Gesellschaft | Offener Brief

Behandelt uns wie mündige Bürger!

Kindern Schule, wo sie zu mündigen Bürgern erzogen werden sollen, nur dann ermöglichen, wenn sie einer unbegründeten Einschränkung Ihrer Grundrechte zustimmen? NEIN!
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann
Sehr geehrter Herr Gesundheitslandesrat
Sehr geehrter Herr Bildungslandesrat

Wir sind mündige Bürger und wollen als solche behandelt werden!

Sie haben beschlossen, den Präsenzunterricht an die Teilnahme am Screening zu koppeln.
Anstatt also die Bürger durch schlüssige Argumente von einer vielleicht sogar sinnvollen Strategie zu überzeugen, zetteln Sie eine vollkommen unnötige Auseinandersetzung mit den Eltern an. Und Sie machen das auf dem Rücken unserer Kinder, weil Sie genau wissen, dass wir im Gegensatz zu Ihnen nicht bereit sind, deren gesunde Entwicklung dafür zu opfern. Ihre Politik ist eine feige Geiselnahme.
Anstatt den lange überfälligen Dialog zu suchen, haben Sie ihre überzogene Drohung wahrgemacht. Entweder weil sie keine Argumente haben, um uns Eltern von der Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit des Projekts „Nasenbohrertest“ zu überzeugen, oder weil sie uns nicht zutrauen dass wir diese Argumente verstehen und nachvollziehen können.
Beides ist in höchstem Maße beschämend!

Glauben Sie ernsthaft, wir Eltern wären nicht einverstanden, dass unsere Kinder an einem klar beschriebenen Testprojekt teilnehmen, wenn Sie schlüssig darlegen könnten, dass dadurch die Kinder selbst oder andere ihnen Nahestehende vor einer reellen unmittelbaren Ansteckungsgefahr bewahrt werden können?

Für wie stur und ignorant halten Sie uns Eltern eigentlich?

Mit dieser Verordnung treiben Sie uns Eltern in eine nicht zumutbare und vor allem nicht annehmbare Zwickmühle. Wir Eltern wollen unsere Kinder zu selbstständigen, verantwortungsvollen und mündigen Bürgern erziehen.

Sollen wir ihnen jetzt mit der erzwungenen Einwilligung zum Screening vorleben und vermitteln,

  • dass es gut und in Ordnung ist, einfach Alles über sich ergehen zu lassen und hinzunehmen, auch wenn die Argumentation mehr als lückenhaft ist?
  • dass man seine Grundrechte ohne Widerstand und auf unbestimmte Zeit an willkürliche Bedingungen knüpfen lassen soll?
  • dass es gut, ist sich bevormunden zu lassen, weil wir ja alle sowieso keine Ahnung von allem haben?

Und das alles damit unsere Kinder in eine Schule gehen können, wo sie hoffentlich und erfahrungsgemäß das Gegenteil davon lernen können, und zu selbst denkenden jungen Menschen heranreifen sollen.

Wie soll man diese Entscheidung mit reinem Gewissen treffen?

Verständlicherweise werden viele Eltern ihren Kindern die Einwilligung zum Nasenbohrer-Test erteilen und ihnen somit ermöglichen, am Präsenzunterricht teilzunehmen.

Nicht weil es die richtige Entscheidung ist!

Nein, einfach nur, weil wir wissen, dass unsere Kinder jetzt ihre Schule und ihre Sozialkontakte brauchen und weil die Familien an einem Punkt sind, an dem sie dringend Unterstützung und nicht weiteren Druck von der Politik brauchen. Und weil der Fernunterricht, auch wenn er rechtlich vielleicht als vollwertige Unterrichtsform anerkannt ist, in keiner Weise vollumfänglich den Bedürfnissen der Kinder für ihre Entwicklung entspricht.

