Politik | Gastkommentar

Der Kniefall vor der Wirklichkeit

Anti-römische Reflexe sind Südtiroler Politikern erlaubt. Gezielt gesetzt, tun sie sogar gut. Widmanns Bergschuh-Diplomatie erweist sich jedoch eindeutig als Bumerang.
Kniefall
Foto: Privat

„Großes Chaos unter dem Himmel“. Das stellte vor 55 Jahren Mao Tse Dung in China fest und rief die Kulturrevolution aus. Um „große Ordnung“ in sein Riesenreich zu bringen. Wie es ausging, wissen wir. In der Südtiroler Landesregierung herrscht dieser Tage auch großes Chaos. Landesräte gegen Landeshauptmann, Wirtschaft gegen Gesundheit, öffnen gegen Lockdown – und das große Chaos setzt sich in der Berichterstattung darüber fort. Am krassesten treibt es das Massenblatt. Brüllt in Balkenlettern auf Titelseite und auf den Schürzen vor den Kiosken: „Kniefall vor Rom sorgt für Ärger“. Und berichtet innen – das Gegenteil. Dankenswert mittels Grafiksäulen, damit auch Analphabeten es verstehen, wird erklärt, dass Südtirol mit seiner Covid-Wocheninzidenz 627 am schlimmsten von allen Regionen Italiens dasteht, dreimal schlimmer als das Trentino, fünfmal als der Corona-Krisenherd Lombardei. Und nicht nur das: Wenn die Statistiken der Süddeutschen Zeitung stimmen, dann ist Südtirol (wäre es ein Freistaat, was die meisten der „Kniefall-vor-Rom“-Hetzer ja möchten) gegenwärtig nach Portugal mit einer Inzidenz von 857 das zweitverseuchteste Land der Erde. Es folgen Spanien und Israel mit über 500.  An neunter und zehnter Stelle der Covid-Inzidenz-Hitparade liegen Seychellen und San Marino.

Wir sind also in prominenter Gesellschaft und müssen uns nicht schämen. Nicht für den Zustand jedenfalls, aber halt leider für die Art, wie wir damit umgehen. Der Südtiroler Sonderweg, über den seit Tagen niemand mehr spricht, der erwies sich als Holzweg. Es sei hier nicht aufgerechnet, wann und wo was falsch eingeschätzt wurde. Alles mag gut gemeint gewesen sein, das Ergebnis sagt, es war das Gegenteil von gut. Man hat sich geirrt, und irren ist menschlich. Aber jetzt im Irrtum beharren? Das ist teuflisch. Wer jetzt sagt: „Kniefall vor Rom“, ist ein Schwindler. Was die Landesregierung diese Woche beschlossen hat und der Landeshauptmann mit Sonntag in Kraft setzen wird, die Wiederschließung der Geschäfte Gasthäuser nämlich, ist eine hochnotwendige und überfällige Notbremsung vor dem Abgrund.

Wir müssen uns dunkelrot schämen vor Europa

Der „Kniefall“ des Landeshauptmanns (denn der ist doch gemeint) ist tatsächlich erfolgt. Aber schon viel früher, und das nicht vor Rom. Wenn Kniefall, dann war es ein Kniefall vor der Wirklichkeit. Der Wirklichkeit der Gesundheits-, genauer gesagt: der Krankheitsdaten. Sie wurden verdrängt, gefälscht, geleugnet, bis alles nicht mehr half. In die Knie gegangen ist der Landeshauptmann vor den Wirtschaftsverbänden und deren Agenten in der Landesregierung. Die Pinzgers und Mosers führen sich auf, als seien sie die Epidemiologen und der Expertenrat. Glaubte man ihnen, stürbe Südtirol eher an still stehenden Skiliften und schlecht gehendem Saisonschlussverkauf als an der Pandemie.

Die Situation von Hoteliers, Kaufleuten und deren Mitarbeitern ist sicher dramatisch. Aber sie kann doch nicht aufgewogen werden gegen die Bedrohung der Volksgesundheit durch das Corona-Virus. Als stünden wir vor der Alternative, welchen Todes wir sterben wollen: durch Verelendung oder an Covid. Das ist übelste Demagogie. Gesundheit ist nicht alles, stimmt, aber ohne Gesundheit ist alles nichts. Plötzlich verklären alle auch den Wert des Schulbesuchs. Ganze Jahrgänge werden ungebildet verloren sein. Blöd nur, dass die jungen Leute nach Monaten der Aussperrung nun reihum befinden, dass Digitalunterricht gar nicht so schlimm sei und sie sich einen solchen auch als Dauer-Einrichtung vorstellen könnten.

Die Pinzgers und Mosers führen sich auf, als seien sie die Epidemiologen und der Expertenrat

Den Propheten vom Kniefall ist nicht bewusst, wie peinlich und widersprüchlich sie daherreden. So beklagt der medial allgegenwärtige Philipp Moser, der Saisonschlussverkauf sei „enttäuschend“ verlaufen. Enttäuschend? Ja, was sonst, Herr Moser? Es ist Pandemie, und das auf der ganzen Welt, nicht nur in Südtirol. Was waren seine Erwartungen, dass er sich jetzt erlaubt, „enttäuscht“ zu sein? Immer noch brüstet man sich, dass Südtirol im Unterschied zu den Nachbarländern die vergangenen Wochen Gasthäuser und Geschäfte offen gehalten hat. Angesichts der Daten, die wir jetzt haben, war es ein Fehler, und man sollte sich schämen dafür. Unsere Wirtschaftsfunktionäre wollen alles: offene Geschäfte und Entschädigungen fürs Zusperren.

Wie provinzlerisch protzig auch das wochenlange Nichteingestehen, ja Verhöhnen der Daten, wie sie das Gesundheitsministerium, ja sogar wie sie die eigenen Sanitätsämter für unser Land errechnet haben, durch Gesundheitslandesrat Widmann. Als Rom uns auf rot schaltete, sagte er öffentlich, ist ihm wurscht, wir spielen gelb. Rom kann Daten nicht lesen. Der Gesundheitslandesrat benimmt sich als Anti-Gesundheitslandesrat.

Anti-römische Reflexe sind Südtiroler Politikern erlaubt. Gezielt gesetzt, tun sie sogar gut. Widmanns Bergschuh-Diplomatie erweist sich jedoch eindeutig als Bumerang. Spätestens seit Brüssel Rom beigesprungen ist und Südtirol sogar auf dunkelrot gesetzt hat, ist die Blamage perfekt und der Schaden auch dem schlichtesten Geist erkennbar. Rom gegen sich zu aufzubringen, lässt sich in unserm Land immer noch als politische Großtat handeln. Von Europa gemaßregelt zu werden, ist aber peinlich. Niemand in ganz Italien nimmt den Mund so voll mit Europa wie wir Südtiroler. Wir sagen Europa und europäisch, wenn wir anti-italienisch meinen. Wir sind Europaregion. Wir tun alles, was man nicht tut (Beispiel Doppelstaatsbürgerschaft), „in einem europäischen Geist“. Die Abgeordnete Julia Unterberger hat diesen Donnerstag dem Staatspräsidenten erklärt, jede neue Regierung gehe gut, Hauptsache sie sei „sehr pro-europäisch“. Und jetzt das. Wir müssen uns dunkelrot schämen vor Europa.

