die industrielle Nutztierhaltung. Der österreichische Lebensmittelwissenschaftler Kurt Schmidinger von futurefood.org nennt sechs Faktoren, die moderne Tierfabriken zu Epizentren für Pandemien werden lassen. Entgegen den Behauptungen der Tierfabriksbetreiber sind ihre Großfarmen offen und durchlässig wie ein Scheunentor. Millionen Tiere bewegen sich aus und ein, dazu Personen, Futter, Abwasser, Mist, Insekten, Abluft – alles kann die Viren nach außen tragen. In der Massentierhaltung erfolgt das genaue Gegenteil des „Abstandhaltens“. Zigtausende auf kleinstem Raum zusammengezwängte Schweine, Kälber, Hühner und Nerze bilden ideale Bedingungen für die Verbreitung. Bevor die Tiere am Virus sterben, haben sie einige hundert andere daneben angesteckt. Warum keult man sonst gleich alle 15 Millionen Nerze in Dänemark? Am Ende verlassen alle virenbelasteten Tiere die Tierfabriken. Der virenbelastete Feinstaub infiziert das Personal und dringt nach außen. Millionen Tonnen Exkremente landen auf den Feldern und infizieren andere Lebewesen. Wenn es, abgesehen von infizierten Menschen, Virenschleudern gibt, dann ist es die industrielle Massentierhaltung. 

An diesem Punkt kann es schon irritieren, dass die Regierungen im Zuge der Seuchenbekämpfung Milliarden Dollar (weltweit: Billionen) in die Hand nehmen, um das Gesundheitswesen aufzurüsten, die Bevölkerung durchzuimpfen und die Wirtschaftskrise zu bewältigen, aber nichts wirklich gegen die Massentierhaltung unternehmen. In Deutschland „leben“ Millionen Schweine in Kastenständen mit 65 x 200 cm: die arme Sau kann sich nicht umdrehen. Ein nicht unbeträchtlicher Teil davon verwandelt sich anschließend in Südtiroler Speck. Nun hat man ihnen mit einer Übergangszeit von 8 Jahren einige Zentimeter mehr Platz und eine kürzere Dauer des Kastenstands zugestanden. Soll das die Viren bremsen?

In Südtirol wird argumentiert, dass es hier keine Massentierhaltung gäbe. Doch importiert Südtirol 70 Millionen kg Fleisch im Jahr, wovon die Hälfte in die Speckherstellung wandert (FF Nr.27/2020). Der hohe Fleischverbrauch der Inländer, der fleischintensive Tourismus, die florierende Speckindustrie machen uns zum Teil der Geschäftskette. Dieses Niveau an Tierkonsum geht weder mit Nachhaltigkeit noch mit Klimaschutz noch mit Tierwohl und auch nicht mit dem Schutz vor gefährlichen Krankheitserregern zusammen. Dann ist es nur mehr kurios, wenn die steuerfinanzierte IDM in einem Spot Südtirol als „nachhaltigsten Lebensraum Europas“ bewirbt, und in der nächsten Anzeige den Südtiroler Qualitätsspeck preist, denn Speckproduktion im heutigen Stil geht gar nicht ohne Massentierhaltung.

Es muss nicht Tofu sein, aber weniger Tierkonsum schont nicht nur Millionen von Tieren, vermeidet klimaschädliche Treibhausgase und fördert unsere Gesundheit, sondern schützt auch vor den nächsten zoonotisch übertragenen Viren. Das wäre doch ein Grund zum Handeln, oder?   

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Klemens Riegler Di., 08.12.2020 - 15:28

Sehr toller Beitrag, der durchaus auch jetzt Platz und Aufmerksamkeit finden darf. Nur eins ist derzeit noch unklar: Während größtenteils davon ausgegangen wird, dass SARS-Cov2 von "Wildtiermärkten in China" stammt, geht man auf wissenschaftlicher Basis davon aus, dass in Italien (Lombardei) der Ursprung zu finden ist. Nur die mutierte Variante (importiert aus Italien) soll über China zum weltweiten Höhenflug angesetzt haben. Ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass Zoonosen ein Problem darstellen und dass "Südtiroler Markenspeck" logischerweise aus Massentierhaltung stammt. Und dass wir nicht Vegetarier werden müssen ist ebenso klar wie, dass wir mehr auf Qualität und Herkunft setzten sollten. Ein gutes Steak ist besser als fünf miese Schnitzel ... pro Woche.

