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Südtirol wird rot

Das Gesundheitsministerium stuft die Autonome Provinz Bozen als “rote Zone” ein. Die Landesregierung will eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen abwenden.
Coronavirus
Foto: Pixabay

++ Update 16.45 Uhr ++

Die Landesregierung will die Corona-Maßnahmen nicht verschärfen – trotz der Einstufung Südtirols als “rote Zone”, die das Gesundheitsministerium ab Sonntag, 17. Jänner, vornehmen wird. Die Bewertung basiere auf veralteten Zahlen von Ende Dezember, als sich die Infektionslage dramatischer darstellte als heute, sagt Sabes-Generaldirektor Florian Zerzer zu Rai Südtirol. Bozen will in Rom intervenieren, um die Einstufung als “rote Zone” abzuwenden.

Für Freitag Abend ist eine Pressekonferenz angekündigt, auf der Landeshauptmann Arno Kompatscher über die aktuelle Situation informieren will.

 

 

 

“Die aktuellen Regeln bleiben vorerst aufrecht.” Das war die Botschaft, mit der Landeshauptmann Arno Kompatscher am Dienstag an die Öffentlichkeit ging. Die Landesregierung sehe “derzeit keine Notwendigkeit, sofort einzugreifen” und die Corona-Maßnahmen zu verschärfen. Die Lage sei stabil und gebe keinen Anlass zur unmittelbaren Sorge. Daher wollte Kompatscher eine Verordnung erlassen, mit der die Regeln der “gelben” Zone, als die das Gesundheitsministerium Südtirol bis dahin einstufte, bestätigt würden. Erst wenn bestimmte Schwellenwerte erreicht seien – diese sollten ebenfalls mit der Verordnung festgelegt werden –, sollte Südtirol automatisch “rot” werden, für drei Wochen. Und unabhängig von der staatlichen Einstufung. Nun ist alles anders. “Die aktuellen Regeln”, die laut Landeshauptmann auch weiterhin gelten sollten, dürften schon ab Sonntag (17. Jänner) passé sein. Denn: Das Gesundheitsministerium hat Südtirol am Freitag Nachmittag nicht, wie erwartet, auf “orange”, sondern auf “rot” geschaltet. Ab Sonntag. Die Autonome Provinz Bozen weist die italienweit höchste Reproduktionszahl auf. Dieser R-Wert beträgt laut Ministerium aktuell zwischen 1,4 und 1,5. So viele andere Menschen steckt ein Corona-Infizierter im Durchschnitt in Südtirol an. Ab einem R-Wert von 1,25 wird laut neuen staatlichen Vorgaben eine Region bzw. Autonome Provinz als “rote Zone” eingestuft (vormals war es 1,5). “Orange” hingegen leuchtet ab einem R-Wert von 1 auf.

Bis Freitag Abend soll das Dekret erlassen sein, mit dem die Neueinstufung der Regionen offiziell vorgenommen wird. Und was macht die Südtiroler Landesregierung? Die tagt am Freitag Nachmittag und berät über die weitere Vorgehensweise. Es dürfte auf der Hand liegen, dass Verschärfungen folgen. “Gelbe” Regeln in einer “roten” Zone kann sich Südtirol wohl nicht erlauben. Laut staatlichen Vorgaben für die “rote” Zone müsste die Gastronomie sowie große Teile des Einzelhandels wieder schließen. Die Bewegungsfreiheit im Land und in der eigenen Gemeinde würde wieder massiv eingeschränkt.

Bleibt die Frage, warum die Daten, über die die lokalen Gesundheitsbehörden und -assessorat verfügen, offenbar dermaßen von denen, die dem Ministerium in Rom vorliegen, abweichen. Denn der Sanitätsbetrieb sieht Südtirol nicht in der “roten Zone”.

 

3 rot, 12 orange, 6 gelb

 

Neben Südtirol stuft Rom auch die Lombardei und Sizilien als “rote” Zone ein. “Orange” werden ab 17. Jänner folgende Regionen: Abruzzen, Aosta, Apulien, Emiglia-Romagna, Friaul-Julisch-Venetien, Kalabrien, Latium, Ligurien, Marken, Piemont, Umbrien, Veneto. Basilicata, Molise, Kampanien, Sardinien, Toskana und das Trentino werden “gelb” eingestuft.

