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Die Pandemie der Ignoranz

Über gefühlte Wahrheiten und Resistenz gegenüber der Realität
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

In unserer westlichen Welt mit ihrem Individualismus kann man immer mehr Menschen beobachten, welche diese Freiheit benutzen um sich ihre eigenen Parallelwelt fernab von Fakten oder Wissenschaft zu verabschieden. Eine gefährliche Mischung aus Halbwahrheiten und Meinungen ersetzt logisches Denken. Die Widersprüche sind teilweise dermaßen stupide, dass man nur den Kopf schütteln kann:

Der Virus ist zu klein für den Der Mund-Nasen-Schutz, aber der noch viel kleinere Sauerstoff kommt nicht durch. Die Freiheit will verteidigt werden und das beinhaltet die Freiheit sich selbst und seine Mitmenschen mit einer potentiell tödlichen Krankheit zu infizieren. Man wolle uns einen Chip impfen obwohl wir mit täglich mit Telefon rumlaufen welches mehr über uns weiß als wir selbst.

Dieser Wahn wird dann auch noch als „kritisches Denken“ und als „Erwachen“ verkauft. Man isoliert sich in eine Fantasierealtität ohne dass man auf Argumente, Fakten und Wissenschaft eingehen müsste. Gegenseitig bestärkt mit Zitaten wie: „Jede Wahrheit benötigt einen Mutigen der diese Wahrheit ausspricht“. Was für eine verkehrte Welt? Ich habe auch ein Zitat für die hier angesprochenen: Jede Dummheit im Internet benötigt auch einen Dummen der diese Dummheit teilt.

Dieser Kreislauf der Erregung und Empörung findet man zuhaufe in den Kommentarspalten der Südtiroler Online Medien, bekräftigt von der gemeinschaftlichen Realitätsverweigerung und Rage.

Die Menschheit ist das größte und vernetzteste Herdentier welches unser Planet je gesehen hat, öffentliche Gesundheit geht uns alle an und macht nicht bei unsichtbaren Grenzen halt. Wenn sich Teile unserer Mitmenschen in unseren aufgeklärten, westlichen Ländern bei einer globalen Pandemie so ignorant anstellen, wie wollen wir dann den Klimawandel in den Griff bekommen?

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Thomas B. Sa., 12.12.2020 - 15:11

Vor 1989 lebte ich – um ihre Worte zu verwenden – in einer unaufgeklärten, östlichen Welt. Dieses Leben in einer Mangelwirtschaft in einem auf Angst und Überwachung gestützten Schurkenstaat war in der Tat täglich real, aber nicht so gewollt, wie die Partei den „real-existierenden Sozialismus“ propagierte; Orwells „Doppel-denk“ ad absurdum. Daher bin ich sehr empfindlich über die Töne, die Sie gegenüber Andersdenkenden anschlagen. Damals waren das „konterrevolutionäre Kräfte“, denen man „keine Träne nachweinen“ müsse und die Kader billigten schließlich gar den Schießbefehl. ––– Natürlich ist das Ende von Corona nicht vergleichbar mit dem Ende des Sozialismus, werden Sie sagen. Ich will nicht gleichstellen, sondern vergleichen heißt auch, Unterschiede zu erkennen. Nur: Jenes Ende von damals war wenige Monate zuvor für den „Plebs“ nicht vorhersehbar, ja undenkbar, und alle die anders sprachen, waren… Leugner, Verschwörer. Verstehen Sie? Natürlich sind „fantasiereale“ Behauptungen leicht zu belächeln; da schließe ich mich nicht aus. Aber wir bedurften keiner lächerlichen Theorien, um sich so zu arrangieren, was man sagen und tun konnte und was nicht. Ihr Beitrag jedoch ist insofern wenig hilfreich, diese Absurditäten nur bloßzustellen. Der Zweck will sich mir einfach nicht erschließen. Aber… möglicherweise kommt das Ende dieser Zeit von ganz allein und wird von Neuem überdeckt, das sowieso das Alte ist.

Sa., 12.12.2020 - 15:11 Permalink
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Christian I Sa., 12.12.2020 - 15:58

Das Problem ist, die "wahre Wahrheit" (so wie sie der Journalist Enrico Mentana nennt) kommt, wenn überhaupt, meistens erst mit der Zeit raus... Die Schulbücher sind voll von Genies die zu Lebzeiten als wahnsinnige "Verschwörungstheoretiker" angesehen wurden. Galileo um nur ein Beispiel zu nennen.
Daher würde ich immer ein bisschen aufpassen mit manche Definitionen. Es ist wie sie sagen: manche benutzen die Logik und äussern daher manchmal kritische Gedanken die vom Mainstream-Denken abweichen. Ist man dann schon ein Verschwörungstheoretiker? Mal ganz abgesehen von ganz absurde Theorien wie die "Erde ist eine Scheibe", in den letzten Wochen wurden auch bekannte Wissenschaftler ausgelacht weil sie ihre logische und kritische Gedanken aussprachen die vom Dogma der WHO abweichen (z. B. Dr. Crisanti). Und, dass die WHO weit entfernt von der Perfektion ist wissen wir mittlerweile alle.

Sa., 12.12.2020 - 15:58 Permalink
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Christian I So., 13.12.2020 - 14:44

Antwort auf von Manfred Gasser

war nicht bezogen! Aber ich verstehen was sie meinen... so ist es ja, fake news, Wahrheiten, wissenschaftliche Dogmen... ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt. Das fehlt mir in das was wir Demokratie nennen: wir haben wirklich viele Experten mit verschiedene Meinungen. Ein runder Tisch mit WHO, Andrea Crisanti, Sucharit Bhakdi und noch weitere, alles grosse Fachexperten und alle mit verschiedene kritische Meinungen. Ein sachlicher Fakten- und Meinungsaustausch, das würde was bringen! Leider unvorstellbar... wieso denn überhaupt?

So., 13.12.2020 - 14:44 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser So., 13.12.2020 - 20:09

Antwort auf von Christian I

Meinungsaustausch mit Protagonisten, die an der Verharmlosung der Pandemie viel Geld verdienen? Was soll z. B. ein Herr Bakhdi denn sagen? Dass er sich vor ein paar Monaten getäuscht hat? Dass, was in seinem Buch steht, gar nicht so gemeint war, oder falsch verstanden wurde? Oder glauben Sie, er ist so ehrlich zu sagen, dass er sich im März einfach nur getäuscht hat?

So., 13.12.2020 - 20:09 Permalink