Di., 08.12.2020 - 15:28 Permalink
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Roland Kofler Mo., 14.12.2020 - 18:40

Antwort auf von Klemens Riegler

Es bleibt eine Bewertungsfrage wieviel die Mutation beigetragen hat. Der Virus hatte das Potential der Mutation unbedingt schon in sich und sein Ursprung bleibt Wuhan. Es ist nicht Italiens Schuld, dass der Virus zufällig in der Lombardei so mutiert ist, dass er noch potenter wirkte. Es ist die nichtvorhandene Verantwortlichkeit der Kommunistischen Partei Chinas, die diesen GAU ermöglichte. Durch nichtbeachten der WHO Richtlinien und gezieltes Vertuschen und Verschweigen und umdrehen der Wahrheit. Was bis heute andauert.

Mo., 14.12.2020 - 18:40 Permalink
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Johann Georg B… Di., 08.12.2020 - 16:16

Benedikter übertreibt, es ist nicht alles schlecht was produziert wird, ausserdem haben wir in unserem land noch die Möglichkeit direkt beim Bauern einzukaufen.
Glauben sie Herr Benedikter Veganer und Kohlrabiapostel leben gesünder??
Herr Benedikter , sie schüchtern mit ihren Artikel die Leute ein, dieser Artikel sollte entfernt werden, geschäftschädigendes Verhalten gegenüber Metzger und Produzenten.

Di., 08.12.2020 - 16:16 Permalink
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Erica Corbellini Di., 08.12.2020 - 16:55

Antwort auf von Johann Georg B…

Herr Bernhart, schlechte Nachrichten für Sie: Das italienische Gesundheitsministerium hat die Gesundheit von veganer Ernährung bereits 2015 anerkannt. Hier der entsprechende Auszug (Seite 52):
"È noto che una dieta vegetariana conferisca protezione dalle malattie cardiovascolari, da alcuni tipi di neoplasie (in particolare
colon e tratto gastroenterico e vie respiratorie), e
sia associata a una riduzione della mortalità per tutte le cause. Rispetto alle diete vegetariane, la dieta vegana sembra offrire un’ulteriore protezione dall’insorgenza di obesità, ipertensione, diabete mellito di tipo 2 e mortalità cardiovascolare, soprattutto nel sesso maschile."
Quelle: http://www.salute.gov.it/imgs/C_17_pubblicazioni_2556_allegato.pdf

Di., 08.12.2020 - 16:55 Permalink
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Klemens Riegler Di., 08.12.2020 - 17:47

Antwort auf von Johann Georg B…

Herr Bernhart ... Geschäftsschädigend? Ja natürlich für den Metzger, wenn ich direkt beim Bauern einkaufe :-)
Und es ist fast frech zu fordern, dass dieser Beitrag zu entfernen wäre. Haben sie schon mal einen Onkologen (auch für Darmkrebs usw. zuständig) zum Thema Speck befragt. Sie müssen von Glück reden, dass diese bisher die Pappn halten. Gegen Kohlrabi werden Sie hingegen kein Statement eines Arztes finden. p.s. Ich esse auch gerne guten Speck. Selten, aber dann guten.

Di., 08.12.2020 - 17:47 Permalink
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Stefan S Di., 08.12.2020 - 17:55

Antwort auf von Johann Georg B…

Immer wieder erstaunlich was manche meinen zu lesen, es wurde weder von "Veganer" noch von "alles ist schlecht" im Artikel gesprochen.
Monokulturen sind nunmal hoch sensibel auf Einflüsse von außen, in jeglicher Hinsicht und bei objektiver sichtweise kann man die endlosen Plastikkühlfleischreihen in unseren Supermärkten als hochgradig dekadent betrachten. Davon wandert eh ein Großteil wieder im Müll, gleich im Supermarkt oder spätestens zuhause.