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G. P. Fr., 29.01.2021 - 19:22

"die Wiederschließung der Geschäfte Gasthäuser nämlich, ist eine hochnotwendige und überfällige Notbremsung vor dem Abgrund."
Das Problem ist, dass dadurch der Inzidenz-Wert nicht merklich zurückgehen wird.

"Blöd nur, dass die jungen Leute nach Monaten der Aussperrung nun reihum befinden, dass Digitalunterricht gar nicht so schlimm sei und sie sich einen solchen auch als Dauer-Einrichtung vorstellen könnten."
Wo haben Sie diesen Schmarrn denn her? Nur weil ein paar Jugendliche das vor ein paar Tagen in die Fernsehkamera posaunt haben, heißt das noch lange nicht, dass die jungen Leute reihum so denken.

Fr., 29.01.2021 - 19:22 Permalink
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Thomas Unterwinkler Fr., 29.01.2021 - 19:41

Es ist einfach nur noch peinlich, wie Sie richtig schreiben, Herr Kronbichler.
Einigermaßen schockiert bin ich, dass LR Widmann keine triftigen Argumente zu bieten hat. Im Wesentlichen sagt er, dass wir am meisten testen würden, wofür wir bestraft würden.
Erstens ist es nicht richtig, dass Südtirol weit und breit am meisten testen würde, und zweitens ist die Anzahl der Tests nur ein Kriterium von mehreren.
Wie man auf den Grafiken des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten gut sehen kann, hat neben Südtirol auch die Mehrzahl der österreichischen Bundesländer eine Testrate von mehr als 5.000 pro 100.000 Einwohnern.
Entscheidend ist nicht die Anzahl der Tests, sondern deren Positivitätsrate. Und da steht Südtirol mit 7 % sehr schlecht da - auch und besonders im Vergleich mit den österreichischen Bundesländern, die gleich viel testen, aber alle eine Positivitätsrate von unter 4 % haben!
Quelle für diese Angaben:
https://www.ecdc.europa.eu/en/covid-19/situation-updates/weekly-maps-co…
Es wäre wirklich interessant zu erfahren, wer LR Widmann bzw. die Landesregierung hier berät. Die im Juni letzten Jahres eingesetzte Kommission mit durchaus prominenten Experten aus Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz kann es wohl nicht sein. Wie aus der Opposition verlautet, steht in den (angeforderten) Sitzungsprotokollen dieser Kommission kaum etwas drinnen.
Wie Herr Dr. Beikircher in diesem Forum treffend geschrieben hat, würde wohl kein Virologe oder Epidemiologe die von LR Widmann vertretene „Interpretation“ der Zahlen unterstützen.
Unweigerlich muss ich an einen Satz von Herrn Prof. Gänsbacher denken, der im Frühjahr 2020 davon gesprochen hat, dass mittelmäßiges Personal mittelmäßige Entscheidungen trifft …

Fr., 29.01.2021 - 19:41 Permalink
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Seiwert Mario Fr., 29.01.2021 - 21:03

Florian reiht sich mit diesem Beitrag elegant ins Lager der wütenden Corona Panikmacher: düster warnend vor dem verheerenden Virus, wütend gegenüber Lockdown-kritischen Stimmen, und natürlich keinen blassen Schimmer von Folgen und Kollateral-Schäden von Lockdown Maßnahmen.

Vor allem aber: nicht mal im Ansatz der Versuch, mit konkreten wissenschaftlich belegbaren Zahlen-Daten-Fakten zu argumentieren. Nur frustriertes, wütendes Gejammere.

Für alle, die (im Gegensatz zu unserem Florian) konkrete Zahlen interessieren, ein kurzer Überblick der letzten 3 Wochen (Südtirol):
- Hospitalisationen: Tiefstand 354, Höchststand 418.
- Intensivstation: Tiefstand 23, Höchststand 32.

Dazu im Vergleich die mittleren November Wochen:
- Hospitalisationen: 545 bis 589
- Intensivstation: 37 bis 44

November waren also die KH rund 50% stärker ausgelastet als jetzt. Wir sind im Moment mit Zahlen unterwegs, die durchaus eine Lockdown-kritische Lesart nahelegen.

Aber solange es lockdown-fanatische Florians gibt, und solange sogar Salto Redaktion derartige Gastbeiträge veröffentlicht, wird es leider dauern.

Der Schaden für zahlreiche Unternehmer, ihre Angestellten und Familien ist enorm. Aber das interessiert unsere Florians bekanntlich nicht im geringsten.

Fr., 29.01.2021 - 21:03 Permalink
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Seiwert Mario Fr., 29.01.2021 - 22:32

Antwort auf von Manfred Gasser

Manfred, dieses pro-Lockdown Argument klingt im ersten Moment gut. Auf den zweite Blick weniger: warum wird bei Cov-19 jeder Todesfall so "vermeidbar" wahrgenommen, und man ist zum härtesten Lockdown bereit, um das ein oder andere Menschenleben zu retten?

Dieser Eifer ist bisher unbekannt: kleines Beispiel, in Italien sterben jedes Jahr 10.000 Menschen an Krankenhauskeimen, im internationalen Vergleich könnte man Tausende davon retten, wo bleibt da der Aufschrei? [viele weitere Beispiele...] Corona Todesfälle machen einen Bruchteil der gesamten Todesfälle aus, aber hier ist man bereit, zahlreichen Menschen die Existenzgrundlage zu nehmen, weil man glaubt ein paar Todesfälle vermeiden zu können.

Dabei übersieht man die kollaterale Todesfälle durch Lockdowns und viele weitere schlimme Folgen. Die schlimmste in meinen Augen: die häusliche Gewalt an Kinder und Frauen sind in Lockdown signifikant gestiegen: das ist der blutige Preis, den Lockdown Befürworter den Betroffenen aufhalsen. https://www.tagesschau.de/inland/coronakrise-gewalt-101.html

Verständnis für Zahlen und Statistik war leider nie eine unserer Stärken als Gesellschaft, mittlerweile haben wir leider auch noch Herz und Hausverstand über Board geworfen.