In der Verordnung vom 19.03.21 schreiben Sie, dass „mit Schreiben vom 18.03.2021, Prot. Nr. 68921/21 des Generaldirektors und des Sanitätsdirektors berichtet wird, dass seit dem 7. Januar 2021 unter den Schülerinnen und Schülern von über 250 Schuleinrichtungen Infektionsfälle festgestellt wurden und dass die Schulen somit einer der Orte sind, in welchen es die häufigste Verbreitung der Ansteckungen gibt.“

Diese Schlussfolgerung ist ohne weitere Erklärungen keinesfalls zulässig. Bei den bisherigen Zahlen wurde nicht zwischen Ansteckungen in der Schule und Infizierten im schulpflichtigen Alter unterschieden. Die nachvollziehbare Argumentation und Datenlage für diese Schlussfolgerung fehlt in der Kommunikation zu den Bürgern.
Im oben genannten Zeitraum sind Tests direkt an den Schulen nur sehr begrenzt oder überhaupt nicht zum Einsatz gekommen. Das bedeutet, dass die angesprochenen Infektionsfälle an den über 250 Schulstellen auf andere Weise festgestellt worden sind.
- Entweder wurden die betroffenen Schüler aufgrund ihrer sichtbaren Symptomatik von den Eltern als krank gemeldet, und anschließend isoliert und getestet.
- Oder es handelt sich um Kinder, die aufgrund von Kontakten zu anderen positiv Getesteten außerhalb der Schule, ebenfalls getestet und als positiv erkannt worden sind.

Das würde dafür sprechen, dass die bestehenden Sicherheits- und Hygienekonzepte in den Schulen mehr als gut funktionieren. Die Schulen dürfen rein aufgrund dieser angesprochenen Infektionsfälle nicht als "Orte, in welchen es die häufigste Verbreitung der Ansteckungen gibt" definiert werden. Einerseits weil die Fälle wohl größtenteils außerhalb der Schule gefunden und isoliert wurden und somit die Infizierten gar nicht mehr IN DER Schule sind. Andererseits weil noch immer keine Daten veröffentlicht wurden, die auf ein erhöhtes Ansteckungsrisiko bzw. Ansteckungsgeschehen IN DEN Schulen hindeuten.
In dem oben genannten Zeitraum wurden laut offiziellen Daten des Sanitätsbetriebes in Südtirol 27639 Personen neu positiv auf das Coronavirus getestet. Wie viele davon wurden an den über 250 Schuleinrichtungen gefunden, bzw. welche davon haben sich dort angesteckt? Hat es sog. „Cluster“ in Klassen gegeben? Und wie steht die Zahl der Ansteckungen in der Schule im Verhältnis zum Infektionsgeschehen in anderen Bereichen der Gesellschaft?

Die ersten veröffentlichten Daten zu den Ergebnissen der "Nasalen  Antigenschnelltests  für  die Grundschulen  in  der  Provinz  Bozen“  haben gezeigt, dass die  Positivitätsrate weit unter der, der landesweiten Testungen im allgemeinen liegt. Mit 0,2 % (12 auf 5836) lag sie bei einer Spezifität von 99,8% des Test im Rahmen der statistisch falsch positive Ergebnisse. Ob überhaupt einzelne davon durch einen PCR Test bestätigt wurden, wurde nicht mitgeteilt. Das angegebene Risiko in den Schulen ist also durch die veröffentlichten Daten keinesfalls belegt , sondern wenn dann eher widerlegt.

Hier geht es nicht um die physische Belastung durch den „Nasenbohrertest“! Es geht nicht um ein bisschen Nasenbohren!

Es geht um etwas viel Grundlegenderes. Es geht um die Erziehung unserer Kinder zu mündigen Bürgern!

Es geht darum, ob eine Maßnahme verhältnismäßig ist. Ist sie begründet? Hat sie ein Ziel? Einen Nutzen? In welchem Verhältnis stehen die Kosten und der gesamte organisatorische Aufwand zum Nutzen? Hat sie neben dem physischen vielleicht einen psychologischen Belastungsfaktor? Ist es akzeptabel unseren Kindern durch eine nicht näher begründete Testung, ohne klare Fragestellung, zu suggerieren, dass jedes von ihnen, prinzipiell immer krank sein könnte und dadurch eine Gefahr für seine Mitschüler und andere Mitmenschen darstellt?

