Wirtschaft | Start Europe Up

„Die EU hat schon einen CO2-Preis“

Selber Lebensstil, aber ohne CO2-Ausstoß? „ForTomorrow“ will EU-Bürgern das ermöglichen – mit einem Mechanismus, der seit 2005 besteht, aber kaum genutzt wird.
Bäume Pflanzen
Foto: For Tomorrow

Ruth von Heusinger, gelernte Physikerin, kam nach Jobs im Bereich der erneuerbaren Energien und der CO2-Kompensation zum Schluss: Wir müssen mehr Treibhausgase in Europa ausgleichen und reduzieren, anstatt nur im globalen Süden, denn in der industrialisierten Welt werden die meisten verursacht. Dafür gründete sie 2020 in Berlin das gemeinnützige StartUp „ForTomorrow“ und macht sich damit einen Mechanismus zu eigen, den es in der EU schon seit 2005 gibt, den aber wenige kennen und nutzen: Den Emissionshandel. Wir sprechen über den Handel mit CO2, und wie wir einer klimaneutralen Gesellschaft näherkommen können.

Dein StartUp ForTomorrow verspricht den Leuten: Ihr könnt jeden Tag CO2- neutral leben. Erklären wir zunächst einmal den Begriff: Was heißt es, CO2-neutral zu leben?

Ruth von Heusinger: Jeder Mensch hat einen CO2-Ausstoß, allein schon dadurch, dass wir atmen. Den werden wir also nie auf 0 kriegen. Aber wir müssen schauen, dass wir den in einem nachhaltigen Kreislauf produzieren. Also zum Beispiel wenn wir pflanzliche Nahrungsmittel essen, dann nehmen die Pflanzen das CO2 während sie wachsen auf, wir essen es, und atmen es dann wieder aus. Das ist ein Kreislauf. Problematisch wird es, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen nicht ausgeglichen wird.

 

 

Wieviel CO2 dürfte jeder Mensch ausstoßen, um nachhaltig zu sein?

Das kommt darauf an: Je mehr CO2 wir aus der Luft holen, desto mehr können wir auch ausstoßen. Es muss ein ausbalancierter Kreislauf sein. Aber im Moment stoßen wir ganz viel CO2 aus, und holen nur wenig zurück. In Deutschland liegt der CO2-Fußabdruck durchschnittlich bei 10 Tonnen pro Person. Um klimaneutral zu werden, müssten wir auf unter 1 Tonne kommen.

Das klingt nach hartem Verzicht: Kein Fleisch, kein Auto, keine Flugzeugreisen.

Natürlich kann jeder seinen eigenen Konsum reduzieren, seine Ernährung nachhaltiger gestalten. Aber auf viele Dinge, die unseren modernen Lebensstil bestimmen, haben wir keinen Einfluss. Dazu gehört zum Beispiel die öffentliche Infrastruktur oder die Industrie. Da müssen wir also den CO2-Ausstoß, den diese Dinge verursachen, kompensieren.

Was macht ForTomorrow, um den CO2 Ausstoß der Menschen auszugleichen?

Die Leute können sich entweder ein Abo kaufen, um den durchschnittlichen CO2-Ausstoß für sich selbst zu kompensieren, oder sie können für ein Familienpaket zahlen. Weil wir ein gemeinnütziger Verein sind, kann man sich dieses Geld zum Teil von der Steuer wieder zurückerstatten lassen. Diese 10 Tonnen CO2 des Durchschnittsdeutschen kompensieren wir zu 50 Prozent über den europäischen Emissionshandel. Das heißt, wir kaufen 5 Emissionsrechte, die stehen für 5 Tonnen CO2.

Kannst du genauer erklären, wie dieser Emissionshandel in der EU funktioniert?