Di., 08.12.2020 - 17:55 Permalink
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Christian I Mi., 09.12.2020 - 13:10

Antwort auf von Johann Georg B…

Herr Johann, sie können sich gerne was einbilden; das tut gut und man lebt leichter. Die Wahrheit sieht aber ein bisschen anders aus... 500.000 Südtiroler haben die Möglichkeit direkt beim Bauer einzukaufen?? Glauben sie doch selbst nicht. Und ausserdem ist es schon wissenschaftlich bewiesen: Fleisch ist ungesund, überhaupt in den Mengen wie wir es einnehmen.
Und ja, dass die Vegetarier und Veganer besser leben, gesünder sind und dazu auch noch unseren Planeten unterstützen ist auch schon längst bekannt und bewiesen. Sogar die Amerikanische Gesellschaft für Ernährung bestätigt dies. Ich selbst habe es auch ausprobiert. Logisch, man muss wissen was man macht, vegan kann man nicht improvisieren. Aber die Resultate sind gewaltig. Und man kann ja immer, so wie wir es machen, ein-zwei mal die Woche auch ein bisschen Klein/Bergbauern-Fleisch dazu essen.
Wir sind auch die einzige Spezies die artenfremde Milch trinkt, und das ein Leben lang, obwohl die Natur dies eigentlich anders vorgesehen hätte... und auch das ist schon längst als ungesund bewiesen, doch die grossen Lobbies sind halt stärker...
In meiner Diplomarbeit über der menschliche Darmflora, für der ich ausschliesslich wissenschaftliche Arbeiten aus "pubmed" verwendete, musste ich nicht wenig staunen als ich sah was die Wissenschaft schon seit Jahrzehnte weiss, aber was die Medizin (wo ich ja selbst tätig bin) erst jetzt schön langsam entdeckt.
Ja, wir müssen die Natur RESPEKTIEREN, unsere eigene Natur als Mensch, und die Natur als Lebensraum. Nur so werden wir uns retten.

Mi., 09.12.2020 - 13:10 Permalink
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Ricardo Angelini Sa., 19.12.2020 - 11:02

Antwort auf von Johann Georg B…

Ja, Herr Bernhardt, Vegetarier und Veganer leben um einiges gesünder! Man kann nur mal die Entwicklung der Krebskrankheiten anschauen. Da sind Fleischesser und Milchtrinker um einiges schlechter dran, als Vegetarier/ Veganer. Hochleistungsportler stellen die Ernährung auf vegan um, wenn Sie vor großen Wettkämpfen stehen, um bessere Leistungen zu erzielen, der Stärkste Mann der Welt (Patrik Boumeinian) trägt 560 kg 10 Meter weit und ist Veganer etc. etc.
Ich bin seit 15 Jahren Blutspender und seit 5 Jahren Vegetarier. Seit 5 Jahren habe ich die weitaus besseren Blutwerte als davor.
Man kann das drehen und wenden wie man will. Fleischesser leben ungesünder, belasten und verschmutzen die Umwelt viel stärker durch die Doppelernährung und moralisch gesehen finde ich es mittlerweile auch verwerflich. Es ist ignorant und narzistisch bei den Fakten, das Gegenteil zu behaupten. Ebenso wie es ignorant und narzistisch ist, eine Katze zu streicheln und dem Schwein die Kehle durchzuschneiden.

Sa., 19.12.2020 - 11:02 Permalink
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Thomas Benedikter Mi., 09.12.2020 - 09:37

Wie Stefan S richtig anmerkt habe ich in diesem Beitrag gar nicht vegane Ernährungsweise als Allheilmittel angepriesen. Es geht nur um die Massentierhaltung als nicht nur anachronistischen und klimaschädigenden Umgang mit Tieren, sondern auch als der Herd potenziell zoonotisch wirkender Viren, die Virenbrutstätte der Industrieländer schlechthin. Den Bauernspeck vom Berg gönne ich Herrn Bernhart gern, aber in einigen Jahrzehnten wird man in Europa mit Grauen zurückdenken an die 100 Millionen Schweine, die in Kastenständen ein elendiges Dasein fristen zum Schaden des Klimas, der Umwelt und unserer Gesundheit. Am Kernargument ist kaum zu rütteln, Herr Bernhart: Speckproduktion im heutigen Stil geht nicht ohne Billig-Schweinefleisch aus Massentierhaltung, Südtirol verbraucht Millionen Hammen jährlich für seinen Speck, die IDM schwafelt von Nachhaltigkeit und Naturbelassenheit und bewirbt gleichzeitig Speck. Das geht alles nicht zusammen.
Zur Massentierhaltung empfehle ich nicht nur den Kurt Schmidinger von futurefood, sondern auch den toll dargebotenen "Fleischatlas" der Böll-Stiftung. Lohnt sich durchzublättern, gerade für Speckliebhaber.
https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/massentie…

