Spielzeug-Zug
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Gesellschaft | fritto misto

’s Zugele

Wer Gatterer das Zugele gibt, fällt selbst hinein: eine Kindergarten-Farce in einem Akt.

Ach herrje, mit welchem Schauspiel unterhält uns denn wieder unser geschätzter Pusterer Busunternehmer! Da verkündet Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider Ende März, dass die landeseigene Südtiroler Transportinfrastrukturen AG (STA) den Betrieb der Rittner Bahn und auch jenen der Mendel-Standseilbahn übernehmen wird. Beide Infrastrukturen wurden bislang von der SAD (Auftritt: Ing*mar Gatterer) geführt, womit nun aber bald Schluss sein soll. Herr Gatterer, nie um eine scenata verlegen, reagiert auf gewohnt exzessiv-bizarre Weise: Er lässt das Land wissen, dass er die zu hundert Prozent von Letzterem finanzierten Zuggarnituren ins Ausland verkaufen wird – schließlich befänden sie sich im Besitz der SAD. Nun gut, es ginge noch eine Spur abgehobener: Er könnte sie auch, einem Bond-Schurken gleich, einfach verzückt lächelnd in die Luft jagen und den LH per Livestream davon in Kenntnis setzen. Aber das wäre dann wohl doch eine Spur zu brachial; Herr Gatterer gilt schließlich als kunstsinniger Feingeist, was sich nur schwer mit Explosionen und umherfliegenden Trümmerteilen vereinbaren lässt. Dann doch lieber ein kleines neckisches Spielchen, das wir hiermit ein wenig aufbröseln und an den ihm angemessenen Handlungsort versetzen wollen, nämlich in den Kindergarten. Vorhang auf für „Arno, Ing*mar und das Zugele. Farce in einem Akt“.