Fix ist indes auch, dass die Skigebiete nicht am 18. Jänner öffnen (dürfen). Im Dekret des Ministerpräsidenten, das Giuseppe Conte am heutigen Freitag unterzeichnet hat und das von 16. Jänner bis 5. März gilt, ist die Schließung der Skianlagen bis 15. Februar festgeschrieben. Außerdem dürfen Bars nur mehr bis 18 Uhr Take-Away-Dienste anbieten.

 

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alfred frei Fr., 15.01.2021 - 16:01

wozu denn die Aufregung ? die Südtiroler Wirtschaftstreibenden befinden sich schon seid geraumer Zeit in einem Zustand der "roten Dystonie", oder nicht ?

Fr., 15.01.2021 - 16:01 Permalink
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Massimo Mollica Fr., 15.01.2021 - 16:49

Il punto, che sembra metafora un po' di tutto, è che non si capisce come viene calcolato il famoso RT. Come si fa a calcolare? Qualcuno lo ha spiegato? Qualcuno ha certificato il criterio su come vengono fatti i tamponi? Qualche giornalista ha chiesto info in merito? Se abbiamo una provincia, non faccio nomi, (Trentino), dove pare che si faccia di tutto per non fare tamponi che valenza ha RT? Nella mia grande ignoranza cerco di usare la logica, e l'unico parametro valido sono il numero di letti occupati da pazienti COVID e numero di terapie intensive. Superata una certa percentuale si chiude. Così puoi anche cercare di nascondere i dati ma non freghi la fisica e la chimica. E questo per tutelare chi è più debole, ma anche l'economia.

Fr., 15.01.2021 - 16:49 Permalink
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Elisabeth Hammer Fr., 15.01.2021 - 18:19

"Die Lage sei stabil und gebe keinen Anlass zur unmittelbaren Sorge." - na das nenne ich mal eine Ansage bei ...
- Krankenhäusern, die im Notbetrieb laufen (mein Mann wartet immer noch auf einen ursprünglich für Dezember geplanten, dann aber aufgeschobenen OP-Termin)
- über 500 Neuansteckungen täglich: auch wenn diese möglicherweise nicht ins Krankenhaus müssen, wäre ein Blick auf Langzeitfolgen auch einer leichten Corona-Erkrankung angemessen - Studien dazu laufen am KH Sterzing. Jede Ansteckung ist eine zuviel, Impfen wäre der bessere Weg zur Immunität.
- Überschreiten der Warnschwelle bei Normalbetten (44%) als auch im Intensivbereich (um die 30%- Marke herum), dabei sind die Betten in Privatstrukturen nicht einmal berücksichtigt!
Eine mittelfristige Strategie zur Bekämpfung der Ausbreitung des Virus scheint völlig zu fehlen. Gewöhnen wir uns wirklich bis Ostern an diese hohen Zahlen und nehmen sie inkl. der Toten in Kauf? Ist Südtirol und seine Experten wirklich um so vieles besser als Rom bei der Bewältigung dieser Krise? Die Zahlen und Fakten sprechen hier eine klare Sprache, in der Schule würden wir zum vermeintlichen Musterschüler Südtirol wohl sagen "Gesamtleistung ungenügend, nicht versetzt".

Fr., 15.01.2021 - 18:19 Permalink
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Thomas Unterwinkler Fr., 15.01.2021 - 19:05