Mi., 09.12.2020 - 09:37 Permalink
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Christian I Mi., 09.12.2020 - 12:32

"... An diesem Punkt kann es schon irritieren, dass die Regierungen im Zuge der Seuchenbekämpfung Milliarden Dollar (weltweit: Billionen) in die Hand nehmen, um das Gesundheitswesen aufzurüsten, die Bevölkerung durchzuimpfen und die Wirtschaftskrise zu bewältigen, aber nichts wirklich gegen die Massentierhaltung unternehmen... "
So ist eben der homo "sapiens": die gute alte Redeanwendung "besser vorbeugen als heilen" ist schon längst vergessen worden! Man muss die Probleme an der Wurzel packen: solange die Natur nicht respektiert wird, solange die Natur nicht sein kann wie sie ist, solange der homo in seiner sapiens-heit meint mit der Natur das zu machen was er will, wird sich gar nichts ändern!
Klimawandel, Massentierhaltung, Ausbeutung der Ressourcen/der Natur ("earth over shoot day"), Wirtschaftskrisen, Pandemien, Krankheiten, Umweltverschmutzung, Artensterben, .... ALLES hängt auf diesem Planeten zusammen, ALLES!

Mi., 09.12.2020 - 12:32 Permalink
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rotaderga Do., 10.12.2020 - 07:08

Es wird zu diesen Themen immer wieder viel gezetert. Leider wird die Rolle der Pilze und deren Sporen völlig ignoriert.
Es handelt sich dabei um Boten und Träger zugleich wo sich Viren, Bakterien und viel andere Arten von "Erregern" andocken.
Fehlen nun durch massiven Einsatz von Fungiziden - Mykotika, Antibiotika bestimmte Arten wird ein Gleichgewicht zerstört und wir haben völlig neue unbekannte und manchmal sehr aggressive Gewichtungen.
PSM und Medikamente sind, nach meiner Meinung, fester Teil unserer heutigen Pandemien!

Do., 10.12.2020 - 07:08 Permalink
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Hartmuth Staffler Do., 10.12.2020 - 10:27

Die Probleme der Massentierhaltung sind ja schon lange bekannt. Andererseits besteht ein ähnliches Problem bei der Produktion von pflanzlichen Nahrungsmitteln in Monokulturen. Tofu z.B. wird meistens aus Sojabohnen hergestellt. Für den Anbau werden große Flächen des Regenwaldes in Südamerika gerodet. Der Anbau auf den riesigen Plantagen macht, wie alle Monokulturen, den massiven Einsatz von Pestiziden notwendig. Durch gentechnische Veränderungen wurde erreicht, dass die Tofubohne Glyphosat verträgt, das folglich in großen Mengen ausgebracht wird. Die Folge davon sind Krankheiten und Fehlbildungen in den Anbauländern und eine Zunahme der Allergien bei den Konsumenten. Massentierhaltung und Monokulturen sind also beide problematisch. Die Frage ist nur, wie die wachsende Menschheit ohne diese Produktionsmethoden ernährt werden soll.

Do., 10.12.2020 - 10:27 Permalink
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evelin tschenett Do., 10.12.2020 - 10:40

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Kritische und umweltbewusste Bürger/Innen kaufen europäische Bio-Produkte. Ob Italien, Österreich, Deutschland ... überall werden mittlerweile Sojabohnen angepflanzt und weiter verarbeitet. Vegan zu leben, also pflanzlich vollwertig, ist ein Beitrag nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die eigene Gesundheit. Und gerade zu Corona-Zeiten sollte jeder mehr auf die eigene Gesundheit schauen, denn tierische Proteine sind (und dafür gibt es mittlerweile x-Studien) schlecht für die Gesundheit.