Den Emissionshandel gibt es seit 2005, um den CO2 Verbrauch in bestimmten Sektoren zu deckeln. Dazu gehören die Industrie, der Energiesektor, später kam noch die Luftfahrt hinzu, und ab 2023 wird auch die Schiffahrt dazuzählen. Rund 40 Prozent der EU-weiten CO2 Emissionen sind unter diesem Emissionshandel reguliert, das heißt: Die EU setzt ein Budget fest, wieviel CO2 bis 2030 noch ausgestoßen werden darf. Jedes Unternehmen, das unter diesen Emissionshandel fällt, und CO2 ausstoßen möchte, muss sich aus diesem Budget ein Emissionsrecht kaufen. Diese sogenannten Emissionsrechte werden von der EU jedes Jahr versteigert, und zwar jedes Jahr weniger.

Und wo kommt ihr ins Spiel?

Wir von ForTomorrow kaufen solche Emissionsrechte raus und legen sie still, also benutzen sie nicht. Dadurch verringern wir die Menge an CO2, die in der EU ausgestoßen wird. Und es kommt zu einem doppelten Effekt: Denn wenn die Menge an Emissionsrechten knapper wird, dann steigt auch deren Preis. Da lohnt es sich für Unternehmen nicht mehr, klimaschädlich zu wirtschaften. Dass man dieses System auch für den Klimaschutz nutzt, hatte die EU übrigens von Anfang an angedacht. Es wird aber noch viel zu wenig gemacht.

Vielleicht, weil kaum jemand dieses System kennt, und noch viel zu wenig davon berichtet wird?

Ja, man hört immer wieder "Wir brauchen einen CO2-Preis" und ich denke mir dann: wir haben ja schon einen CO2-Preis in der EU. Es gibt zwar einige StartUps in diesem Bereich, aber die meisten Unternehmen und Privatpersonen kompensieren über Projekte im globalen Süden. Das ist schade, weil wir haben ein gutes System, das wir nutzen können, um unseren eigenen CO2-Ausstoß zu senken. Es gibt einen McKinsy-Report vom letzten Jahr, da sieht man schön: in den Sektoren, wo der Emissionshandel greift, wird wirklich weniger CO2 ausgestoßen als früher. Wo noch nicht weniger CO2 ausgestoßen wird, ist der Mobilitätssektor, der nicht unter den Emissionshandel fällt. Da muss die EU auf jeden Fall was machen. Es gibt zwar Grenzwerte für die Autobauer, aber die haben dann einfach größere Autos gebaut.

 

Dass wir in Ländern wie Nigeria den CO2-Ausstoß reduzieren, der dort durchschnittlich bei 0,5 Tonnen pro Kopf liegt, um unsere 10 Tonnen pro Kopf auszugleichen, das hat sich nicht richtig angefühlt.

 

Auch Importe in die EU werden noch nicht reguliert. Das soll mit dem "Carbon Border Adjustment Mechanism", den die EU gerade diskutiert, geändert werden.

Genau. Weil auch wenn die Stahlindustrie der EU unter dem Emissioshandel reguliert ist, besteht die Gefahr, dass Unternehmen ihre Industrieprozesse einfach in andere Länder verlagern, wo es noch keine Regulation gibt, und den Stahl von dort importieren. Genau deshalb sollen auch Importe mit Hinblick auf deren CO2-Fußabdruck reguliert werden. Eine andere Lösung wäre, dass auch andere Länder einen Emissionshandel einführen, so wie es China gerade gemacht hat. Auch wenn Chinas Emissionshandel noch nicht so streng reguliert ist wie in Europa.

 

Wie kompensiert ihr die restlichen 5 Tonnen, die jeder Deutsche im Durchschnitt produziert?

Diese 5 Tonnen kompensieren wir darüber, dass wir Bäume pflanzen, die CO2 wieder aus der Luft holen. Die Bäume müssen allerdings 80 Jahre wachsen, um 5 Tonnen aus der Luft zu holen und in ihrem Holz zu speichern.

Haben wir diese Zeit?

