Politik | Inzidenz

Falsche Grundlage?

Der Enzian Landtagsabgeordnete Josef Unterholzner hat mit einem Video eines bayrischen Mathestudenten die Südtiroler Corona-Verantwortlichen aufgeschreckt.
Inzidenz
Foto: upi
Das Traunsteiner Tagblatt hat Patrick Schönherr am Montag einen großen Artikel gewidmet.
Der 23jährige Mathematikstudent aus dem bayrischen Gmain hat ein Video auf YouTube gepostet, das viral geworden ist. Dabei geht es in dem Kurzfilm, um trockene Zahlen und die Frage, ob man der Inzidenzwert, der seit fast einem Jahr in aller Munde ist, auf einer falschen Datengrundlage beruht.
Patrick Schönherrs These und Rechnung ist selbst für jeden Nicht-Mathematiker leicht nachvollziehbar. Er spricht bei der Berechnung der Inzidenzwerte von „einem simpler mathematischer Fehler.“
 

 
Nach dieser Berechnung beträgt der Inzidenzwert im Berchtesgadener Land vergangene Woche nicht 89, sondern 29. Sein Rechenweg: Rein rechnerisch wurden deutschlandweit seit dem Jahreswechsel 1,52 Prozent der Bevölkerung pro Woche getestet, im Berchtesgadener Land fast doppelt so viele: 2,85 Prozent. In der letzten Februarwoche war der Unterschied noch größer: 1,4 Prozent in Deutschland und 5,8 Prozent im Berchtesgadener Land.
Schönherr nimmt die Positiven Quote her, das heißt wie viel Prozent der Tests pro Woche positiv ausgefallen sind. Anhand dieser Daten rechnet er hoch, wie viele positive Fälle es jeweils geben würde, wenn gleich viele Personen – zum Beispiel einheitlich 1,5 Prozent der Einwohner – getestet würden. Die Inzidenz für ganz Deutschland sieht nicht viel anders aus als mit der bisherigen Berechnung. Für das Berchtesgadener Land gibt es aber große Unterschiede – deutlich weniger positive Fälle und damit eine Inzidenz weit unter 50.
 
 
Aufgrund der hohen Testzahlen stellt die aktuelle Inzidenzwertberechnung die Lage im Berchtesgadener Land stark verzerrt dar“, sagt Schönherr im Traunsteiner Tagblatt.
 

Unterholzners WhatsApp

 
Der Südtiroler Landtagsabgeordnete Josef Unterholzner hat am vergangenen Wochenende das Video von Patrick Schönherr gesehen. „Es ist genau das, was ich seit Monaten sage“, meint Unterholzner zu Salto.bz. Für den Enzian-Abgeordneten lässt sich das Beispiel eins zu eins auf Südtirol übertragen.
Deshalb hat er das Video unmittelbar an alle Corona-Verantwortliche in Südtirol weitergeleitet. Mit einer einfachen Frage: „Liege ich hier vollkommen falsch?“.
Damit hat Unterholzner einen Stein ins Rollen gebracht. Das zeigt sich unmittelbar an den Reaktionen. „Stimmt total“, antwortete Sanitätslandesrat Thomas Widmann. Zivilschutz-Landesrat Arnold Schuler schreibt: “Nein, du liegst nicht daneben“.
 
 
 
Generaldirektor Florian Zerzer hat Unterholzner eine Sprachnachricht mit folgendem Wortlaut zukommen lassen: „Hallo, guten Nachmittag, das ist eine super Berechnung, die ist für Südtirol goldrichtig. Wir brauchen ja deutsche Mathematiker. Unsere sind nicht draufgekommen. Das ist goldrichtig. Danke vielmals!“. Nur Landeshauptmann Arno Kompatscher hat bisher nicht geantwortet.
Wie ist es zu erklären, dass dieses Basiswissen von den meisten Expertengruppen vergessen worden ist?“, fragt sich Josef Unterholzner. Der Enzian-Abgeordnete regt in einer Presseaussendung an, dass die Südtiroler Task-Force-Gruppe, diesen Fehler in der Statistik schnellstens behebt. „Es ist Zeit, die richtige Rechnung zu verlangen“, so Unterholzner.
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Wolfgang Riedmann Mi., 17.03.2021 - 12:38

