Gesellschaft | Sprachkompetenzen

Südtirols Sprachvielfalt am Arbeitsplatz

In Südtirols Sprachwelt hat sich in den letzten Jahren einiges getan, nicht nur aus kultureller, sondern auch aus ökonomischer Sicht.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Sprachenvielfalt
Foto: Adobe Stock Images

Die Mehrsprachigkeit bietet nicht nur im privaten Leben, sondern auch im Arbeitsalltag enorme Vorteile – darüber ist sich ein Großteil der Südtiroler Bevölkerung einig. Dem europäischen Ideal folgend sollte jeder Bürger mindestens drei Sprachen beherrschen, um im EU-weiten Karriere- und Wettbewerbsmarkt mithalten zu können. Nun stellt sich die Frage, wie es um den sprachlichen Reichtum von Herrn Südtiroler und von Frau Südtirolerin steht. Einsprachig, Zweisprachig, Dreisprachig? Die Maxime lautet: Je mehr, desto besser.

AFI: Sprachkompetenzen als Jobvoraussetzung

​​​​​Aus einer AFI-Studie, die auf das Jahr 2009 zurückgeht, entnimmt man, dass etwa ein Drittel der Arbeitssuchenden von potentiellen Arbeitgebern aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse abgelehnt worden ist. Und auch heute sind die Rahmenbedingungen nicht wesentlich anders: Seit jeher gilt im öffentlichen Dienst die Zweisprachigkeit als normative Voraussetzung, um überhaupt am Wettbewerb für eine freie Stelle teilnehmen zu können. Knapp 38% der SüdtirolerInnen sind im Besitz mindestens eines Zweisprachigkeitsnachweises, hierbei schneidet die deutsche und die ladinische Sprachgruppe etwas besser ab als die italienische.

Die Pflicht zur Zweisprachigkeit im öffentlichen Dienst war schon des Öfteren Thema politischer sowie gesellschaftlicher Debatten, dennoch sind zwei Drittel der SüdtirolerInnen der Meinung, dass diese Voraussetzung auch in Zukunft beibehalten werden sollte. Im privaten Sektor besteht zwar (noch) keine Pflicht zur Zweisprachigkeit, jedoch bietet eine umfassende Sprachkenntnis auch hier deutliche Wettbewerbsvorteile - nicht nur aufgrund der stetig zunehmenden Globalisierungstendenzen in und außerhalb der Wirtschaftswelt, sondern auch in der betriebsinternen Kommunikation. Vor allem in Betrieben mit mehr als 20 MitarbeiterInnen überwiegt unternehmensintern mittlerweile die mehrsprachige Kommunikation, sei es zum besseren Verständnis zwischen verschiedensprachigen MitarbeiterInnen, sei es zur Weiterentwicklung persönlicher Kompetenzen im Rahmen des lebenslangen Lernens.

Dieses stellt besonders für ältere Generationen eine bedeutende Chance zur persönlichen Weiterentwicklung von Kompetenzen dar.  Angesichts der Tatsache, dass im vergangenen Jahr nur etwa die Hälfte der Teilnehmenden die Zweisprachigkeitsprüfung erfolgreich bestanden hat, kann man hinsichtlich des Ideals einer perfekt zweisprachigen Bevölkerung lediglich von einer Wunschvorstellung sprechen.

Business English als neue Herausforderung

Die Internationalisierung der Wirtschaftswelt macht auch vor der Südtirols Wirtschaft nicht Halt und zieht sich quer durch alle Bereiche – vom Handwerksbetrieb bis hin zum Dienstleistungsunternehmen. Vor allem die jüngere Generation, die sich in den vergangenen Jahren in die Arbeitswelt einzugliedern versucht hat, sieht sich bei der Jobsuche oft mit sprachlichen Zugangskriterien konfrontiert. Reichten vor einigen Jahren noch Deutsch und Italienisch als Basiskompetenzen, bevorzugt nun ein Großteil der lokalen Unternehmen jene Bewerber, die mehrsprachig sind. Englisch, speziell Business English, also die Verwendung spezifischer englischer Fachtermini zur Konsolidierung der intrabetrieblichen Kommunikation, entwickelt sich zunehmend zur neuen Lingua Franca, sprich zur weltweiten Amtssprache.
Ist die Südtiroler Bevölkerung bereits für diese Herausforderung?

Laut dem Sprachbarometer des Landesamtes für Statistik Astat hinkten die SüdtirolerInnen der vergleichsweise hohen Englischkompetenz anderer Länder über viele Jahre hinterher. Die zwei letzten Generationen machten allerdings alle Rückstände wett: während nur etwa 13% der „älteren“ Südtiroler Bevölkerung die englische Sprache beherrscht, trifft dies bei den Jüngeren auf vier von fünf SüdtirolerInnen zu.

 

Spanisch und Französisch auf dem Vormarsch

Hinzu kommt, dass auch Fremdsprachen wie Französisch oder Spanisch hierzulande relativ weit verbreitet sind. All das ist hauptsächlich unserem Bildungssystem zu verdanken, das sich über das vergangene Jahrzehnt zunehmend auf den Fremdsprachenerwerb konzentriert hat. Etwa 60% der Südtiroler Bevölkerung haben im Laufe ihrer schulischen Ausbildung mindestens eine Fremdsprache erlernt, hauptsächlich Englisch. Fast die Hälfte der lokalen Bevölkerung stimmt der Notwendigkeit zu, die englische Sprache zum Zwecke der internationalen Kommunikation beherrschen zu müssen und rund 47% sind der Meinung, dass Personen ohne Englischkenntnisse eindeutig benachteiligt sind.

Südtirol kommt dem linguistischen Ideal dank seiner mehrsprachigen Kultur, seiner starken touristischen Entwicklung sowie des intensiven Fremdsprachenunterrichts in den Mittel- und Oberschulen durchaus näher, jedoch bleibt hinsichtlich der Ergebnisse der Zweisprachigkeitsprüfungen fraglich, ob dies bereits in nächster Zukunft geschehen wird. Besonders im Hinblick auf die englische Sprache, die mittlerweile auch in der Südtiroler Unternehmenskultur Fuß gefasst hat, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können.  

 

Ein Artikel von AFI-Praktikantin Karin Inama

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Quo Vadis Südtirol Sa., 13.11.2021 - 19:34

Südtirol ist nicht wirklich mehrsprachig. Es entwickelt sich immer mehr zu einer normalen italienischen Provinz. Nur 1 Beispiel.... deutsche oder auch anderssprachige Angaben auf allen Produkten werden durch italienische überklebt ! ... italienisch über alles. In wirklich mehrsprachigen Regionen der Welt wäre dies ein Skandal.

Sa., 13.11.2021 - 19:34 Permalink