Fr., 29.01.2021 - 22:32 Permalink
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Albert Baekeland Fr., 29.01.2021 - 21:47

Antwort auf von Seiwert Mario

aja da sind ja noch die ganzen "nicht Covid-19 Patienten" z.B. Personen mit Krebsverdacht oder PlanOP`s" usw. die im KH nicht mehr behandelt werden können....ist fakt....und nur so am Randes....dann gibt es noch den Faktor Mutation...der Selektionsdruck auf das Virus steigt....deswegen würde ich mir fähige Politiker wünschen....und keine möchtegern TurboTrump`s....

Fr., 29.01.2021 - 21:47 Permalink
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Thomas Unterwinkler Fr., 29.01.2021 - 22:29

Antwort auf von Seiwert Mario

Okay, Herr Seiwert, dann also bis in den Herbst hinein mit einer Wocheninzidenz von 400 - 500 weitermachen, wenn ich Ihre Ausführungen richtig verstehe. Nur halt die Krankenhäuser sollten nicht ganz zu voll werden.
Das ist zweifellos das BESTE für die Südtiroler Wirtschaft!
Was sind das doch für unfähige, ahnungslose Gestalten in Deutschland, Österreich und weiteren Ländern, die das ganz anders angehen!
Aber hey - schließlich sind WIR in Südtirol die Allerbesten! War doch immer schon so!

Fr., 29.01.2021 - 22:29 Permalink
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Seiwert Mario Fr., 29.01.2021 - 23:06

Antwort auf von Thomas Unterwinkler

Thomas, in der Tat gibt es (auch) in den Nachbarländern einige unfähige, ahnungslose Gestalten am Werk.

Politik und Medien haben sich eben darauf eingeschossen, die "Positiven" = "Infizierten" zu zählen. Nur stimmt die Rechnung halt nicht, weil die Anzahl der Tests nicht mitberücksichtigt wird.

Aber das versteht nur, wer (endlich) erkennt, dass die Wocheninzidenz keine direkte Korrelation zur Zahl der Hospitalisierungen hat.

Was entscheidend ist, sind Krankenhaus Aufenthalte. Sieh dir einfach mal die Hospitalisationen der letzten 7 Tage an: 409 - 404- 418 - 405 - 395 - 386 - 389 (Stand heute). Momentan gibt's kein Wachstum und keine Zunahme, so schlecht läufts also nicht, auch wenn ihnen das jetzt nicht gefällt.

Fr., 29.01.2021 - 23:06 Permalink
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Thomas Unterwinkler Sa., 30.01.2021 - 00:26

Antwort auf von Seiwert Mario

1.) Nur weil ständig wiederholt wird, wie wichtig die Anzahl der Tests ist und wieviel mehr Südtirol testet als andere, wird das nicht wahrer. Wie ich ein Stück weiter oben - mit Nachweisen - beschrieben habe, testet Südtirol nicht mehr als andere, hat aber im Vergleich mit Regionen, die gleich viel testen, ein deutlich schlechtere Positivitätsrate. Letzteres ist das relevante Kriterium - und nicht die Anzahl der Neuinfizierten und der Tests.
2.) Die Testgenauigkeit der in Südtirol vielfach verwendeten Antigentests lässt zu wünschen übrig, insbesondere was die Falsch-Negativen betrifft. Die Situation ist also noch wesentlich schlimmer als es die Zahlen darstellen.
3.) 400 Hospitalisierte und insgesamt mehr als 5.000 Infizierte sind deutlich zu viele. Covid-19 ist noch nicht zur Gänze erforscht; es mehren sich jedoch die Hinweise auf langanhaltende multisystemische Auswirkungen (sog. Long-Covid). Diese können nicht nur bei Hospitalisierten und Älteren auftreten, sondern auch jüngere Patienten mit leichten Verläufen betreffen. Es ist daher unverantwortlich, große Teile der Bevölkerung einem Virus auszusetzen, das noch nicht vollständig verstanden ist.
4.) In anderen Ländern (dort, wo nach Ihrer Auffassung die Unfähigen und die Ahnungslosen am Werk sind) beschäftigt man sich intensiv mit den möglichen Folgen der zuletzt aufgetretenen ansteckenderen Virusvarianten. Es ist common sense, dass man nur dann eine Chance hat, diese Varianten einzudämmen, wenn man von einer niedrigen Zahl von Infizierten ausgeht. Aber über den Brenner werden die britische und die südafrikanische Variante, die in Nordtirol bereits nachgewiesen wurden, sicher nicht kommen, da kann man beruhigt sein!

Sa., 30.01.2021 - 00:26 Permalink
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M Ma Sa., 30.01.2021 - 07:44

Antwort auf von Thomas Unterwinkler

1) Die Regionen die gleich viel Testen (Österreich), sind aber seit 3 Monaten im Totallockdown. Was aber zählt ist doch einzig und allein, die Belastung für das Gesundheitssystem. Und da stehen wir, im Verhältnis zu den Freiheiten die wir haben gar nicht mal so schlecht dar. Zudem stagnieren diese in den letzten Tagen, ähnlich wie bei uns.

2) Die Falsch-Negativen im vergleich zum PCR-Test sind relativ hoch. Jetzt kommt das große Aber. Der PCR-Test zeigt aber nicht an, ob man gerade infektiös ist, sondern ist auch noch lange Zeit danach Positiv. Zum Zeitpunkt, wo man Infektiös ist, ist der Antigen hervorragend geeignet.
Legt dazu einfach folgende Graphen übereinander:
https://img.nzz.ch/2020/8/14/26e4f141-c33c-477d-99b1-b486dd275c6b.png?w…
https://media.nature.com/lw800/magazine-assets/d41586-020-02661-2/d4158…
Das heißt hier werden 94% erkannt und ob die anderen 6% die mit PCR Positiv getestet werden, auch ansteckend sind dazu gibt es noch wenig Studien.

3) Dem musst du aber die folgen die ein Lockdown hat gegenüberstellen. Vor allem für die Kinder und Jugendlichen. Ob da am Ende nicht die Schäden durch den Lockdown, vor allem die psychischen, aber auch die soziale Entwicklung der Kinder, schwerer wiegen?

4) Auch hier ist einzig und allein die Krankenhausauslastung wichtig. Das heißt zu dem Zeitpunkt, wenn die neue Variante durchstartet, sollten die Krankenhäuser nicht voll mit Patienten der alten Variante sein. Zudem haben wir in Südtirol mittlerweile ca. 25-30% die, die "alte" Variante durchgemacht haben und somit Immun sind, hinzu kommen rund 4% geimpfte. Dies senkt den Rt um ziemlich genau das, was die britische Variante ihn steigen lässt.