Do., 10.12.2020 - 10:40 Permalink
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Hartmuth Staffler Do., 10.12.2020 - 14:47

Antwort auf von evelin tschenett

Tierische Proteine aus Massentierhaltung sind schlecht für die Gesundheit. Pflanzliche Proteine aus den mit Gentechnik veränderten und mit Pestiziden und Herbiziden überschütteten Monokulturen sind aber auch nicht förderlich für die Gesundheit. Bio-Produkte sind gut, aber leider reichen sie nicht für alle. In Europa werden auch Sojabohnen nach biologischen Richtlinien angebaut. Sie tragen im Promillebereich zur Bedarfsdeckung bei. Es gibt kritische und umweltbewusste Bürger, die sich das leisten können. Für alle würde es aber nie genügen, selbst wenn sie wollten.

Do., 10.12.2020 - 14:47 Permalink
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evelin tschenett Do., 10.12.2020 - 17:03

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Die vegane Lebensweise verbraucht nachweislich weniger Ressourcen, wie Land oder Wasser, als die Herstellung tierischer Produkte. Derzeit werden Getreide und Soja gerade in Entwicklungsländern angebaut, um sie dann hier den Tieren zu verfüttern. Die Menschen dort müssen also hungern, während wir mit deren Erträge unsere Tiere mästen.... Nachdem ich schockierende Filme über die Massentierhaltung gesehen habe, ist für mich ein Verzehr von Fleisch nicht mehr möglich.

Do., 10.12.2020 - 17:03 Permalink
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Hartmuth Staffler Fr., 11.12.2020 - 16:42

Antwort auf von evelin tschenett

Ich will mich nicht in die Grundsatzdiskussion einmischen, ob die Menschheit auf tierische Produkte ganz, großteils oder teilweise verzichten soll. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass nicht nur die Massentierhaltung äußerst problematisch ist. Auch die pflanzlichen Monokulturen mit gentechnisch veränderten Pflanzen und dem massiven Einsatz von Pestiziden und Herbiziden ist problematisch. Im übrigen müssen die Menschen in Entwicklungsländern nicht hungern, weil ihnen unsere Tiere die Nahrungsmittel wegfressen, sondern weil ein ungerechtes, ausbeuterisches System (Politik, Großgrundbesitzer, Großkonzerne) ihre Arbeit nicht ausreichend honoriert. Diese Ungerechtigkeit kann genauso in einem Stück Speck stecken, für den das Schwein mit viel zu billigem Futter aus Südamerika gefüttert wurde, als auch in einem Stück Tofu, für das die Sojabohnen möglicherweise vom gleichen Betrieb kamen, der irgendeinem Großkonzern gehört und seine Arbeiter ausbeutet.

Fr., 11.12.2020 - 16:42 Permalink
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Hartmuth Staffler So., 20.12.2020 - 15:00

Antwort auf von Sophia Schneebacher

Das habe ich niemals behauptet, es entspringt nur ihrer Fantasie. Ich bin gegen Massentierhaltung und Monokulturen. Bitte nennen sie mir eine "ökologisch und sozial angemessene Antwort" auf die Massentierhaltung. Das würde mich wirklich interessieren. Aber wenn sie den massiven Einsatz von Pestiziden und Herbiziden befürworten, dann werden wir uns wohl nicht näher kommen.

So., 20.12.2020 - 15:00 Permalink
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Salto User
Silke Raffeiner Do., 10.12.2020 - 22:44

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Es ist keine Frage, dass der Anbau von mehrheitlich gentechnisch veränderter Soja in Südamerika in vielerlei Hinsicht extrem problematisch ist. Jedoch wird der Großteil der solcherart produzierten Sojabohnen als Futtermittel und nicht für die Erzeugung von Nahrungsmitteln für den menschlichen Konsum verwendet. Der umwelt- und gesundheitsschädliche Anbau von Soja in Monokulturen im Regenwaldgebiet ist eindeutig eine Begleiterscheinung der Massentierhaltung und nicht die Folge dessen, dass sich (noch viel zu wenige) Menschen vegetarisch oder vegan ernähren. (Im Übrigen ist eine vegetarische und vegane Ernährung auch ohne Sojaprodukte möglich, beispielsweise mit in Italien angebauten Kichererbsen, Borlotti-Bohnen usw.)
Da die europäischen Verbraucher und Verbraucherinnen gentechnisch veränderte Lebensmittel mehrheitlich ablehnen, bevorzugen die Nahrungsmittelproduzenten gentechnikfreie Soja aus europäischer Landwirtschaft als Rohstoff - denn ansonsten müssten sie die Produkte als GV-Produkte deklarieren.