Glaube nur die Statistik, die Du selbst gefälscht hast....
Sicher ist die Anzahl der Tests eine Variable, aber PCR-Tests werden in Südtirol nur bei Verdacht gemacht, also gibt es eine hohe Anzahl an PCR-Tests nur, wenn es viele Verdachtsfälle gibt.
Und seit dem Auftreten der südafrikanischen Varianten werden sehr viele Antigen-Tests gemacht, im Schnitt ca. 10.000 pro Wochentag, und da liegt die Positiv-Rate seit dem 1. März immer unter 1%, teilweise auch bei 0,5%.
Aber die Inzidenz ist nur ein Faktor für das ISS - dort wird auch die Belegung der Krankenhaus-Betten und der Intensiv-Stationen bewertet, und auch die war bei uns in den vergangenen Wochen sehr hoch, sinkt aber seit einer guten Woche kontinuierlich.

Mi., 17.03.2021 - 12:38 Permalink
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G. P. Mi., 17.03.2021 - 13:49

Widdewiddewitt, und Drei macht Neune! Ich mach mir die Rechnung, wie sie mir gefällt. :-)
(frei nach Pippi Langstrumpf)

Mi., 17.03.2021 - 13:49 Permalink
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Martin Koellen… Mi., 17.03.2021 - 14:58

Dieses Video beruht auf der Annahme, dass alle Tests zufällig gemacht werden. Dies mag im Setting der verschiedenen Massentests inkl. der Nasenbohrertests auch tatsächlich gültig sein, bei den PCR Tests wird ein großer Teil hingegen auf Verdacht durchgeführt. Diese darf man nicht normalisieren sondern müssten getrennt behandelt werden.

Mi., 17.03.2021 - 14:58 Permalink
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Werner Alessandri Mi., 17.03.2021 - 15:11

Und die EU, die fleißig Regionen laut Inzidenz schön farbig ausmalt, schreibt auf der gleichen Seite, auf der diese Klassifizierung veröffentlicht wird, dass die Zahlen nicht vergleichbar sind:
'Comparing the epidemiological situation regarding COVID-19 between countries should therefore not be based on these rates alone. [...] More extensive testing will inevitably lead to more cases being detected.'
https://www.ecdc.europa.eu/sites/default/files/documents/2021-01-13_Var…

Mi., 17.03.2021 - 15:11 Permalink
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josef burgmann Mi., 17.03.2021 - 17:03

Gibt es eigentlich noch Bürger, die an die Zahlenschlacht glauben?
An diejenige, welche uns die offiziellen Stellen präsentieren?
Um Armut zu provozieren ist inzwischen jedes Mittel recht, aber die absolute Frechheit ist die "Fast-Zwangsimpfung" mit mehr als fragwürdigen Impfstoffen.
Vielleicht findet sich jemand, die Toten zu zählen, die nach der Impfung in den Alten- und Pflegeheimen unsere irdische Welt verlassen mussten.
Die Senioren haben leider keine Lobby, die Ihre Interessen vertritt, ebenso wenig die Kinder und Jugendlichen........ leider!
Irgendwann wird diese Pandemieinszenierung nicht mehr zu halten sein, dann wird hoffentlich abgerechnet.....
Bis jetzt waren die meisten Toten, mit oder an Corona verstorben, jetzt sterben die Geimpften natürlich an ihren Vorerkrankungen, auch wenn eindeutig eine Thrombose zum Tod geführt hat.
Ich persönlich hoffe auf eine (göttliche) Gerechtigkeit und kann nur sagen:
Schämt euch!!!
- Es gibt schon die ersten Selbstmorde (natürlich wird darüber nicht berichtet)
- Es gibt in Österreich schon die ersten Versteigerungen (Wintersport-Mode)

Mi., 17.03.2021 - 17:03 Permalink
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Salto User
simon tinkhauser Do., 18.03.2021 - 07:39

Antwort auf von Peter Gasser

Herr Bolsonaro ist wirklich jenseits von Gut und Böse, aber helfen Sie ihm doch bitte weiter. Welche Lösung hätten Sie denn für Brasilien? Ein Land mit 200 Millionen Einwohnern, ohne ein funktionierendes Sozial- und Gesundheitssystem.
Ein Großteil der Menschen arbeitet als Taglöhner, also täglich von der Hand in den Mund. Die Menschen wegsperren geht nicht, da verhungern sie. Das Gesundheitssystem zackig "coronafit" machen geht auch nicht, das klappt ja nicht mal in den Industrieländern...
Also wie würden Sie ein Land wie Brasilien durch die Pandemie führen?