Sa., 30.01.2021 - 07:44 Permalink
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Thomas Unterwinkler Sa., 30.01.2021 - 12:59

Antwort auf von M Ma

Ich beschränke mich bei meiner Antwort auf Ihren Punkt 4, weil allein schon da mehr als genug Fehler und Halbwahrheit enthalten sind.
- In keinem Land in Europa ist die Anzahl der Hospitalisierten das einzige und alleinige Kriterium der Bewertung, ob die Pandemie unter Kontrolle ist oder nicht. In Österreich (das weitaus größere Krankenhauskapazitäten als Südtirol zur Verfügung hat) hat man es im Herbst in diese Richtung versucht - und hat diesen Weg reumütig wieder verlassen.
- Die Krankenhäuser sind derzeit aber voll mit Patienten der alten Variante. Zumindest sind sie so voll, dass bereits geplante Eingriffe verschoben werden müssen, weil insbesondere Pflegepersonal auf die Covid-Stationen abgezogen werden muss.
- In Südtirol haben nicht 25-30 % die alte Variante durchgemacht, sondern offiziel 6 %. Geht man von einer sehr großzügigen Dunkelziffer aus, sind es vielleicht insgesamt 10 %. Von denen, die die Infektion im Frühjahr 2020 hatten, haben einige wahrscheinlich die Immunität schon wieder verloren.
- Von den 4 % Geimpften, die Sie ansprechen, haben die meisten erst die erste Dosis erhalten, sind also noch nicht immunisiert.
- Über den Satz mit der Senkung des Rt hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens.
Ein wenig Geduld, in ein paar Monaten werden wir ja sehen, ob Südtirol oder Deutschland und Österreich besser dastehen, und das meine ich nicht nur auf die Gesundheitslage bezogen, sondern insbesondere auch gesellschaftlich, kulturell und wirtschaftlich.

Sa., 30.01.2021 - 12:59 Permalink
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M Ma Sa., 30.01.2021 - 14:26

Antwort auf von Thomas Unterwinkler

Na dann liefre ich mal Fakten, dann sehen wir wer hier Halbwahrheiten liefert.

- Die Dunkelziffer, dass nur jede 2. Infektion entdeckt wird ist nicht großzügig sondern mehr als realitätsfremd. Das RKI geht von einem Faktor von 4-6 aus.
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/dunkelziffer-corona-neuinfektion…
Die Immunität geht der aktuellen Studienlage zufolge nicht verloren: https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/749681.html

- Ok, 3% sind durch die Impfung immunisiert. 0,92% haben bereits die 2. Impfung bekommen. 4,2% die erste. Der Biontec-Impfstoff hat nach der ersten Dosis eine Wirksamkeit von 52%. Also 0,92 + 4,2 * 0,52 = 3,1%

- Bezüglich R. Warum? Die Nettoreproduktionszahl errechnet sich aus R0 * S/N. S ist dabei Anzahl „suszeptibler“ Personen, also die die für die Ansteckung empfänglich sind.

Also bitte, ich warte auf eine Gegendarstellung.

Sa., 30.01.2021 - 14:26 Permalink
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Thomas Unterwinkler Sa., 30.01.2021 - 20:27

Antwort auf von M Ma

Im Juli 2020 hatten nach einer recht gut gemachten Studie von ASTAT, Sanitätsbetrieb und Claudiana ca. 2,9 % der Südtiroler Antikörper gegen Sars-CoV-2 (https://www.stol.it/artikel/chronik/erhebung-ueber-covid-19-in-suedtirol). Nach Ihrer Auffassung hätte sich diese Zahl in einem halben Jahr verzehnfacht (!) - und das, obwohl wir bis Mitte Oktober niedrige Infektionszahlen hatten. Das ist äußerst unwahrscheinlich!
Ein Faktor 4-6 war im Frühjahr realistisch, als sehr wenig getestet wurde. Mit den vielen Tests, die seit einigen Monaten durchgeführt wurden, ist die Dunkelziffer wesentlich niedriger.
Auf die Geimpften treffe ich ja kaum, wenn ich der Arbeit nachgehe, mit dem Zug fahre oder in einen Supermarkt gehe. Denn geimpft wurden bisher das Sanitätspersonal und die Bewohner von Altersheimen - was gut und richtig ist.
Also wenn sich die britische Variante in Südtirol tatsächlich ausbreiten sollte - die besten Voraussetzungen dafür wären ja gegeben -, dann wird sie von den Geimpften und denen, welche die Erkrankung bereits durchgemacht haben, nicht wesentlich gebremst werden. Leider.
Damit man sich ein besseres Bild machen kann: Nach Berechnungen des renommierten European Bioinformatics Institute wird die britische Variante für sechs- bis achtmal mehr Corona-Fälle im Monat sorgen als das herkömmliche Virus.
Wie lange die Immunität nach durchgemachter Infektion anhält, ist strittig.
https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(20)3078…
Saisonale Coronaviren induzieren eine kurze Immunität, bei Sars-CoV-1 und MERS-CoV ist das anders. Man wird sehen, zu welchen Ergebnissen die Forschung am Ende kommt. Vorsicht ist jedenfalls geboten, auch weil Immunität gegen das ursprüngliche Virus nicht unbedingt Immunität gegen Varianten bedeuten muss.
Noch ein letzter Punkt, weil Sie ja des Öfteren geschrieben haben, welch schreckliche Folgen ein Lockdown hätte. Stand heute sind in Südtirol 13.982 Personen in Quarantäne. Denken Sie mal nach, wie es den davon betroffenen Familien geht. Denn die dürfen nämlich - im Gegensatz zur Situation in einem Lockdown - tatsächlich das Haus nicht verlassen.
So, damit beende ich meine Aktivität in diesem Thread - die Positionen sind zu festgefahren, das bringt nicht mehr viel!
Schönes Wochenende & alles Gute!

Sa., 30.01.2021 - 20:27 Permalink
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Seiwert Mario Sa., 30.01.2021 - 09:38

Antwort auf von Thomas Unterwinkler

@Thomas Das entscheidende Kriterium sollten die Hospitalisationen sein, im Verhältnis gesetzt zur Versorgungssicherheit, Punkt. Und 400 Hospitalisationen in Südtirol bedeutet, dass weniger als 1 pro 1.000 (!!!) Einwohner im KH liegt, und weniger als 1 von 20.000 muss intensiv behandelt werden. Von den 400 Hospitalisationen sind zudem der Großteil unbedenkliche Verläufe. Ich denke also, beim jährlichen SABES-Budget von gut 1.300.000.000,- € 1,3 Milliarden Euro) sollte man diese Betreuung stämmen können.

Zur Angst vor Spätfolgen oder "möglichen gefährlichen Varianten": wenn man zum Schutz vor Spätfolgen durch Rauchen, übertriebenem Alkoholkonsum, ungesundem Lebenswandel oder auch von anderen Atemwegserkrankungen ähnlich angsterfüllt handeln würde, müssten wir gleich die halbe Bevölkerung dauerhaft einsperren. Diese Angst vor Spätfolgen ect. hat erst seit Cov-19 Hochsaison.

