Gesellschaft | Coronavirus

Die Regeln

Nur wenn sich alle daran halten, kann die Corona-Pandemie bekämpft werden! Doch sind es nur die Regeln?
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Covid-19 Regeln
Foto: -

Die Regeln sind immer die selben und allen bekannt! Das hören wir immer wieder. Und wenn wir an die Corona-Regeln denken, da fällt uns wohl als erstes die AHA-Regel ein: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske.

Abstand wissen wir, das hilft, nur ist das nicht immer so leicht umsetzbar, im Haushalt, in Pflegeeinrichtungen, an Arbeitsplätzen, überall wo körperlicher Kontakt notwendig ist. Da stecken sich dann auch die meisten Menschen an, dargestellt am Beispiel Deutschland.

Der richtige Abstand geht dann von 1m, über 1,5m bis 2 und sogar 3m und in Österreich gilt als Maßstab gar der Babyelefant.

Hygiene hilft ebenso, Handhygiene, Einhaltung von Nies- und Hustregeln, kein Händeschütteln oder Küsschen. Vielleicht auch deshalb gibt es in diesem Winter viel weniger normale Grippeinfektionen und Erkältungskrankheiten.

Bei der Alltagsmaske scheiden sich dann aber die Geister, auch weil sich anfangs sogar die WHO schwer damit getan hat. Noch im letzten Februar ist vor einem falschen Sicherheitsgefühl durch das Tragen der Masken gewarnt worden. Die Entwicklung mutet dann auch etwas abenteuerlich an, von Schläuchen zu Stoffmasken, von Visieren zu Helmen mit Aktivfilter und von chirurgischen Masken zu FFP2 Masken, die nun für öffentliche Orte empfohlen werden, eine Kehrtwende sozusagen.

Im Herbst kam dann zur AHA-Regel noch das L dazu, häufiges Lüften. Eine Maßnahme, die besonders in Schulen wichtig wurde, doch bei winterlichen Außentemperaturen recht schnell an ihre Grenzen kam. In diesem Punkt versagen Politik und zuständige Behörden völlig, denn es gibt keine Konzepte, wie in öffentlichen Räumen ein ordentlicher Luftaustausch gewährleistet werden kann. Und ein kontinuierlicher Luftaustausch wäre in Räumen, wo sich mehrere Menschen aufhalten, nicht nur in Coronazeiten sinnvoll.

Dazu kommen dann noch die vielen staatlichen und regionalen Maßnahmen und Verordnungen.

Trotzdem steigen die Infektionszahlen immer wieder an und um die Lage zu stabilisieren, hilft immer wieder nur ein neuerlicher Lockdown. Auch wenn noch im Sommer hoch und heilig versprochen wurde , es würde keinen mehr geben.

Doch woran scheitert das Ganze immer wieder?

Im Frühjahr hat man geglaubt, durch den Shutdown die Lage in den Griff zu bekommen und im Sommer hat man sich dann auf den niedrigen Zahlen ausgeruht, wohl wissend, dass Grippewellen immer im Winter auftreten.

Der größte Fehler war wohl und ist es auch heute noch, dass kein System zur Personenkontakt-Nachverfolgung aufgebaut wurde. Im Oktober dann sogar der Beschluss des Südtiroler Sanitätsbetriebes, nur mehr symptomatische Personen zu testen, weil das Contact-Tracing nicht mehr zu schaffen ist.

Im November sind dann die Zahlen überproportional gestiegen, deutlich stärker als im Rest von Italien. Eine Erleichterung brachte erst der Lockdown ab Anfang November, mit Auswirkungen nach 10-14 Tagen.

Es nachvollziehbar, dass der Sanitätsbetrieb die Personenkontakt-Nachverfolgung nicht alleine schafft, vor allem nicht mit mittelalterlichen Methoden. Es gibt jedoch Vorschläge, wie diese Aufgabe durch digitale Lösungen sehr wohl durchführbar wäre, indem die betroffenen Personen direkt eingebunden werden. Jeder Infizierte könnte dabei selbst diese Aufgabe übernehmen, der Sanitätsbetrieb stellt nur das Werkzeug zur Verfügung.

Solange der Sanitätsbetrieb hier nicht aktiv wird, bleibt infizierten Personen nichts anderes übrig, als eigenverantwortlich ihre Kontakte der letzten Tage selbst zu informieren. Hilfreich ist dabei sicherlich, wenn diese Personen auf ein Kontakttagebuch zurückgreifen können, das sie natürlich selbst laufend anlegen müssen. Ohne Eigeninitiative wird es wohl nicht besser werden, denn auf die Immuni-App, auf die man so große Hoffnungen gesetzt hat, kann man sich auch nicht verlassen.

Ein weiteres großes Problem ist sicherlich auch, dass bei Verdachtsfällen lediglich ein Antigen-Schnelltest gemacht wird. Wie auch hier öfters diskutiert und durch Studien belegt, funktioniert der Antigen-Schnelltest zwar recht gut, wenn die infizierte Person eine hohe Viruslast aufweist und auch bereits Symptome hat, jedoch äußerst miserabel bei asymptomatisch Infizierten mit einer geringen Viruslast. Teilweise werden nur 25 % der Infizierten erkannt und man kann sich ausmalen welche Auswirkungen es hat, wenn sich Getestete durch das falsch-negative Ergebnis auch noch sicher fühlen. Zudem weist der Antigen-Schnelltest eine hohe Fehlerquote bei gesunden Personen auf, die vergebens 10 Tage in Isolation müssen, dann mit einem negativen PCR-Test entlassen werden, im Glauben, Covid-19 überstanden zu haben. Auch nicht gut für das weitere Verhalten.

