Gesellschaft | LGBTQ+

È gay! ed è bello poterlo dire

Diego Laratta spricht in einem öffentlichen Post über seine Homosexualität. "Um anderen Mut zu machen", wie er erklärt. Von rechts hagelt es Kritik.
Diego Laratta
Foto: Facebook

“Geht das, plötzlich, von einem Tag auf den nächsten, morgens als homosexuelle Person aufzuwachen?” Der Vorsitzende des Stadtviertelrats Gries-Quirein, Diego Laratta (PD), warf diese Frage vor einigen Tagen in einem persönlichen Facebook Post in den sozialen Raum. Die Antwort, die er sich selbst gibt: Ja. Denn genau das sei ihm selbst vor einigen Jahren passiert und passiere täglich vielen anderen Menschen.

Diego Laratta gibt in seinem Post auf einfühlsame und berührende Weise jene Momente wieder, in denen er sich seiner eigenen Homosexualität bewusst wurde. Für ihn das Natürlichste der Welt, wie er berichtet, so natürlich, dass es schon fast beängstigend sein könnte. Aber Angst hat er keine gefühlt. Im Gegenteil: Befreiung.

Auf Facebook löste Larattas Post vor allem eines aus: Solidarität. Für viele ist es das erste Mal, dass sie von Larattas Homosexualität hören, andere wussten Bescheid. Aber die Kommentare und Reaktionen sind ausschließlich positiv. Anderswo stößt Laratta auf Kritik. So lässt es sich der Parteiobmann der Südtiroler Fratelli d’italia, Marco Galateo, nicht nehmen, Laratta in einer Pressemitteilung anzuklagen. Der Grund? Von einer institutionellen Figur wie Laratta, erwarte man sich “Antworten auf konkrete Probleme” und keine persönlichen Angelegeheiten. “Wen juckt's, dass Laratta schwul ist?” Ganz so, als hätten jene Menschen, die sich aufgrund des noch immer existierenden sozialen Drucks scheuen, ihre Sexualität auszuleben, keine konkreten Probleme zu bewältigen.

Laratta selbst reagiert kaum auf die Kritik. “Non vale la pena”, kommentiert er gegenüber Salto.bz. “Mir geht es nicht um mein eigenes Coming-out, sondern darum, dass es generell wichtig ist, sich zu outen. Ich hoffe, so vielleicht einigen dabei helfen haben zu können, sich Mut zu machen, sich ohne Probleme anzunehmen”, so Laratta. Und weiter: “Ich bin überzeugt, dass wir noch sehr viel tun müssen, sowohl auf juristischer als auch auf kultureller Ebene. Aber die Menschen sind viel weiter, als uns einige glauben lassen möchten. Wir müssen uns gegenseitig mehr Mut machen.”

Er gibt sich optimistisch: “Immer mehr und immer jüngere Menschen erklären sich öffentlich als LGBTQ+. Und wenn es auf einer Seite sehr viele, schwierige und versteckte Situationen gibt, so gibt es auch jene hellen, klaren Situationen.” Diese machen Mut. “Vielleicht verliere ich einen Freund. Vielleicht einen Verwandten. Vielleicht einige Stimmen. Ich weiß es nicht, ich hoffe nicht”, so Laratta. “Aber wenn ich die Wahl habe, dann will ich mich fürs Reden entscheiden.”

 

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Sepp.Bacher Fr., 01.10.2021 - 17:36

“Wen juckt's, dass Laratta schwul ist? Ganz so, als hätten jene Menschen, die sich aufgrund des noch immer existierenden sozialen Drucks scheuen, ihre Sexualität auszuleben, keine konkreten Probleme zu bewältigen." Sicher haben Homo-, Bi-, Inter- und Transsexuelle viele andere Probleme zu bewältigen. Aber der Anfang ist immer ein gelungenes Coming out.
Solange es in der Gesellschaft immer noch keine problemlose Akzeptanz gibt, sind öffentlich Coming-outs - positive Beispiele - immer noch wichtig.
"Wen juckt's, dass Laratta schwul ist?" Sobald es eine gesellschaftliche Akzeptanz und die gleiche Wertschätzung der betroffenen Personen gibt, juckt es wirklich niemandem mehr!
Ich habe erst kürzlich gelesen, dass demnächst der Tag des Coming-out für betroffen Personen begangen wird.

Fr., 01.10.2021 - 17:36 Permalink