Antwort auf von Elisabeth Hammer

Volle Zustimmung, Frau Hammer! Es ist tragisch, dass die Verantwortlichen den Ernst der Lage nicht erkennen.
Von den 500 Neuinfizierten müssen natürlich nicht alle ins Krankenhaus, aber 4-6 % wahrscheinlich (und leider) schon. Das Ausmaß werden wir erst in zehn bis vierzehn Tagen sehen.
Leider völlig unberücksichtigt bleibt hierzulande auch die ansteckendere britische Variante des Virus. In Österreich hat man heute festgestellt, dass diese doch schon weiter verbreitet ist als vermutet, es gibt an die 100 Verdachtsfälle und bestätigte Fälle bereits in Tirol, Wien und in der Steiermark. Es ist Illusion zu glauben, dass die britische Variante nicht auch Südtirol erreicht - vielleicht ist sie auch bereits da. In Österreich und Deutschland verlängert man deshalb den Lockdown und verschärft die Maßnahmen (z.B. FFP2-Maskenpflicht in Geschäften und Öffis in Bayern), weil man weiß, dass man KEINE CHANCE auf eine Kontrolle der Pandemie mehr hat, wenn sich die britische Variante weiter ausbreitet und sie dominant werden sollte.
Es ist also keine Zeit für irgendwelche Rechenspiele, sondern es sollten entschlossen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie getroffen werden. Denn wenn sich die britische Variante in Südtirol ausbreiten sollte, wird es zu einer dritten Welle kommen, welche die ersten beiden Wellen leider deutlich in den Schatten stellen wird.

Fr., 15.01.2021 - 19:05 Permalink
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Elisabeth Hammer Fr., 15.01.2021 - 19:26

Antwort auf von Thomas Unterwinkler

Wie sie richtig sagen, verschärfen die anderen (FFP2-Maskenpflicht in Geschäften und Öffis in Bayern). Laut Rundschreiben der Bildungsdirektion reichen für uns Lehrpersonen selbst bei den derzeitigen dramatischen Zahlen die chirurgischen Masken. Ich persönlich bekomme eine FFP2-Maske zur Verfügung gestellt, weil ich seit meiner Covid-Erkrankung als Risikopatientin eingestuft bin. Auch das ist eine ganz spezielle Logik: zuerst muss man quasi krank werden, um in den Genuss einer ordentlichen Maske zu kommen? Viele KollegInnen kaufen sich mittlerweile von ihrem eigenen Geld die FFP2-Masken. Das ist nicht richtig. Das Land muss den Schulen so schnell wie möglich kostenlos die FFP2-Masken zur Verfügung stellen, Krankenstände und Folgekosten wegen Dienstunfall sind garantiert teurer.

Fr., 15.01.2021 - 19:26 Permalink
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Thomas Unterwinkler Sa., 16.01.2021 - 13:10

Antwort auf von Martin Koellen…

Erstens hat Frau Hammer nicht von Alltagssituationen, sondern von ihrer Arbeit gesprochen, und zweitens ist ihre Aussage auch sonst unzutreffend.
Bei korrektem Gebrauch schützt eine FFP2-Maske deutlich besser als eine chirurgische Maske vor Viruserkrankungen.
Alle notwendigen Informationen sind hier zu finden:
https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Medizinprodukte/DE/…

Sa., 16.01.2021 - 13:10 Permalink
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Günther Schwei… Sa., 16.01.2021 - 17:17

Antwort auf von Martin Koellen…

Da gibt es ein interessantes Modell einer Forschergruppe des Max-Planck-Instituts für Chemie, das anschaulich in Zeit Online dargestellt wird, auch für Klassenzimmer.
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-11/coronavirus-aerosole-anst…
Dabei wird die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung berechnet und für das Beispiel-Klassenzimmer ergibt sich: ohne Maske 28%, mit Alltagsmaske 8%, mit OP-Maske 3% und mit FFP2-Maske

Sa., 16.01.2021 - 17:17 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Koellensperger
Martin Koellen… So., 17.01.2021 - 08:23

Antwort auf von Günther Schwei…

Die Studien haben untersucht, ob Erkrankte chirurgische Masken oder FFP2 Masken trugen, und daraus errechnet, ob es Unterschiede im Schutz gibt.
Die Simulation hingegen bezieht sich auf die potentiell höhere Filterleistung der FFP2 Masken bei perfektem Sitz, welcher allerdings bei den derzeit verbreiteten entelschnabelartigen Filtertüten kaum gegeben ist.
So unterschiedlich sind Theorie und Praxis.

