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Teststrategie für Geimpfte?

Der Landtag genehmigt einen Beschlussantrag der SVP, der gratis Nasenflügeltests für Geimpfte fordert. Laut Franz Ploner (Team K) eine kontraproduktive Maßnahme.
Test antigenico
Foto: ASP/Angelika Schrott

Gleich vier Beschlussanträge der Mehrheit wurden diese Woche im Septemberlandtag eingereicht, zwei davon diskutiert und genehmigt. Während ein Antrag von Jasmin Ladurner zum Thema Lebensmittelverschwendung die SVP vor eine Zerreißprobe stellte, scheint sich die SVP im Punkt “Impfen und Testen” einig zu sein. Ein Beschlussantrag von Magdalena Amhof und Co. zur Südtiroler Impf- und Teststrategie gegen Covid-19 wurde mit großer Mehrheit angenommen. Ziel desselben ist es, die Impfangebote möglichst niederschwellig zu gestalten und vor allem Schülerinnen und Schülern, aber auch bereits geimpften Personen flächendeckende Testangebote zur Verfügung zu stellen. Für Geimpfte sollen dafür Nasenflügeltests als freiwillige Selbsttests gratis zur Verfügung gestellt werden. Der Intensivmediziner und Team K Abgeordneten Franz Ploner kritisiert die Maßnahme scharf: “Nasenflügeltests bei Geimpften führen zu falscher Sicherheit und falsch positiven Tests; ein unsinniges Unterfangen.”

Wie man dem Beschlussantrag der Erstunterzeichnerin Magdalena Amhof entnimmt, sei Impfen zwar die Königsstrategie, reiche alleine aber nicht aus, um die Verbreitung des Virus zu verhindern: “Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Geimpfter mit dem Coronavirus infiziert, ist gering, jedoch nicht null (...). Geimpfte bleiben zumeist symptomfrei, können den Virus jedoch genauso übertragen wie ein Nichtimmunisierter. In Südtirol haben bereits mehr als 1.500 geimpfte Bürgerinnen und Bürger einen positiven PCR-Test erhalten”, liest man im Beschlussantrag. Und weiter: “Nach Veranstaltungen, nach längeren Aufenthalten in geschlossenen Räumen usw. sollten sich auch voll geimpfte Personen testen, um ihre Immunisierung zu kontrollieren und bei einer eventuellen Infizierung schnell und verantwortungsvoll handeln zu können.” Zu diesem Zweck soll allen geimpften Personen eine Anzahl gratis Nasenflügeltests zur Verfügung gestellt werden.

 

Falsche Sicherheit

 

Der Beschlussantrag, der am Freitag im Landtag genehmigt wurde, ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Wie Franz Ploner erklärt, ist die Sensibilität der Nasenflügeltests gering. Das heißt: Nasenflügeltests erkennen eine Covid-19-Infektion nur dann, wenn die Viruslast sehr hoch ist. Dies führt zu einer Reihe von falsch negativen Tests und ist mitunter Grund dafür, dass Nasenflügeltests nicht als aussagekräftiges Ergebnis anerkannt werden.

Eine Person, die trotz Impfung mit dem Virus infiziert wird, weist eine weit geringere Viruslast auf als nicht-geimpfte Personen. “Dass eine Infektion bei einer geimpften Person mittels Nasenflügeltest nachgewiesen werden kann, ist also kaum möglich”, so Ploner. Er hält die Teststrategie der SVP für undurchdacht und fahrlässig: “Ein Geimpfter, der einen Nasenflügeltest durchführt, wiegt sich in falscher Sicherheit. Das Ziel muss sein, die AHA Regeln – Abstand, Hygienemaßnahmen und Maske – weiterhin aufrecht zu halten und nicht diese durch unzuverlässige Tests zu verdrängen.”

