Gesellschaft | Landesgericht

Impfen durch die Hintertür

Fünf Richterinnen und Richter des Bozner Landesgerichtes haben sich vor zwei Wochen im Bozner Gefängnis impfen lassen. Auch so kann man den Impfplan umgehen.
Carcere
Foto: Salto.bz
Am Freitag, den 19. März gibt Mario Draghi eine seiner wenigen Pressekonferenzen. Der 73jährige Regierungschef erklärt auf eine Journalistenfrage, dass er sich zur AstraZeneca-Impfung angemeldet habe. „Ich warte bis ich drankomme“, sagt der Ministerpräsident. 
Genau das Gegenteil passiert eine Woche zuvor in Bozen. Am 10. März spazieren zwei Richter und eine Richterin in das Bozner Gefängnis. Dort wird gerade das Wachpersonal geimpft. Und die Richter lassen sich mitimpfen. Zwei Tage später wiederholt sich die Szene. Diesmal lassen sich eine weitere Richterin und ein Richter im Bozner Gefängnis vom dortigen Sanitätspersonal impfen. Die Richter stammen aus drei verschiedenen Bereichen des Justizapparates. Nicht alle haben beruflich mit dem Gefängnis zu tun.
Vor allem aber gehören sei allesamt keiner Gruppe an, die zu diesem Zeitpunkt zur Impfung zugelassen ist. Die Vertreter der Südtiroler Justiz sind zwischen 34 und 61 Jahre alt.
Es ist ein superschlauer Umweg um schnell zu einer Coronaimpfung zu kommen. Sowohl die Polizeikräfte als auch die Wachmannschaften der Gefängnisse gehören zu den klar definierten Gruppen, die im staatlichen Impfplan vorgezogen werden. Sie müssen im dauernden Kontakt mit Menschen stehen.
Die Richter und das Justizpersonal gehören hingegen zu keiner privilegierter Gruppe, die bei den Impfungen vorgezogen wird. Das liegt auch daran, dass die meisten Verfahren seit Monaten in Videokonferenz stattfinden. Einige wenige Regionen wie die Toskana sind bei den Richtern zwar vorgeprescht, doch nach heftigen Protesten musste die Aktion gestoppt werden. Auch die Region Trentino-Südtirol hat vor rund vier Wochen eine Durchimpfung des Justizpersonals angedacht und per Fragebogen eine Erhebung durchgeführt, wer sich impfen lassen will. Doch auch hier wurde die Impfaktion noch vor ihrem Start wegen des nationalen Impfstoffmangels wieder abgeblasen.
 
 
Die fünf Bozner Richter haben wie viele in ganz Italien eine Abkürzung genommen, die alles andere als koscher ist. Vor allem für ihren Berufsstand.
 
Die fünf Bozner Richter haben deshalb wie viele in ganz Italien eine Abkürzung genommen, die alles andere als koscher ist. Vor allem für ihren Berufsstand.
Sie dürften nicht die Einzigen gewesen sein, die dieses Schlupfloch Gefängnis im staatlichen Impfsystem gefunden haben.
Am Mittwoch dieser Woche hat der neue staatliche Covid-Kommissar Francesco Paolo Figliuolo die Impfungen in den Gefängnissen staatsweit gestoppt. „Es wird nur mehr dort geimpft, wo es zu Virusherden kommt“, begründet der General die Entscheidung.
Die Hintertür für Robenträger dürfte damit auch in Bozen vorerst geschlossen sein.
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Albert Hofer Fr., 26.03.2021 - 10:03

Namen? Wenn sich ein 34-Jähriger Politiker so impfen gelassen hätte, dann würde der schon national in allen Zeitungen stehen...

Fr., 26.03.2021 - 10:03 Permalink
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Martin Aufderklamm Sa., 27.03.2021 - 08:08

Nahezu gleichzeitig wird eine Vereinbarung zum Informationsaustausch über Beamte zwischen Landesverwaltung und Staatsanwaltschaft unterzeichnet.
Nur so, als Vergleichsparameter.

Sa., 27.03.2021 - 08:08 Permalink