Die Kollateralschäden von Lockdowns, von Vereinsamung und Perspektivlosigkeit bei Kindern/Jugendlichen über sozioökonomische Folgen der kommenden Konkurswelle bis zum erwiesenen Anstieg der häuslichen Gewalt (!!!), nehmen Lockdown Fans anscheinend problemlos in Kauf.

Sa., 30.01.2021 - 09:38 Permalink
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Martin Koellen… Sa., 30.01.2021 - 11:00

Antwort auf von Seiwert Mario

Die meisten der Lockdownbefürworter, die ich kenne, haben Angst um sich selbst oder ihre Lieben und nicht das Wohl der gesamten Gesellschaft im Auge.
Diejenigen, die bereits ihre Impfung erhalten haben, sind deutlich entspannter worden.
Egoismus unter dem Deckmantel der Pandemiebekämpfung

Sa., 30.01.2021 - 11:00 Permalink
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Martin Federspieler Fr., 29.01.2021 - 22:05

Hätte mir von Herrn Kronbichler auch etwas besseres erwartet. Mir ist der Herr vom HGV auch alles andere als sympatisch, aber ich geb ihm recht, es bringt nichts die Gastronomie als Prügelknabe zu behandeln (Geschäfte bleiben offen). Ich wär auch für Schluss mit dem Schließen, Situation in Spitälern ist im Griff, mit immer mehr Geheilten und Geimpften u. den besseren Masken dürfte es zu keinem rasanten Anstieg mehr kommen. Die Aussage bzgl. Schülern finde ich mit deren vier zuhause eine Frechheit, Herr Flor.
lg

Fr., 29.01.2021 - 22:05 Permalink
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M Ma Fr., 29.01.2021 - 22:52

Als privilegierter, alter weißer Mann mit üppiger Pension lässt sichs leicht nach Lockdown schreien.

Fr., 29.01.2021 - 22:52 Permalink
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Luis Durni Sa., 30.01.2021 - 07:19

Am Anfang der Pandemie war das Wichtigste: die Krankenhäuser nicht überlasten.
Hat jemand in Südtirol inzwischen ein Militärlasterkonvoi mit Särgen hier gesehen?
Die Einzige nicht leicht fälschbare Statistik der Übersterblichkeit, zeigt uns: auch intelligentere Nachbarländer, haben darauf fast keinen Einfluss.
Panikmache hilft uns am wenigsten, die drei Hygienemaßnahmen machen unseren Hausverstand am wenigsten Probleme und diese werden uns noch ein Weilchen begleiten....

Sa., 30.01.2021 - 07:19 Permalink
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Don Quijote Sa., 30.01.2021 - 08:58

Wenn man das alles so liest, dann könnte man meinen es gibt immer nur eine Lösung: Lockdown!
Die AHA-Regel funktioniert nur bedingt, weil sie nicht überall angewandt werden kann oder wird.
Die Immuni-App, die im Sommer so hoch angepriesen wurde, ein Flop.
Neuerlicher Lockdown im Herbst.
Der Massentest ein Reinfall, doch das wollen die Verantwortlichen nicht wahrhaben.
Der Impfstart mit Winterbeginn will auch nicht so recht in die Gänge kommen, außer in jenen Ländern die es sich leisten können und nur auf sich schauen.
Im Winter jetzt der neuerliche Lockdown und Einstufung als Hochrisikogebiet. Da kommen die 77 Millione Euro für Brand Südtirol ja gerade recht.
Haben wir seit vorigem Frühjahr wirklich nichts dazugelernt?
Wann wollen die Verantwortlichen endlich wahrhaben, dass ohne ein funktionierendes Contact-Tracing die Ausbreitung nicht auf ein vernünftiges Maß gedrückt werden kann?
Denn begleiten wird uns dieses Virus mit all seinen Auswirkungen noch jahrelang!
Alles andere ist blauäugiges Geschwätz, so wie "es wird keinen weiteren Lockdown mehr geben".

Sa., 30.01.2021 - 08:58 Permalink
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M Ma Sa., 30.01.2021 - 09:26

Antwort auf von Don Quijote

Dass der Massentest nichts gebracht hat würde ich mal nicht behaupten. Oder kannst du Beispiele bringen, wo die Infektionszahlen innert kurzer Zeit so schnell gesenkt werden konnten? Er war nicht der All Heilbringer wie von vielen Medien leider angekündigt, aber er war die bisher effektivste Waffe gegen das Virus.

Contact Tracing, kann ich aus eigener Erfahrung sagen, funktioniert in Südtirol mittlerweile nicht so schlecht. Zumindest das der Hausärzte.

Sa., 30.01.2021 - 09:26 Permalink
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Profil für Benutzer Mumelter Georg
Mumelter Georg Sa., 30.01.2021 - 09:58

Antwort auf von M Ma

Sicher hat er was gebracht, aber nicht entscheidend wie der Lockdown im November. Da freiwillig gab es wahrscheinlich eine große Gruppe von Ignoranten die mit Covid rumrennen und aus Angst vor Quarantäne sicher nicht zur Test gingen. Und natürlich auch einige wo der Test in der Inkubationszeit noch nicht angeschlagen hatte.
Studien sehen solche Massentests bei GEsamtbevölkerung bzgl. Aufwand Nutzen kritisch. Erst in Situatinen wo die erwartete Inzidienz deutlich höher ist als die Spezifitätslücke von ~0,5% ist es angeraten. 0,5% entspricht mit dem mittleren Erkennungsfenster von 7 Tagen eben 500 Neuinfizierten pro 100t EW pro Woche.
Denke aktuell werden die Schnelltests sinnvoll eingesetzt und tragen sehr viel bei in Südtirol.

Sa., 30.01.2021 - 09:58 Permalink
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Don Quijote Sa., 30.01.2021 - 10:32

Antwort auf von M Ma

"Oder kannst du Beispiele bringen, wo die Infektionszahlen innert kurzer Zeit so schnell gesenkt werden konnten?"
Gerne!
https://www.salto.bz/de/article/16122020/massentests-ohne-wirkung-bis-j…
Der Lockdown im November hat etwas gebracht, nicht der Massentest.
Die Infektionszahlen sind bereits Wochen vor dem Massentest zurückgegangen, konnten aber nie unter die Werte Italiens oder die der Nachbarprovinzen gedrückt werden, auch nicht mit der Massentesterei.