A: „Tante, Tante, der Ingomar tratzt mi wieder!“ (Ich weiß, man sagt jetzt „Erzieher*in“, aber unsere Protagonisten sind mit der „Tante“ aufgewachsen, weshalb wir es diesmal dabei belassen wollen.)
T: „Arno, wos isch los?“
A: „Er will inser Zugele verschenken!“
T: „Inser Zugele? ’s Zugele vom Kindergorten?“
A: „Jo! Lei, weil i iatz domit spielen will!“
T: „Iatz beruhig die mol, Arno. Kimm, iatz holmer in Ingemar, und nor frogmer ihn. Ingomar, kimsch amol?“
I: „I konn grod net, i hon an Onruaf aus San Troppee. Salü salü kommon sa wa.“
T: „Na, iatz tuasch des Spielzuighandy aweck, konnsch nochher weiterspielen. Der Arno will mit dir reden.“
A: „Na, i will gor net mit ihm reden!“
I: „Uff, der Arno ollm. Wos hot er denn schun wieder, der Arno?“
T: „Iatz huckts enk amol her do auf die Stiahlelen, Buabn, und nor redmer ins des aus, gell?“
I: „I setz mi sicher net af so a schäbigs Stiahlile. I will mein Thron!“
(Arno schnaubt verächtlich durch die Nase.)
T: „Ach so, jo, wo isch er denn?“
( Ing*mar deutet vage in Richtung Malecke, hat nicht vor, sich darum zu kümmern. Tante geht den „Thron“ holen, ein mit Glitzersteinen beklebtes Stiahlile.)
T: „So, passt’s iatz?“
I: „Und wo isch mein Szepter?“
A (flüsternd): „Na bittschian.“
T: „Na, sell braucht’s iatz net, iatz los amol: Der Arno hot gsogg, du willsch inser Zugele verschenken, stimp sell?“
I (achselzuckend): „Vielleicht. Sell konn i jo tian, kheart jo mir, des Zugile.“
A (springt auf): „Khearts gor net! Des kheart in Kindergorten!“
I (erfreut über Arnos Empörung): „Der Arno hot gsogg, i terfs hobn.“
A: „Sell hon i gor net! I hon gsogg, du konnsch domit SPIELEN!”
I (selbstgefällig): „Jo, und iatz hon ollm lei i domit gspielt und niamand onders, nor werts woll meinigs sein.“
A: „Ischs gor net! I will iatz selber spielen!“
T: „Na, Ingomar, sell stimp iatz schun net gonz, woasch…“
I: „Der do (nickt beiläufig in Richtung Arno) hot nia gsogg, dass i’s zruggebn muas. Der hot lei gsogg ‚Do, nimm und tua!‘“
T (nachdenklich): „Hmm, Arno, du woasch jo, wia der Ingemar isch. Sell hasch vielleicht schun gmiast glei sogn, dass du’s ihm lei leichen mogsch, gell.“
A (empört): „Na, wieso? Sell wert woll logisch sein!“
I (betrachtet kichernd seine Fingernägel): „Logisch? Na, wos der ollm moant. Der Onkel Luis hot schun Recht kopp…“
T: „Arno, wo rennschn iatz hin?“
A (hinter verschlossener Klotür): „DES MUAS I MIR IATZ NET GEBN!“
I (gelangweilt): „Dauert des no länger, weil i tat donn wieder gern in die Malecke giahn mein Selbstporträt fertigmochn.“
T: „Jo hosch du nia mitn Arno gredt wegen Zugele?“
I: ER hot jo aa nia mit MIR gredt. Ollm schickt er lei den Alfreider…“
D: „Wird hier gesprochen von mir?“
T: „Ah Daniel, geah lei wieder mit die Autolen spielen, des mochn mir schun.“
I: „Wenn, donn red i lei mitn Arno. Sell hon i ihm aa gschriebn, schaug (zieht Zettel aus der Jackentasche): ‚Um das Bild des öffentlichen Nahverkehrs zu wahren, ist es vernünftig, wenn Sie (LH Kompatscher) künftig zuerst mit uns sprechen würden, bevor Sie Schritte setzen, die sich als falsch herausstellen und am Ende in einer Komödie enden können‘. Wenn er nia zu meiner Audienz kimp, wos konni dofier?“
T: „Arno, geah bitte wieder her, iatz sei net so.“
A (setzt sich schmollend mit verschränkten Armen wieder hin): „Nor?“
I: „Er soll sogn, dass i der Beschte bin. Und der Schianigste. Und der GRÖBAZ.“
T: „Der wos?“
I: „Jo der Größte Busunternehmer Aller Zeiten holt aa.“
A (verächtlich): „Na, sell sog i SICHER NET.“
T: „Iatz dai, Arno. Sogs holt, nor gib er a Ruah.“
A: „I denk jo gor net drun.“
I: „Siggsch, Tante, mit dem konn man net redn. Deswegen gib i ’s Zugile in Dimitri, dersell nimps morgen mit zu der Oma in die Ukraine.“
A: „DU TERFSCHS IHM NET SCHENKEN!!!“
I: „I schenk’s ihm jo gor net, er gib mir an Kaugummi dofier.“
T: „Na, ober Ingomar…“
I: „Und wenn i’s aa zruggebn muas, Tante, in Bohnhof und s gonze Zubehör kriag er decht net. Nor soll er lei schian spielen, der Arno.“
A: „TAAANTEEEE!“
I: „Dimitri, kimm amol her!“

To be continued…

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Stereo Typ Do., 22.04.2021 - 22:07

Jetzt habe ich endlich die Geschichte um die Zugelen verstanden :-)
Kleiner Hinweis: Man sagt nicht "Erzieherin", sondern "pädagogische Fachkraft".

Do., 22.04.2021 - 22:07 Permalink
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Lollo Rosso Fr., 23.04.2021 - 13:10

Wie die Sache wohl ausgehen wird? Bin gespannt. Wenn Gatterer tatsächlich die Mietverträge für die Immobilien hält, wird es schwierig fürs Land. Vielleicht sollte Kompatscher doch den Gang nach Canossa machen.

Fr., 23.04.2021 - 13:10 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Fr., 23.04.2021 - 16:08

Und was bitte ist beim ÖPNV klassische Privatwirtschaft?
Wie es jetzt läuft zahlt das Land immer die gleiche Summe, und der Unternehmer verdient theoretisch einen bestimmten Teil dieser Summe. Um diesen Teil aber zu steigern, wird bei den Angestellten der berühmte Rotstift angesetzt.
Ergo, uns Steuerzahler kostet es gleich viel, die Angestellten sind die Dummen, und der Unternehmer lacht sich ins Fäustchen, klassische Privatwirtschaft eben .

