Politik | Gemeindewahlen 2021

„Das wäre traurig für Meran“

Paul Rösch über die Gemeinderatswahlen, seine Konkurrenten, die Rolle der SVP, die neue Meraner Allianz und die Frage, ob er auch die Opposition anführen würde.
Paul Rösch
Foto: Liste Rösch/Grüne
Salto.bz: Herr Rösch, die Meraner Parteien von der Südtiroler Freiheit über die SVP bis hin zu Fratelli D’Italia haben einen gemeinsamen Nenner: Sie um jeden Preis als Bürgermeister zu verhindern. Nicht gerade eine komfortable Ausgangslage?
 
Paul Rösch: Das ist durchaus ehrenvoll. Das macht deutlich, dass unsere Rolle sehr wichtig ist. Man sollte aber in diesem ganzen Konkurrenzkampf eines nicht vergessen: Es geht hier um Entscheidungen bei denen Einzelinteressen hintanstehen müssen und wo die Trennung Deutsch-Italienisch in einer Stadt wie Meran nicht mehr relevant ist. Fällt ein Baum um, fragt er nicht, treffe ich jetzt einen Deutschen oder einen Italiener. Diese Frage stellt sich auch nicht wenn die Wasser jetzt über die Ufer treten, denn trifft es alle. Mein Ansatz ist deshalb klar: Wir können alle diese Probleme nur gemeinsam lösen.
 
Alle Beobachter gehen davon aus, dass der nächste Meraner Bürgermeister Dario Dal Medico heißen wird?
 
Das glaube ich nicht. Denn Dal Medico keine Erfahrung in der Gemeindepolitik und –verwaltung. Das letzte Mal ist es ihm relativ gutgegangen, weil in der Stichwahl, auch von einer deutschen Partei, sehr viel Werbung für ihn gemacht wurde. Ich gehe davon aus, dass sich das jetzt nicht mehr wiederholen wird. Ein Jahr kommissarische Verwaltung hat Meran ziemlich zurückgeworfen. All das was wir auf Schiene gebracht haben - und ich spreche hier als Stadtregierung in der auch die SVP und Alleanza per Merano saß -, ist auf der Strecke geblieben. Das merken die Leute. Sie wollen jetzt jemand der Erfahrung hat, der klare Idee zur Gestaltung der Stadt hat und diese auch deutlich macht
Fällt ein Baum um, fragt er nicht, treffe ich jetzt einen Deutschen oder einen Italiener.
Aber auch Ihre Mitkonkurrenten Katharina Zeller und Dario Dal Medico präsentieren fast wöchentlich neue Idee?
 
Nein. Ich habe bisher weder von Dal Medico noch von Zeller klare Programme gesehen oder konkrete Vorschläge. Sicher sie reden viel. Etwa, dass man die Mobilität ändern muss und man mehr mit dem Fahrrad fahren soll. Ja, bravo. Tatsache ist, dass wir einen Mobilitätsplan verabschiedet haben, den wir seit drei Jahren umsetzen und in dem genau das alle drinnen ist. Deshalb habe keinerlei Angst vor diesem Wettbewerb der Ideen.
 
Die SVP wird aber alles tun, dass am Ende Dario Dal Medico die Nase vorne hat.
 
Das hat man auch schon das letzte Mal getan. Ich weiß nicht, ob dieses Spiel aufgeht. Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich glaube, dass die Bevölkerung längst gemerkt hat, dass die Dinge, die wir auf den Weg gebracht haben, weitergeführt werden müssen. Denn wir haben gut gearbeitet. Und das sage ich jetzt nicht aus Eitelkeit. Die Amtsperiode dauert jetzt noch dreieinhalb Jahre. Da braucht es Kontinuität. Jetzt für diese Zeitspanne jemand zu nehmen, der keine Erfahrung hat, ist einfach absurd. Bis der Neue sich eingearbeitet hat, braucht er eineinhalb Jahre, dann hat er noch eineinhalb Jahre zu Arbeiten. Nein, das wäre für Meran einfach nur traurig.
 
Die Allianz der Liste Rösch/Grüne mit dem PD, der Fünf-Sterne-Bewegung und der Ökosozialen Linken ist vor allem ein strategischer Schritt mit dem Sie im italienischen Wählerteich fischen wollen?
 
Es gibt vor allem politische und inhaltliche Bezugspunkte. Aber natürlich geht es auch darum, dass man zeigt, man ist da. Die Grünen sind manchmal ja als rein deutsche Partei verschrien. Was aber nicht stimmt. Wir sind 50 zu 50 Prozent. Auch was Frauen und Männer betrifft. Diese Allianz soll vor allem ein Zeichen sein. Wir haben Partner dazu genommen, die wie der PD auch auf nationaler Ebene klar positioniert sind. Ich denke so können viele italienische Mitbürgerinnen und Mitbürger sagen: Ok, die sind wählbar.
 
 
 
Die SVP tritt mit Katharina Zeller als Bürgermeister-Kandidatin an. Das heißt: Eine junge Frau gegen einen alten Mann?
 
Das stimmt anagrafisch sicher. Sie ist jung. Aber auch unerfahren. Es wird sich zeigen, welche Ideen sie zur Gestaltung der nächsten dreieinhalb Jahre vorbringt. Sicher ich bin älter. Aber ich habe ein junges Team, das mich unterstützt. Denn der Bürgermeister macht allein gar nichts. Dazu haben wir 50 Prozent Frauen auf unserer Liste. Ich denke der Katherina Zeller täte es gut, dass sie den normalen Werdegang einer Gemeindepolitikerin durchmacht und jetzt erst einmal Erfahrung sammelt.
Ein Jahr kommissarische Verwaltung hat Meran ziemlich zurückgeworfen.
Der Knackpunkt bei der gescheiterten Regierungsbildung im vergangenen Jahr hieß Madeleine Rohrer. Sie ist auch diesmal wieder die Spitzenkandidatin, die die Liste anführt. Keine Angst, dass ein Jahr später dasselbe passiert?
 