Verdachtsfälle sollten immer mit PCR-Test untersucht werden, um eine Infektion möglichst in der Frühphase zu erkennen.

Ein weiteres großes Versäumnis liegt wohl auch bei der Kommunikation. Wir werden überhäuft mit Zahlen und Daten, mit Berichten und Hinweisen. Eine glaubhafte Berichterstattung, mit wenigen aussagekräftigen Indikatoren hat man von offizieller Seite bis heute nicht hingekriegt. Die Leute interessiert nicht, dass schon hunderttausende Tests gemacht wurden, sonder das aktuelle Geschehen, Neuinfektionen, 7-Tage-Inzidenz, aktuell Infizierte. Das alles für das ganze Land und für seine Gemeinde. Es gibt zwar einige Seiten, die das Infektionsgeschehen übersichtlich darstellen, jedoch sind diese auf die offiziellen Daten angewiesen und da werden z.B. bei den aktuell Infizierten alle unterschlagen, die nur mit einem Antigentest positiv getestet wurden. Viele wundern sich dann, wenn in der eigenen Gemeinde „0“ aufscheint, obwohl man Infizierte kennt. Das fördert dann nicht gerade das Vertrauen in die Berichterstattung.

Ebenso fehlen klare Anweisungen, wie man sich und andere am besten schützen kann, so auf einer Seite zusammengefasst und aktuell. Hier genügt ein Blick nach Schweden, ein Land, das einen etwas eigenwilligen Weg gewählt und auf Freiwilligkeit gesetzt hat. Schweden appelliert bei den Empfehlungen als allererstes: „Bleiben Sie zu Hause, wenn Sie sich unwohl fühlen“ und „Achten Sie auf die Symptome von COVID-19“. Dann kommen erst die AHA-Regeln. Eine solche Empfehlung findet man bei uns nicht, man lässt ein großes Potential ungenutzt. Ein Potential, das den Sanitätsbetrieb nichts kosten würde, weil jeder eigenverantwortlich einen Gesundheitscheck machen kann, bevor er aus dem Hause geht, oder Bekannte zu sich einlädt. Das einzige was der Sanitätsbetrieb kommunizieren müsste, sind die Symptome, an denen man eine Erkrankung mit Covid-19 erkennt. Entsprechende Daten müssten vorhanden sein, weil jeder in Quarantäne angehalten ist, diese täglich mitzuteilen. Für Deutschland ist dafür vom RKI eine übersichtliche Anleitung vorhanden, alles Wichtige auf einer Seite.

Südtirol ist die Provinz mit der höchsten 7-Tage-Inzidenz, vier mal höher als Italien und mehr als doppelt so hoch als die umliegenden Provinzen, zudem Tendenz steigend.

Wenn Südtirol halbwegs heil durch den Winter und dann das Frühjahr kommen will, ist wohl Eigeninitiative gefragt, denn mit den Impfungen wird es so schnell nicht gehen.

Und wenn wir diese nicht aufbringen, dann verdienen wir es nicht besser!

Bild
Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Do., 28.01.2021 - 10:59

"Die Regeln sind immer die selben und allen bekannt! Das hören wir immer wieder." Die Frage ist, ob sich sicher jeder mit den Einzelheiten auseinandergesetzt hat und ob sie jedem immer bewusst sind. Ich glaube dafür müsste noch etwas getan werden. Z.B. bräuchte es vielleicht Leute, die durch Straßen und Lokale gehen, um die Leute auf Vergehen aufmerksam zu machen!
Was ich so beobachte und auch selbst erfahre: Fange ich bei mir an. Ich bin schwerhörig, ich habe vor allem Probleme richtig zu verstehen. Und die unterschiedlichen Masken erschweren das in unterschiedlichen Maße, deshalb bewege ich mich automatisch und unbewusst Richtung Gesprächspartner und halte so den Abstand nicht ein. Oft zieht der andere dann sein Maske herunter, damit ich leichter verstehe.
Wenn zwei Zigarette rauchend mit herunter gezogener Maske oft sehr eng nebeneinander hergehen und miteinander reden, dann atmet jeder auch automatisch die Luft des anderen ein. Dasselbe passiert auch, wenn man am Tisch sitzt um zu essen oder zu trinken. Man hat die Maske herunten und bei kleinen Bartischen ist der Abstand dann auch zu gering.
Beim Spazieren-gehen auf der Promenade passieren auch ähnliche Unvorsichtigkeiten. Maske herunten und mit einander reden, oder beim Reden zu eng bei einander zu stehen, damit man nicht laut reden muss. usw. Gestern sah ich sogar einen Schnell-geher total ohne Maske.
Ich glaube, andere könnten auch noch andere Beobachtungen machen. Nur die Regeln verkünden reicht mE nicht! Einiges ließe sich verbessern - aber ein Restrisiko wird immer bleiben, Don Quijote!

Do., 28.01.2021 - 10:59 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Klemens Riegler
Klemens Riegler Do., 28.01.2021 - 22:54

Wir wüssten schon was zu tun wäre! Aber es ist wohl so wie das 40ger Schild in einer nicht bewohnten Zone: wir Respektieren die Regeln und Vorschriften irgendwann einfach nicht mehr gerne ... und riskieren & kassieren lieber danach den Strafzettel. In diesem Fall hier ist er sauteuer = Mini Lock Down + wirtschaftliche Folgen.

Do., 28.01.2021 - 22:54 Permalink