Do., 10.12.2020 - 22:44 Permalink
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Sophia Schneebacher Sa., 19.12.2020 - 08:44

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Sehr geehrter Herr Staffler!
Bevor Sie versuchen, mit der klassischen Soja-Punchline zu argumentieren, bitte ich Sie, ein bisschen Recherche zu betreiben. Über 80% des weltweiten Sojaanbaus bedient die Futtermittelproduktion. Es handelt sich hierbei um eine Milchmädchenrechnung, man muss nur einen kurzen Blick auf Statistiken der europäischen Union werfen: Der Bestand an Rinder, Schweinen, Schafe und Ziegen (unter Ausschluss von Geflügel und weniger weit verbreiteten Tierarten) in der EU-28 belief sich 2017 auf 339 Millionen Stück.
Womit glauben Sie, werden diese Tiere gefüttert?
https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/pdfscache/20181.pdf

Sa., 19.12.2020 - 08:44 Permalink
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Hartmuth Staffler Sa., 19.12.2020 - 14:35

Antwort auf von Ricardo Angelini

Wenn man, so wie ich, gegen Massentierhaltung ist, dann ist man auch gegen die Rodung des Regenwaldes für Futtermittelproduktion. Bei uns wird dann das gentechnisch veränderte Sojamehl mit unserem üblen Silomais vermischt, um daraus angeblich hochwertige "Bergbauernmilch" zu produzieren. Aber das stört hier anscheinend niemanden.

Sa., 19.12.2020 - 14:35 Permalink
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Salto User
Silke Raffeiner Do., 10.12.2020 - 23:13

Danke für die klaren Worte, Thomas Benedikter.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE empfiehlt, pro Woche nicht mehr als 300 bis maximal 600 g Fleisch und Wurstwaren zu verzehren. Durchschnittlich isst ein Deutscher oder eine Deutsche aber rund 60 kg Fleisch und Wurstwaren im Jahr, das macht fast 1,2 kg pro Woche und ist damit doppelt bis vier Mal so hoch wie die Empfehlung der DGE! (Für Südtirol kenne ich leider keine genauen Zahlen.)
Die Ernährung der Zukunft wird aus ökologischen und gesundheitlichen Gründen pflanzenbasiert sein, tierische Lebensmittel wie Fleisch, Milch(produkte) und Eier werden nur mehr in kleinen Mengen gegessen werden. Eine kurze Einführung in das Konzept der Planetary Health Diet ist unter folgendem Link zu finden: https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/lagern-kochen-essen-teilen/plan…
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch darauf hinweisen, dass die Massentierhaltung auch eine der Ursachen für die Zunahme von antibiotikaresistenten Keimen ist.

Do., 10.12.2020 - 23:13 Permalink
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m s Sa., 19.12.2020 - 09:37

Bin mit Thomas Benedikter und den unterstützenden Kommentaren vollkommen einverstanden und ja, Fleischkonsum ist (leider) höchst problematisch, je weniger desto besser! Ich habe meinen Speckkonsum auch schon ordentlich eingeschränkt und versuche Fleisch zu vermeiden.

Sa., 19.12.2020 - 09:37 Permalink
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Ricardo Angelini Sa., 19.12.2020 - 11:19

Seit 15 Jahren Blutspender, seit 5 Jahren Vegetarier/ fast vegan. Seit 5 Jahren die besten Blutwerte ever... noch Fragen?
Btw. ein guter Film zu dieser ganzen Thematik: "The Game Changer" auf Netflix, der mit einigen Vorurteilen aufräumt und viele gute Erkenntnisse bringt.

Sa., 19.12.2020 - 11:19 Permalink
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Thomas Benedikter So., 20.12.2020 - 17:17

Über die vielen zustimmenden Kommentare bin ich überrascht, vielen Dank! Das kann insofern wundern, als Südtirol immer noch ein Land der Fleischesser ist. Laut ASTAT essen 97% der Südtiroler:innen Fleisch, wenn auch im Schnitt nicht ganz so viel wie der durchschnittliche Deutsche mit 60 kg im Jahr. Die Erkenntnis, dass vegetarische Ernährung die Zukunft ist (sie leben länger, besser, gesünder, klimafreundlicher), setzt sich nur sehr langsam durch. Nachhelfen könnten dem Verursacherprinzip angepasste Preise und auch eine Art Fleisch-Steuer als eine Art Luxusgut. Doch abgesehen von der vegetarischen Ernährung geht es heute darum, dass man die Massentierhaltung einschränkt, und zwar bald und wirksam, im Interesse aller (auch der Tiere).