Sa., 30.01.2021 - 10:32 Permalink
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M Ma Sa., 30.01.2021 - 10:55

Antwort auf von Don Quijote

Vergiss den Vergleich der Infizierten, (ja ich weiß, hab im vorherigen Post auch Infektionszahlen geschrieben), vergleich die Hospitalisierungen. Da sieht man das wahre Ausmaß.
Mitte November - Weihnachten
Südtirol: 480 - 160
Trient: 370 - 350
Veneto: 1900 - 2600

Sa., 30.01.2021 - 10:55 Permalink
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Profil für Benutzer Julia D.
Julia D. Sa., 30.01.2021 - 17:32

Antwort auf von M Ma

Die Südtiroler Zahlen kann man hier aber nicht so einfach vergleichen, denn Südtirol hat vor dem 10. Dezember die Patienten in den Krankenhäusern und Privatkliniken summiert an das italienische Gesundheitsministerium gemeldet. Danach wurden nur mehr die Patienten in den Krankenhäusern gemeldet. So scheinen am 9. Dezember 397 Patienten auf, am nächsten Tag dann nur mehr 239.
Wenn man nur die Patienten in den Krankenhäusern berücksichtigt, war der Höchststand am 16. November mit 369. Danach sind die Zahlen bis Weihnachten stetig gesunken: z.B. wurden am Samstag 21. November (am Wochenende des Massentests) nur mehr 311 Personen in den Krankenhäusern gemeldet. Wenn man bedenkt, dass die Hospitalisierungen dem Infektionsgeschehen hinterherhinken, kann man, meiner Meinung nach, schon sagen, dass nicht der Massentest der entscheidende Faktor war, sondern wohl doch eher der Lockdown.

Sa., 30.01.2021 - 17:32 Permalink
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M Ma Sa., 30.01.2021 - 17:46

Antwort auf von Julia D.

Ja stimmt, das mit den Privatkliniken hab ich übersehen. Im Vergleich zu den anderen Regionen ist die Hospitalisierung in Südtirol trotzdem um ein vielfaches zurückgegangen.
Währen die Anzahl der Positiven im Verhältnis zu den anderen Regionen nicht viel gesunken ist.

Sa., 30.01.2021 - 17:46 Permalink
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Martin Koellen… Sa., 30.01.2021 - 20:09

Antwort auf von Peter Gasser

Warum nicht an Covid erkrankte auf Covid Abteilung aufgenommen werden?
Wenn ich mir das Bein breche, komme ich auf die Orthopädie. Wenn mein Abstich positiv ist, auf die Covid Station, selbst wenn ich asymptomatisch bin (um nicht Zimmergenossen oder Personal anzustecken).
Wenn ich alt bin und es zu Hause alleine nicht schaffe, komme ich nach der Operation in die Reha Klinik. Wenn mein Abstrich positiv ist, selbst wenn ich asymptomatisch bin, in die Covid Klinik.
Wenn ich einen schweren Unfall habe, komme ich auf Intensiv. Wenn der Abstrich positiv ist, sie wissen schon...
Ich kann mir vorstellen, dass dies auch bei Blinddarm, Herzinfarkt oder anderen Erkrankungen so gehandhabt wird.
Es mag sogar den einen oder anderen geben, der ins Krankenhaus aufgenommen wird, nicht weil er schwer krank ist, sondern weil er es zu Hause nicht mehr schafft, und kein Platz im Altersheim frei ist.

Sa., 30.01.2021 - 20:09 Permalink
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Peter Gasser Sa., 30.01.2021 - 20:13

Antwort auf von Martin Koellen…

“Wenn ich mir das Bein breche, komme ich auf die Orthopädie. Wenn mein Abstich positiv ist, auf die Covid Station, selbst wenn ich asymptomatisch bin (um nicht Zimmergenossen oder Personal anzustecken)”: das ist doch absolut schlüssig. Sie würden es anders machen?
Und wie groß schätzen Sie den Anteil der Beingebrochenen auf den Covidstationen?

Sa., 30.01.2021 - 20:13 Permalink
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Martin Koellen… So., 31.01.2021 - 09:23

Antwort auf von Peter Gasser

Sie irren, doppelt.
Erstens können Sie meinem Beispiel nicht folgen, da ich weiß und Sie nicht, also schätzen müssen.
Zweitens ist es für die Einschätzung der Corona-Situation sehr wohl irreführend, wenn asymptomatische Patienten, die wegen anderer Pathologien im Krankenhaus sind, als stationär = schwere Covidverläufe gelistet werden, anstatt als Schenkelhalsfraktur mit positivem Abstrich - oder gar nicht:
bisher haben Schenkelhalsfrakturen niemanden interessiert, obwohl ihr Impact auf die Lebenserwartung beim älteren Patienten höher ist als der von Corona.
Die Einschätzung der Belastung des Sanitätssystems durch Corona (und darum ging es doch ursprünglich) sollte sich auf die Belastung durch Corona beschränken, und nicht Patienten mit einschließen, die sowieso im Krankenhaus wären, selbst wenn es Corona nie gegeben hätte.

So., 31.01.2021 - 09:23 Permalink
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Peter Gasser So., 31.01.2021 - 11:23

Antwort auf von Martin Koellen…

1. Wenn Sie nicht schätzen müssen, sondern “wissen”, dann beantworten Sie doch die oben gestellte Frage, deren Antwort Sie “wissen”, wie Sie sagen: ‘Und wie groß schätzen Sie den Anteil der Beingebrochenen auf den Covidstationen?‘
2. Ein besetztes Bett in der Covid-Station ist ein besetztes Bett in der Covid-Station.

So., 31.01.2021 - 11:23 Permalink
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Don Quijote Sa., 30.01.2021 - 10:35

Antwort auf von M Ma

"Contact Tracing, kann ich aus eigener Erfahrung sagen, funktioniert in Südtirol mittlerweile nicht so schlecht. Zumindest das der Hausärzte."
Wie funktioniert das der Hausärzte?
Das des Sanitätsbetriebes beschränkt sich jedenfalls nur auf die im Haushalt lebenden Personen. Kein Wort davon, dass man die Kontakte der letzten 7 Tage informieren sollte.

Sa., 30.01.2021 - 10:35 Permalink
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M Ma Sa., 30.01.2021 - 10:58

Antwort auf von Don Quijote

Man gibt die Kontakte der letzten Tage an und der Hausarzt testet diese mit Schnelltest. Nach ein paar Tagen nochmals. Gleichzeitig schickt er diese 10 Tage in Quarantäne und schreibt sie krank. Nach 10 Tagen wird zusätzlich noch ein PCR gemacht.
So jedenfalls in meinem Umfeld.