 

Problematische Darstellung der medizinischen Lage

 

Zudem kritisiert Ploner die Darstellung der medizinischen Fakten im Beschlussantrag scharf. So liest man im Beschlussantrag beispielsweise davon, dass mittels Antigentests eine Immunisierung festgestellt werden könnte und dass Geimpfte das Virus genauso übertragen können wie Nicht-Geimpfte. “Das ist schlichtweg falsch”, so Ploner. Auch der im Beschlussantrag verankerte Verweis darauf, dass Schwangere sich nicht impfen lassen könnten, wurde wissenschaftlich widerlegt: “Die Impfung für schwangere Frauen ist inzwischen wärmstens empfohlen”, gibt Ploner zu bedenken.

Anstatt flächendeckender Tests für Geimpfte pocht Ploner darauf, die Immunisierung der Bevölkerung voranzutreiben und die AHA-Regeln aufrecht zu halten.

 

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Peter Gasser Sa., 18.09.2021 - 10:42

Dieser Satz “Geimpfte bleiben zumeist symptomfrei, können den Virus jedoch *genauso* übertragen wie ein Nichtimmunisierter” ist mir beim Lesen auch sofort aufgefallen.
Unvorstellbar, dass eine solche Falschinformation in einem Beschlussantrag (!) steht... :
man beherrscht die deutsche Sprache nicht.

Sa., 18.09.2021 - 10:42 Permalink
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Salto User
Günther Alois … So., 19.09.2021 - 07:26

Nasenflügeltests:wohl zuviel eingekauft,jetzt muss man sie loswerden?????
Die SVP Leute sind anscheinend in der Beurteilung medizinischer Fakten besser informiert,als ein ehemaliger Primar und Arzt Dr.Ploner??????

So., 19.09.2021 - 07:26 Permalink
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Elisabeth Garber So., 19.09.2021 - 11:06

Es fehlt nach wie vor an Transparenz. Es gibt seltene, aber nicht zu unterschätzende Impfschäden und es gibt ebensolche Schäden (Long Covid) bei ausgestandenen Infektionen ohne Impfschutz. Man hat abgewogen und den Nutzen über den Schaden gestellt, gut. Beides, Impfschäden und Long Covid sind kaum erforscht und werden nahezu totgeschwiegen, schlecht. Es gibt einige Menschen, die somit eine (berechtigte) höllische Angst vor der Impfung haben und andere, die rein alles, was mit Corona zu tun hat, politisch oder persönlich-ideologisch perfide instrumentalisieren.
Die Politik hat nichts dazugelernt. Ebensowenig die Medien (allesamt!) . Wann/wo kann man denn z.B. einen ausgewogenen Beitrag lesen, der sich nicht mit Details (Sinnhaftigkeit von Schnelltests etc.) lesen? Wer versteht denn schon die "Freiwilligkeit" des Screenings an Schulen? Strategien? Gab's da irgendwo schon mal 'ne schlüssige Erklärung hierfür? (Nicht die mit dem indirekten Test- oder Impfzwang.)
Fragen über Fragen, etc. etc.....
Kein Wunder, dass es immer weniger Menschen gibt, die Vertrauen in die Politik und deren Repräsentanten * haben (dazu gehören auch Medien...) und sich auf absurdeste Weisen radikalisieren.

So., 19.09.2021 - 11:06 Permalink
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Karl Trojer Di., 21.09.2021 - 10:08

Wenn man den Bogen überspannt, dann reißt das Seil. Anticorona-Impfungen verringern die Gefahr angesteckt zu werden bzw. anzustecken und sie reduzieren die Schwere bei Covid-Erkrankung; gefährliche Nebenwirkungen sind verhältnismäßig gering. Eine vollständige Sicherheit bieten Impfungen nicht, wegen des Verringerns des Risikos sind sie aber jedenfalls nützlich. Wenn Geimpfte sich dennoch testen lassen müssen (wobei auch Tests keine völlige Gewissheit bieten), dann wird der Anreiz, sich impfen zu lassen wohl schwinden , und dies zum Schaden aller Anti-Covid-Maßnahmen

Di., 21.09.2021 - 10:08 Permalink