Do., 18.03.2021 - 07:39 Permalink
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G. P. Mi., 17.03.2021 - 21:05

„Hallo, guten Nachmittag, das ist eine super Berechnung, die ist für Südtirol goldrichtig. Wir brauchen ja deutsche Mathematiker. Unsere sind nicht draufgekommen. Das ist goldrichtig. Danke vielmals!“.
Ist diese Aussage von Herrn Zerzer nun ironisch gemeint oder sein voller Ernst?
Jedenfalls braucht es für diese Berechnung keinen Mathematiker. Jedes Volksschulkind weiß: Esse ich die Hälfte eines "Panettone", bekomme ich die Hälfte der Rosinen ab, esse ich den ganzen "Panettone", bekomme ich doppelt so viele Rosinen ab.

Mi., 17.03.2021 - 21:05 Permalink
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Caramba Ole` Mi., 17.03.2021 - 21:35

Wer hat nun was? Dieser Satz stimmt grammatikalisch ja hinten und vorne nicht: "Vom Generaldirektor Florian Zerzer hat Unterholzner eine Sprachnachricht mit folgendem Wortlaut zukommen lassen:"

Mi., 17.03.2021 - 21:35 Permalink
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Peter Gasser Do., 18.03.2021 - 00:16

... da mögen Schuler, Widmann, Zerzer dem Unterholzner „folgen“; ich habe Unterholzner im Sender Bozen mit Falk in Diskussion gesehen, und konnte mich des Eindrucks nicht verwehren, dass Unterholzner Falk weder folgen noch verstehen konnte.
Das war eine absolut einzigartige Diskussion.

In Südtirol reicht es eigentlich, die Belegung der Krankenhaus- und Intensivbetten im Auge zu behalten: und jede Berechnung, welche bei gleichbleibender Bettenbelegung eine geringere Inzidenz, bzw. geringere Infektionsraten errechnet, macht das eigentliche Problem nur größer.

Do., 18.03.2021 - 00:16 Permalink
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Manfred Klotz Do., 18.03.2021 - 07:33

"Der 23-Jährige weiß selbst, dass es in seiner Berechnung ein Problem mit der Datengrundlage gibt." (aus dem Traunsteiner Tagblatt). Wenn bei einer mathematischen Berechnung, die Ausgangsdaten nicht richtig sind, wird auch das Ergebnis falsch sein.

Do., 18.03.2021 - 07:33 Permalink
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Edo Plane Do., 18.03.2021 - 11:50

Vorausgesetzt: Ich kenne weder das Video noch den Artikel.

Aber ich habe einen interessanten Artikel gefunden:

https://www.corriere.it/esteri/21_marzo_14/covid-in-italia-terza-ondata…

Am Ende des Artikels ist eine Grafik: "Posti letto in terapia intensiva". Hier scheint die Provinz Bozen als einige der wenigen Regionen auf, bei der die Belegung der Intensivbetten an die Grenzen der Belastbarkeit angelangt ist (über 60%). Und die einzige Region, wo dies zwei Mal, 2020 und 2021 passiert ist.

Do., 18.03.2021 - 11:50 Permalink
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a richter Do., 18.03.2021 - 11:58

Herr Zerzer meint "Wir brauchen ja deutsche Mathematiker"

Ist es immer nur möglich das bei uns immer alles in "völkische " verfällt?
Ein geistiges Armutzeugnis....
Aber das ist Südtirol

Do., 18.03.2021 - 11:58 Permalink
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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Do., 18.03.2021 - 12:54

Antwort auf von a richter

Wenn unsere Politik und Herr Zerzer samt Stab und Innsbrucker Berater und internationaler Beraterkommission einen bayerischen Mathematikstudenten benötigen, um das pandemische Geschehen zu erfassen und zu verstehen (wie die Zitate zeigen), dann verstehe ich die Welt nicht mehr...

Do., 18.03.2021 - 12:54 Permalink
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Felix von Wohlgemuth Do., 18.03.2021 - 16:38

Ich bin zwar kein Mathematiker,aber so weit mir bekannt, führen mehr Tests nicht proportional zu mehr entdeckten Infektionen, weil zunehmend asymptomatische Patienten überprüft werden. Dann fliegt uns die tolle Rechnung ganz schnell um die Ohren....

Do., 18.03.2021 - 16:38 Permalink