So., 17.01.2021 - 08:23 Permalink
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M Ma Fr., 15.01.2021 - 19:21

Antwort auf von Elisabeth Hammer

Ja die Lage ist stabil. Die Hospitalisierung stagniert seit Tagen, also warum jetzt bremsen?
- Langzeitfolgen: Man muss dem die Langzeitfolgen eines erneuten harten Lockdowns gegenüberstellen. Hier muss man sich für das kleiner Übel entscheiden und dies kann momentan niemand seriös sagen.
- Wir sind zwar auf der Warnschwelle, aber wir sind dort stabil. Also kein Grund zur Panik.

Die mittelfristige Strategie besteht aus einer Mischung aus Impfen und schauen, dass man es mit einem guten Mittelweg aus Infektionszahlen und wirtschaftlichen Schaden über den Winter kommt. Und ich finde das ist ein guter Weg, den man hier eingeschlagen hat.
Man sollte sich von der Illusion, das Virus durch Lockdowns zu besiegen verabschieden. Allen Recht machen kann man's eh nicht.

Fr., 15.01.2021 - 19:21 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Koellensperger
Martin Koellen… Fr., 15.01.2021 - 19:55

Antwort auf von M Ma

Es gibt hier viele, die die Kollateralschäden billigend in Kauf nehmen, da sie selbst (bisher) nicht betroffen sind.
Wie leise würden die Rufe nach Lockdown werden, wenn die Pensionen nicht mehr ausbezahlt würden, die Lehrer bei Schulschließung nicht mehr bezahlt würden, oder gar die Politiker, ist derzeit doch die Demokratie ausser Kraft gesetzt?

Fr., 15.01.2021 - 19:55 Permalink
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Profil für Benutzer Thomas Unterwinkler
Thomas Unterwinkler Fr., 15.01.2021 - 21:15

Antwort auf von M Ma

Die Frage ist nicht, ob die Lage stabil oder instabil ist, sondern ob sie unter Kontrolle oder außer Kontrolle ist. Unter Kontrolle wäre sie, wenn man die Neuinfektionen nachvollziehen und ein wirksames contact tracing machen könnte. Dies ist in Südtirol nicht der Fall. Wie auch, können die im Sanitätsbetrieb dafür zuständigen 100 Mitarbeiter doch nie und nimmer die Kontaktnachverfolgung für 500 (oder auch nur 250) Neuinfizierte pro Tag machen.
Im Übrigen ist es auch nicht richtig, dass ein Lockdown Gift für die Wirtschaft ist - im Gegenteil: Richtig eingesetzte Lockdowns schützen die Wirtschaft vor noch größeren Verlusten. Dies wurde zuletzt auch durch eine Studie des Internationalen Währungsfonds (der nun wirklich nicht im Verdacht steht, wirtschaftsfeindlich zu sein) bestätigt.
https://www.srf.ch/news/wirtschaft/neue-iwf-studie-warum-ein-lockdown-d…

Fr., 15.01.2021 - 21:15 Permalink
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Profil für Benutzer Günther Schweigkofler
Günther Schwei… Fr., 15.01.2021 - 21:33

"Die Bewertung basiere auf veralteten Zahlen von Ende Dezember, als sich die Infektionslage dramatischer darstellte als heute, sagt Sabes-Generaldirektor Florian Zerzer zu Rai Südtirol."
Nach über 10 Monaten Corona-Pandemie sollte es doch möglich sein, sich auf gemeinsame Daten zu einigen und diese auch der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Einige Aussagen der heutigen Medienkonferenz sind ohne transparente Kommunikation jedenfalls nicht nachvollziehbar.

Fr., 15.01.2021 - 21:33 Permalink
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Profil für Benutzer Klemens Riegler
Klemens Riegler So., 17.01.2021 - 09:20

@Eisenholzknecht. Tun Sie mir bitte nicht den M. Koellensperger dort einklemmen wo Sie ihn am liebsten hätten. Der lässt sich nicht "vereinnahmen"! Und gehen Sie bitte mit dem Begriff "Demokratie" etwas vorsichtiger um. Sonst kommt noch heraus dass Trump und Hitler "demokratisch" an die Macht gekommen sind.

So., 17.01.2021 - 09:20 Permalink