Fr., 23.04.2021 - 16:08 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 23.04.2021 - 17:05

Herr Freud, der Öffentl. Nahverkehr ist wohl selten in privater Hand! Oder? Ich vermute, dass schon zu Durnwalders und Widmanns Zeiten bewusst oder unbewusst die Verträge so gemacht wurden, dass es jetzt zu diesen Diskussionen kommt.
Die Person Gatterer spielt eine Rolle, weil er eine neue Gangart in die SAD gebracht hat. Er hat versucht alles an sich zu reißen und ist dadurch auf den Widerstand Kompatschers gestoßen. Er hat in belächelt, herabgewürdigt und beschimpft und seither können die beiden nicht mehr.
Ich frage mich aber auch, welche Rolle der SAD-Berater Durnwalder in dieser Angelegenheit spielt?
Ich glaube die Angelegenheit ist verzwickter, als sie von Frau Kienzl ironischer Weise dargestellt wird.

Fr., 23.04.2021 - 17:05 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 23.04.2021 - 17:11

Sie behaupten, bringen aber keine Beispiele. Z. B. Die Zürcher Verkehrsbetriebe: ich glaube nicht, dass das ein Privat-Unternehmen ist?

Fr., 23.04.2021 - 17:11 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Fr., 23.04.2021 - 19:59

Ist es für Sie eine besondere unternehmerische Leistung, aus Steuergeldern als Fixpauschale mehr Profit zu generieren? Für mich nicht.
Einige Fragen zu Greyhound, wie viel öffentliche Beiträge bekommt die First Group in Nordamerika? Gibt es da Kilometerpauschalen? Und bezahlen die USA die Fernbusse des Unternehmens?
Ich bin sicher nicht gegen innovatives Unternehmertum, aber öffentlich und privat gehören getrennt.

Fr., 23.04.2021 - 19:59 Permalink
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Franz Ladinser So., 25.04.2021 - 05:20

Die Diskussion was privat bzw. öffentlich sein muss, ist ein alter Hut und wird ewig jung bleiben. Persönlich denke ich, dass Bereiche wie Schule, Sanität, Straßen, Wasser, Zug, Personennahverkehr ecc. in öffentlicher Hand bleiben sollten. In diesem Zusammenhang ist die Morandibrücke in Genua ein gutes Beispiel….

So., 25.04.2021 - 05:20 Permalink
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rotaderga So., 25.04.2021 - 08:38

Die Tante, ähm Erzieherin, ähm pädagogische Fachkraft ist unfähig und scheint außerstande ihrer Sache jemals gerecht zu werden.
Sogar nach dem "Erwachsenenleben" dieser Sandkastengegner wird die Tante als alleinige Schuldige übrig bleiben.

So., 25.04.2021 - 08:38 Permalink
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Stefan S So., 25.04.2021 - 10:31

Der Haushaltsplan für Südtirol hat 2021 ca. 6,5 Milliarden, für ganz Italien werden ca. 900 Milliarden + X ausgerufen, da bleibt bestimmt die eine oder andere Milliarde auch noch in Südtirol hängen. Genügend für eine ausgeprägte Freundlwirtschaft. Kompatscher hat jetzt halt andere Freundl wie seinerzeit der Louis

So., 25.04.2021 - 10:31 Permalink
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Stefan S So., 25.04.2021 - 10:44

"Unternehmen haben, die von der öffentlichen Hand geführt werden."
Die öffentliche Hand darf kein Unternehmen führen und genau da liegt der Fehler der letzten 2 Jahrzehnte, da wurde eine riesige Tür geöffnet zum abgreifen aus den Steuerfleischtöpfen des Staats.

So., 25.04.2021 - 10:44 Permalink
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Stefan S So., 25.04.2021 - 12:00

Die hoheitlichen Aufgaben des Staats kann kein Unternehmer übernehmen und die Bereitstellung von Infrastruktur ist eines der wichtigsten dieser Aufgaben. Wer davon zuviel aus der Hand gibt macht sich erpressbar. Ein Blick Richtung China genügt.
Ob ein Staat dann auch immer als Betreiber dieser Infrastruktur auftreten muss ist eine andere Frage.
Betreiber von öffentlicher Infrastruktur sind immer auf Quersubventionen angewiesen und nach meinem Kenntnisstand sind diese Strukturunternehmen auch nicht kostendeckend zuführen.

So., 25.04.2021 - 12:00 Permalink
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Fidi Ellmenreich Mo., 26.04.2021 - 12:59

Möchte an die Brennercom erinnern. Eine "Firma" wird mit großteils öffentlichen Geld erfolgreich gemacht, um dann relativ billig an die Privaten verkauft, nachdem man jahrelang in direkter Konkurrenz zu den privaten Firmen stand.

Mo., 26.04.2021 - 12:59 Permalink