Sa., 30.01.2021 - 10:58 Permalink
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Don Quijote So., 31.01.2021 - 23:12

Antwort auf von M Ma

"Man gibt die Kontakte der letzten Tage an und der Hausarzt testet diese mit Schnelltest. ... Nach 10 Tagen wird zusätzlich noch ein PCR gemacht."
Man munkelt, dass die Infizierten doppelt gezählt werden, zuerst positiv mit Antigentest und nach 10 Tagen nochmals positiv mit PCR-Test.
Die richtige Zahl der positiv getesteten Personen wäre dann wohl jene auf der Seite der Südtiroler Landesverwaltung. http://www.provinz.bz.it/sicherheit-zivilschutz/zivilschutz/aktuelle-da…
Oder doch jene, die auch hier veröffentlicht wird? https://www.salto.bz/de/data-coronavirus
Irgendwas scheint jedenfalls nicht zu stimmen, aber so genau nimmt man das scheinbar nicht.
Das Volk soll die Regeln einhalten und damit basta!

So., 31.01.2021 - 23:12 Permalink
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Mumelter Georg Sa., 30.01.2021 - 09:52

Exzellenter Kommentar.
Sowohl in Politk als auch bei vielen Bürgern herrscht eine Abstumpfung und auf Südtirol begrenztes Scheuklappendenken sondergleichen. Es scheint als ob die Pandemie eine prägnante Schwäche Südtirols mit dem Brennglas ins Rampenlicht bringt.

Denn bei allen Stärken war das Thema Gesundheit immer schon als wenig wichtig in vielen "Ummen letzen isch ned schod"-Sturschädeln zwischen Brenner und Salurn verankert.
Wer erinnert sich noch: Eine miese Erste Hilfe, monatelanges Warten auf Termine, ganze 37 Intensivbetten auf Niveau Süditalien wenn überhaupt.
Das Gutbürgertum fuhr nach Innsbruck, München zum Spezialisten, komplexe Eingriffe macht Verona. Natürlich gibt es auch sehr gute Abteilungen und Ärzte - glücklich der der sie kennt.

Jetzt vergleicht man in Politik und manchen Kommentaren den aktuellen Zustand als "ok", weil die Zahlen ja besser als in der europaweit katastrophalsten Lage im November sind - aktuell bei grob 250 (von ~2000 Normalbetten) und 30 (von 70?) Intensivpatienten - aber für nur EINE Krankheit.

Zum Vergleich übern Tellerrand: zu Weihnachten wurde über den Notstand in München heftig debattiert und für alle Parteien sowie Klinikleitern war dies eine katastrophale Situation. Die Zahlen der Notlage in München:
450 (von 20.000) Normalbetten und 150 (von 600) Intensivbetten bei Einzugsgebiet von grob 3Mio (also Faktor 6 Südtirol).
Das heißt bei den aktuellen Zahlen von Südtirol würden zu recht alle jenseits des Brenners ausflippen (bis auf die AFD).
Und das ist bis auf die Schweiz überall die vorherrschende Meinung dass Inzidenzen über dem Kontaktverfolgunsnvieau (~25/100t EW/7T) brandgefährlich sind, ebenso der ernstzunehmenden Wissenschaft (nein immer derselbe Virologe bei Lanz ist keine Wissenschaft).

Südtirol hätte im September und dann nochmal im Dezember die einmalige Chance gehabt mit Fleiß und Vorsicht eine Nichtrisikoregion mit Touris zu bleiben, Geld zu verdienen, tolles Image zu haben und das Niveau mit guter Test und Nachverfolgung wie im Sommer lange zu halten.
So wird über Südtirol und die Schweiz fast jeder Epidemiologe nur mehr den Kopf schütteln. Ich wäre gespannt auf soziologische Studien warum es diese Gesundheitsignoranz vor wie in der Pandemie gibt.
Aktuell frustiert es mich sehr und ich wünsche allen hier nur dass sie gesund bleiben.

Sa., 30.01.2021 - 09:52 Permalink
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Seiwert Mario Sa., 30.01.2021 - 10:27

Antwort auf von Mumelter Georg

Noch so ein Lockdown Athlet.

Verzeiht mir, wenn ich diesen Beitrag so oft kommentiere, aber ich verliere bei diesem Mangel an Hausverstand und vollständigem Fehlen von Herz für die Schwächsten unserer Gesellschaft einfach die Fassung.

Stolz darauf, dass in München nur 450 Normalbetten belegt sind, Ohren zu vor andersdenkenden Wissenschaftlern (..."immer derselbe Virologe bei Lanz"...) und vor allem: Augen zu vor den Folgen der Lockdown Kultur.

Herr Mumelter, hier ein paar Fakten aus unseren Nachbarländern:
- Wien: Kinderpsychatrie voll https://orf.at/stories/3199155/ (richtig gelesen: NICHT die Covid-Station ist voll, sondern die KINDERPSYCHIATRIE)
- Bayrischer Kindeschutzbund: 70% der Kinder/Jugendlichen fühlen sich seelisch belastet https://www.br.de/nachrichten/bayern/jugend-im-corona-lockdown-eine-jun…
- Weißer Ring über Kindesmissbrauch und häusliche Gewalt https://www.tagesschau.de/inland/coronakrise-gewalt-101.html

All dies sind Folgen der strengen Gangart unserer Nachbarländer.

Sie Herr Mumelter, und jeder der sich für eine strenge Lockdown-Kultur einsetzt, begünstigen diese horrende Entwicklung zu Lasten der schwächsten in unserer Gesellschaft.

Sa., 30.01.2021 - 10:27 Permalink
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Mumelter Georg Sa., 30.01.2021 - 23:37

Antwort auf von Seiwert Mario

Lieber Herr Seiwert,
es wäre mir lieb wenn sie nicht persönlich werden und Falschaussagen in den Mund legen. Jeder von uns ist genervt, dafür habe ich vollstes Verständnis - für flotte Anfeindungen aber nicht. Ich bin einfach überzeugt dass Sie das Pferd von hinten aufzäumen, indem Sie die Maßnahmen anstatt das Nicht-Ausbremsen des Virus als zentrales Problem sehen.
Also, ich bin weder Lockdown Athlet (was soll das sein?) noch freue ich mich über die Maßnahmen, ich habe auch Kinder. Ich habe mich sehr geärgert dass Sie mir unterstellen ich sei stolz darauf, dass München nur 450 Betten belegt hatte. Nein ich fand es schlimm dass augrund eines halbherzigen Lockdowns 150 Intensivbetten, zig Tote nötig waren und eben Kollateralschäden stattfanden als Notärzte bis zu 1,5h herumirren mussten, weil IVENA nirgends mehr freie Betten für andere lebensbedrohliche Krankheiten meldete.
Der Punkt - nochnal ausgeführt - dass es schon sehr seltsam ist dass Südtirol mit 250/32 Covid-Betten kein Problem haben soll und München eine Notlage bei 450/150 sieht - sind aus Ihrer Sicht die Verantwortlichen nördlich des Brenners alles herzlose Panikdeppen? Das kritisiere ich eben - in Südtirol meint man oft alle anderen sind deppat und das kleine Land mit kaum wissenschaftlicher Expertise hat die Weisheit mit Löffeln gefressen.
So genug der müsigen Verteidigung.