So., 20.12.2020 - 17:17 Permalink
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Kurt Resch So., 20.12.2020 - 20:01

Antwort auf von Thomas Benedikter

Wir haben in unserem Hotel vor drei Jahren unsere Küche auf vegetarisch umgestellt, Fleisch gibt es nur noch bei der Hauptspeise. Auch einen Veggie Day haben wir eingeführt, wobei auch hier auf Wunsch Fleisch beim Hauptgericht serviert wird.
Natürlich war die Umstellung im ersten Jahr nicht ganz unproblematisch, aber wir haben das durchgezogen und wir zählen inzwischen immer mehr Vegetarier und Veganer zu unseren Gästen. Aber auch "Fleischesser" essen immer öfter unsere fleischlosen Gerichte, Frauen sind hier deutlich offener.
In diesem Jahr sind wir dann drauf gekommen, dass wir 70% aller Gerichte vegan kochen. Haben wir Veganer im Haus, dann ist es einfacher für uns, wenn wir für alle Gäste vegan kochen. Das ist bisher niemandem aufgefallen.
Leider ist das Thema Nachhaltigkeit in der Hotelerie noch nicht angekommen, aber auch andere Branchen hinken hier deutlich am Soll hinterer.
100% Bio Wareneinkauf, Nachhaltiges Wirtschaften, Regionalität, Tierwohl und soziales Engagement sollte sich jeder auf die Fahne schreiben. Egal ob Betrieb oder Privatperson!

So., 20.12.2020 - 20:01 Permalink
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Hartmuth Staffler Di., 22.12.2020 - 15:01

Antwort auf von Ludwig Thoma

Meine Kommentare zur Pestizidaktion des Vereins Münchner Umweltinstitut waren nicht ironisch gemeint. Ich selbst esse wegen der hohen Schadstoffbelastung keine industriell erzeugten Südtiroler Äpfel, und ich rate auch allen Bekannten davon ab. Allerdings werden Äpfel in anderen Obstanbaugebieten Europas mit mehr und giftigeren Pestiziden behandelt. Dass sich der Verein Umweltinstitut ausgerechnet auf die Südtiroler Äpfel eingeschossen hat und die anderen, mit mehr Schadstoffen belasteten nicht beachtet, legt den Verdacht nahe, dass der auf Sponsorengelder angewiesene Verein im Auftrag von kokurrierenden Obstbaugebieten gehandelt hat. Es steht ihnen frei, die Sache umgekehrt zu sehen; dann wünsche ich ihnen guten Appetit mit den Südtiroler Äpfeln, deren Ehre ihnen anscheinend so sehr am Herzen liegt.

Di., 22.12.2020 - 15:01 Permalink
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Profil für Benutzer Ludwig Thoma
Ludwig Thoma Mi., 23.12.2020 - 22:16

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Den Gedanken, dass die bayrische Bauernlobby eine Umweltorganisation unterstützt, damit diese gegen die südtiroler Konkurrenz hetzt, finde ich echt super. Danke für solche Perlen.
Die aktuelle Kampagne des Müncher Umweltinstitutes im Weinbagebiet Bordeaux ist dann wohl vom Weinbaugebiet Bodensee gesponsert?Womöglich gibt es im Bordeaux welche, die meinen in Franken werde ohnehin mehr gespritzt?

Mi., 23.12.2020 - 22:16 Permalink
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rotaderga Mo., 21.12.2020 - 09:05

Doch es gäbe schon eine Möglichkeit den Einsatz von PSM und Medikamenten zu kontrollieren.
Beim Zulassungsansuchen muss auch ein Detektor definiert sein der in den Gebrauchsanweisungen /Beipackzetteln aufzuscheinen hat.
Dann würde auch BIO wirklich Bio sein können.

Mo., 21.12.2020 - 09:05 Permalink