In der bisherigen Kommunikation des gesamten Pilotprojekts fehlen zwei grundlegende Aspekte
1. Das begründete Ziel:
Im Schreiben des Sanitätsbetriebes vom 10.03.21 wird das "Monitoring der Verbreitung der SARS-CoV-2 Infektion unter den Schülern und dem Schulpersonal" als Ziel genannt. Wobei die Begründung fehlt: weshalb diese Gruppe. Weder ist sie Risikogruppe für schwere Verläufe und somit Belastung für das Gesundheitswesen, noch werden Daten für vermehrtes Ansteckungsgeschehen IN DEN SCHULEN geliefert.
2. Die geplante Dauer des Projekts:
In der Verordnung vom 19.03.21 wird die Dauer des Screenings mit „bis zur Beendigung des vom Südtiroler Sanitätsbetrieb organisierten Pilotprojektes“ beschrieben. Diese scheint allerdings nirgends auf, bzw. wird im in der Verordnung zitierten Schreiben vom 10.03.21 mit 31.03.21 angegeben. Sollte es aufgrund der Unvorhersehbarkeit der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens keinen planbaren Zeitpunkt geben, fehlen zumindest die Kriterien, an die das Ende des Projekts gebunden ist.

Warum nicht endlich DIALOG?
Erklären sie uns Eltern
Warum? Wofür? Für wie lange?

Das Wie wurde ja mittlerweile bereits mitgeteilt. Auch wenn es dabei trotz verschiedenster sehr berechtigter Kritikpunkte bzgl. Testprozedere bisher kaum Anpassung gegeben hat.

Geht es um die Ansteckungen in der Schule? Wenn wir diese wirklich untersuchen wollen, habe ich in meinem Beitrag "Nasenbohrer-Kompromisslösung" auf Salto.bz erste Anregungen für Fragestellungen und Studiendesign schon dargelegt und spare diesbezügliche Ausführungen hier aus.
Geht es um die Ansteckungen von Risikogruppen durch Kinder oder um ein reines Monitoring der Gesamtinfektionssituation? Sollen die Schulen also einfach genutzt werden, weil es dort organisatorisch am leichtesten machbar ist, auch wenn die ganze Sache mit der Schule gar nichts zu tun hat? Auch dafür könnte man mit ausreichender Argumentation Verständnis finden.

Sprechen Sie mit uns!!
Wir Familien mit Kindern haben für sehr viel Verständnis und zeigen seit einem Jahr, unsere Bereitschaft in außergewöhnlichen Zeiten, Außergewöhnliches auszuhalten, mitzutragen und zu leisten.
Wofür uns aber Verständnis und Bereitschaft nach einem Jahr fehlt, ist Willkür, blinder Aktionismus und andauernde Bevormundung.

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Peter Zingerle Fr., 02.04.2021 - 17:36

Antwort auf von Peter Gasser

Nein, aber wir müssen neben der Pandemie auch jegliche Art von schlecht durchdachten und überflüssigen Maßnahmen "bekämpfen". Einmal damit uns genug Energie bleibt, uns an die sinnvollen Maßnahmen lange genug zu halten und zum anderen um die Maßnahmen zu verbessern. Wie sollen die Politiker, die in dieser Zeit wirklich keinen einfachen Job haben und sich wahrscheinlich und hoffentlich sehr bemühen, gute Maßnahmen überlegen, wenn die Betroffenen und einzigen wirklichen Experten in den jeweiligen Bereichen ihnen kein zeitnahes und differenziertes Feedback dazu geben.

Fr., 02.04.2021 - 17:36 Permalink
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Mart Pix Fr., 09.04.2021 - 09:01

Wieder so ein sinnloser Artikel der jeden die Verantwortung zuschiebt. Ein Tip: einfach mal in den Spiegel schaun, das hilft am meisten.
Wie soll man die Menschen ernst nehmen wenn sie maskenverweigerer sind. wenn es zu viel ist dass sie abstand halten. wenn es zuviel ist einen nasenborer test bei den kindern machen zu lassen dann kann man es euch nicht recht machen,.
ewige nörgler.

Fr., 09.04.2021 - 09:01 Permalink
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Peter Zingerle Fr., 09.04.2021 - 17:58

Antwort auf von Mart Pix

Dieser Artikel fordert von denen Verantwortung ein, die die politischen Entscheidungen treffen müssen. Gleichzeitig wird ausgedrückt, dass wir Bürger gerne bereit sind Verantwortung zu übernehmen. Dafür ist es allerdings notwendig, dass man auf grundlegende Fragen auch Antworten bekommt.
Aus dem zweiten Teil Ihres Kommentars wird ja ersichtlich, dass Sie entweder den Artikel nicht gelesen haben oder Ihr Post unter dem falschen Artikel gelandet ist.

Fr., 09.04.2021 - 17:58 Permalink