Natürlich zahlen die Kinder drauf, ebenso wie Gastronomien/Hoteliers/Künstler und Co.
Aber ich verzweifle an vielen wirklich mir lieben Mitmenschen dass der Hausverstand im Gegensatz zu Mathe und Epidemiologie nicht schafft das ganze als System zu begreifen.
Nämlich dass hohe Inzidenzen viel schwerer und mit mehr Kollateralschäden für Schule/Wirtschaft gehalten werden können als niedrige und dadurch dieses Leid entsteht dass Sie ja auch nennen. Für einen loderenden Brandherd brauche ich viel mehr Wasser als für ein paar Glimmnester hie und da, da gibts dann den Wasserschaden um zumindest zu verhindern dass das ganze Dorf abbrennt.

Abgesehen von dieser nüchternden Betrachtung macht es mich traurig wenn Sie meinen, dass die gesundheitlichen Kollateralschäden von Covid-Bekannten und die Angst der aufgeklärten Bekannten, Kinder zur Schule oder KiGa zu schicken, nicht auch für Sie zählen.

Und wie beim Klimawandel mag schon etwas dran sein wenn die Mehrheit der Virologen/Epidemiologen zur Vorsicht rät und selbst Unternehmer wie Wirtschaftswissenschaftlicher zur Eindämmung der Inzidenzen raten. Klingt cool wenn einer wie Streeck sich gegen die Mehrheit stellt (dann wieder zurückrudert), aber cool ist nicht automatisch ein Widerlegen des Wissenschaftsstandes. Seine Gangeltstudie musste auch in einer vielbeachteten Metastudien (Age prevalence in IFR) rausgeschmissen werden.

Attestieren Sie mir nicht fehlendes Herz und benutzen Sie nicht die erhöhten Kindermissbrauch Ihre für persönliche Einstellung zu Krankheit und natürliche Selektion als Weg zu sozialer Gerechtigkeit, ich tue das ebenso nicht für ein schärferes Eindämmen von Covid und endlich mehr Rücksicht der Bevölkerung um mit Nachhaltigen Lockerungen auch genau diese Kollateralschäden niedrig zu halten.
Wir wünschen uns dasselbe, mein naturwissenschaftliches Verständnis und der Hausverstand sagen mir dass das inden nächsten Wochen in Südtirol nicht gut geht. Sie können mich gerne (fachlich anstatt persönlich) kritisieren wenns nicht so kommt, den Preis bezahle ich liebend gern!
Bleiben Sie gesund.

Sa., 30.01.2021 - 23:37 Permalink
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Seiwert Mario So., 31.01.2021 - 14:01

Antwort auf von Mumelter Georg

Das Virus hat sich eine ganz bestimmte Risikogruppe "ausgesucht".

Ein Lockdown ist ein harter Eingriff in das gesellschaftliche Gleichgewicht, verschiebt den "Schaden" den das Virus (potenziell) anrichtet von der eigentlichen Risikogruppe auf andere.

Die, die jetzt den teuersten Preis bezahlen, sind Kinder und Frauen in schwierigen Familiensituationen. Die hässlichsten Folgen sind, wie bereits erwähnt, exorbitante Anstiege an Fällen häuslicher Gewalt und schweren psychischen Problemen bei Kindern.

Meine Aussage war als objektive, empirische Beobachtung zu verstehen: JEDER der sich für eine strenge Lockdown-Kultur einsetzt, begünstigen diese horrende Entwicklung zu Lasten der Schwächsten in unserer Gesellschaft. Da brauchen wir nicht um den heißen Brei herumzureden, das ist ein Fakt.

Letzte Woche 8:15 im meinem lokalen Sanitätssprengel: Dutzende 60+ stehen Schlange um irgendwelche Blutproben abzuholen. Vor der Apotheke: dasselbe Bild. Kürzlich mal wieder zu Stoßzeiten in Bozen den Bus benutzt: vollgedrängt, Großteil 60+.

DAS sind Orte wo strenge Maßnahmen zum Schutz der Risikogruppe möglich wären, sinnvoll wären, und in viel zu geringem Maße umgesetzt werden. Nicht einfach blind Unternehmen - die Stützen unserer Gesellschaft - dicht machen, und mit künstlichen Maßnahmen den Schaden auf die Schwächsten verschieben.

Die harte, unbequeme Wahrheit: mehr Lockdown, mehr psychische und physische Gewalt an Frauen und Kindern.

Ich kann es nicht fassen, dass man sich das Recht nimmt zu beschließen, dass diese unnatürlich Verschiebung des "Schadens" der richtige Weg für uns ist.

So., 31.01.2021 - 14:01 Permalink
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Peter Gasser So., 31.01.2021 - 14:44

Antwort auf von Seiwert Mario

Dieser Beitrag ist meiner Ansicht nach sehr zynisch, da er “psychische und physische Gewalt an Frauen und Kindern” instrumentalisiert, um im Pandemiegeschehen die Ökonomie gegen die Gesundheit auszuspielen.
Dabei ist längst erarbeitet, dass sich Gesundheit und Ökonomie mit geeigneten Maßnahem gegenseitig schützen und stützen, und nur im gemeinsamen Schutz ein möglichst geringes Maß an allgemeinem Schaden entsteht.

So., 31.01.2021 - 14:44 Permalink
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Seiwert Mario So., 31.01.2021 - 15:55

Antwort auf von Peter Gasser

Es geht nicht um "Ökonomie vs Gesundheit" sondern darum, dass die Folgen von kontinuierlichen Lockdowns mitunter schlimmer ausfallen, als es ohne Lockdowns der Fall wäre, und das zu Lasten der Schwächsten der Gesellschaft.

Dass der Vorwurf der Instrumentalisierung fällt, wenn im Kontext der Diskussion von Lockdown Maßnahmen psychische und physische Gewalt an Frauen und Kindern angesprochen wird, unterstreicht die Problematik.

So., 31.01.2021 - 15:55 Permalink
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Peter Gasser So., 31.01.2021 - 16:04

Antwort auf von Seiwert Mario

Sie schreiben: “... die Folgen von kontinuierlichen Lockdowns mitunter schlimmer ausfallen, als es ohne Lockdowns der Fall wäre...”.
Dieser Satz ist lediglich eine Behauptung; woher wollen Sie das “wissen”, ich finde dies nirgends irgendwie belegt?
Das aktuelle Zeitgeschehen zeigt das Gegenteil: dass wir ohne Lockdowns heute portugiesische Dramatik hätten, eine empirische & nackte Tatsache.
.
(in Australien wurde grad ein Lockdown über Perth verhängt, wegen EINES Coronafalles - ich nehme an, Sie schützen damit vor allen Alte, Frauen, Kinder und die Wirtschaft).

So., 31.01.2021 - 16:04 Permalink