Die Regierungsbildung ist nicht nur an der Madeleine Rohrer geplatzt. Das Ganze ist daran geplatzt, dass man uns mit einer gewaltigen Arroganz ein System aufzwingen wollte, das wir nicht akzeptieren konnten. Also ich werden nicht die Bürgermeisterwahlen gewinnen, um danach eine Marionette zu sein. Das war das Problem. Nicht die Rohrer. Ich hoffe deshalb, dass wir in dieser Allianz diesmal mehr Wählerstimmen bekommen, so dass wir noch mehr Kraft haben.
Die Amtsperiode dauert jetzt noch dreieinhalb Jahre. Da braucht es Kontinuität. Jetzt für diese Zeitspanne jemand zu nehmen, der keine Erfahrung hat, ist einfach absurd.
Sollte Dario Dal Medico Bürgermeister werden, ist der Vizebürgermeistersessel bereits Katharina Zeller versprochen. Werden Sie dann die Opposition anführen?
 
(lacht) Jetzt müssen wir erst einmal die Wahl schlagen und schauen wie das ausgeht. Man soll nicht jetzt schon große Prognosen und Ankündigungen machen. Mich interessiert die Politik und wir haben ein beeindruckendes Team, das für Meran wichtig ist. Und dann werden wir sehen.
 
Jetzt sind Sie meiner Frage geschickt ausgewichen. Also: Werden Sie sich bei einer Niederlage so wie der SVP-Kandidat Richard Stampfl aus dem Gemeinderat vertschüssen?
 
Schauen Sie, Politik macht mir grundsätzlich Freude.
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Bernd Schuster Sa., 28.08.2021 - 16:43

Paul Rösch kommt da ziemlich überheblich daher. Er hat die Koalitionsverhandlungen einfach verbockt.

Ich hab ihn 2015 gewählt, 2020 nicht mehr. Er schreibt dass Zeller unerfahren ist. Sie ist Anwältin und wird sich zurechtfinden. Rösch war damals ein blutiger Anfänger der mich mit dem Zebrakostüm überzeugt hat. Das war frisch das war cool. Die Leute haben sich gesagt, ok, versuchen wirs. Aber es ist nichts mehr gekommen. Jetzt wettert er gegen eine Anwältin die sicher besser informiert ist als er es war? Das ist schwach.

Wenn ich richtig zähle sammelt Rösch 4 Partein zu seiner Liste, das sind 5 insgesamt. Damit ist er sicher in der Stichwahl aber es ist ein fauler Trick. Wieso das alles? Angst mit seinen eigenen Inhalten abzustinken und nun werden Stimmen gekauft?
Die svp geht zumindest alleine, sie könnte auch die Freiheitlichen und die Freiheit bitten. Ich denke Rösch beseitigt nach der ersten Wahl die anderen und redet wieder von "seinen" Mandaten, wie letztes mal auch

Der ganze Artikel wirkt auch so dass man Dalmedico und Zeller Worte und Absichten in den Mund legt. Haben sie das alles so auch gesagt oder ist das geschlussfolgert?

Sa., 28.08.2021 - 16:43 Permalink
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△rtim post Sa., 28.08.2021 - 23:33

Da will es einer für sich und seine Liste der Person wissen:
https://www.salto.bz/de/comment/90110#comment-90110
Vor über 5 Jahren glaubten die meisten diesen alten Mann noch. Ich auch. Gerade wegen seiner Unverbrauchtheit und Unerfahrenheit. Man hoffte auf einen wirklichen Neubeginn für unsere wunderbare Stadt Meran. Keine Lobby-Politik und Günstlingswirtschaft mehr, keine Autostadt Meran mit Küchelbergtunnel und Kavernengarage, sondern vielmehr eine politische, wirtschaftliche Neuausrichtung, eine ökologische Wende, wie z.B. die Verbannung der Autos mit Verbrennungsmotoren aus der Stadt durch eine Citymaut u.v.a.m. Stattdessen haben wir das Brechen aller Kernwahlerversprechen der Meraner Grünen seit über 30 Jahren und Günstlingswirtschaft gesehen. Das ist das eigentlich Traurige!
Wer sich ehrlich macht, weiß. Durch Selbstvermarktung der Person R., Ersatzpolitik und Schuldzuschreibungen wird das auch nicht besser.

Sa., 28.08.2021 - 23:33 Permalink
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Markus Steiner Ender Mo., 30.08.2021 - 19:13

Die Gemeinderatswahlen in Meran stehen vor der Tür und die bekannten Internet-Trolle trollen wieder aus ihren Verstecken hervor um Zweifel zu sähen, Halbwahrheiten und die ein oder andere Fake-News nach trumpschem Vorbild zu verbreiten. Doch inzwischen kennen die gewieften Salto Leser*innen diese Troll Erzählungen und denken sich - Ach schon wieder die!?! - . Einen schönen Trollabend wünsche ich.

Mo., 30.08.2021 - 19:13 Permalink
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m s Mo., 30.08.2021 - 19:58

Ich würde mir einen Bürgermeister á la Rösch samt Team sehr sehr wünschen, dann ginge es auch in Bozen vorwärts Richtung sanfter Mobilität und höherer Lebensqualität für Anwohner.

Mo., 30.08.2021 - 19:58 Permalink