Eigentlich müsste alles viel schneller gehen. Aber dann würde es sehr sehr teurer werden. Und wir sind schon teurer als andere Kompensationsanbieter. Deswegen haben wir uns für den langen Zeitraum entscheiden. Auch entfaltet CO2 seine Klimawirkung zum Glück erst später also zeitlich versetzt. Die Erderhitzung, die wir heute spüren, wird durch CO2 hervorgerufen, was vor Jahrzehnten ausgestoßen wurde. Doch je schneller wir CO2 aus der Luft holen, desto besser. 

Das funktioniert nur, wenn die Bäume langfristig erhalten bleiben.

Das ist der Grund, warum wir in Deutschland aufforsten. Hier werden Waldbrände relativ schnell gelöscht. Außerdem pflanzen wir den Mischwald auf staatliche Brachflächen, wo vorher kein Wald stand. Laut deutschem Bundeswaldgesetz muss der Staat diesen Wald, wenn er zum Beispiel abbrennt, wieder aufforsten. So hat man hat zumindest die Sicherheit, dass die gesamte Waldfläche mehr wird und nicht immer weiter verschwindet, wie es zum Beispiel in Brasilien der Fall ist.

Wie stellt ihr sicher, dass der Wald auch wirklich gepflanzt wird?

Wir haben im März den ersten Hektar Wald auf einem ehemaligen Bergbaugebiet aufgeforstet. Da habe ich selbst mitgepflanzt. Wir teilen den Standort auch, sodass jeder hinfahren und es sich anschauen kann. Unser Kooperationspartner "Schutzgemeinschaft deutscher Wald" kümmert sich vor Ort darum. Und dann gibt es noch eine Reihe an Vorgaben, zum Beispiel dass es ein Mischwald ist, der ökologisch wertvoll ist, dass er ohne Pestizide gepflanzt wird und so weiter.

 

 

Wie kamst du eigentlich dazu, ForTomorrow zu gründen?

Ich habe früher bei Atmosfair gearbeitet, einer gemeinnützigen Klimaschutzorganisation.

An Atmosphair kann man spenden, wenn man einen Flug bucht, um den damit verbundenen CO2-Ausstoß zu kompensieren.

Genau, die Kompensation findet dort aber über Projekte in Entwicklungsländern statt. Dass wir in Ländern wie Nigeria den CO2-Ausstoß reduzieren, der dort durchschnittlich bei 0,5 Tonnen pro Kopf liegt, um unseren Ausstoß auszugleichen, der ja den Großteil ausmacht, das hat sich nicht richtig angefühlt. Wir müssen bei uns was ändern, wenn wir effektiv CO2 reduzieren wollen. So kam ich auf die Idee durch ForTomorrow den Menschen zu ermöglichen, ihren CO2-Ausstoß zu kompensieren, aber hier in Europa, nicht im globalen Süden.

Wie viel habt ihr bis jetzt CO2 kompensiert?

Wir sind jetzt bald bei 10.000 Bäumen und 2.500 Emissionsrechten. Das entspricht fast 5 Tausend Tonnen CO2. Die entzogenen Emissionsrechte sorgen z.B. dafür, dass ein Steinkohlekraftwerk für zwei Tage und 5 Stunden abgeschaltet werden muss.

 

 

 

 

 

 

 

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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Mi., 17.11.2021 - 16:03

Zitat: „Diese 5 Tonnen kompensieren wir darüber, dass wir Bäume pflanzen, die CO2 wieder aus der Luft holen. Die Bäume müssen allerdings 80 Jahre wachsen, um 5 Tonnen aus der Luft zu holen und in ihrem Holz zu speichern.
## Haben wir diese Zeit?
Eigentlich müsste alles viel schneller gehen. Aber dann würde es sehr sehr teurer werden. Und wir sind schon teurer als andere Kompensationsanbieter. Deswegen haben wir uns für den langen Zeitraum entscheiden. Auch entfaltet CO2 seine Klimawirkung zum Glück erst später also zeitlich versetzt. Die Erderhitzung, die wir heute spüren, wird durch CO2 hervorgerufen, was vor Jahrzehnten ausgestoßen wurde. Doch je schneller wir CO2 aus der Luft holen, desto besser.“
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(1) Hier habe ich begonnen, meine anfängliche Skepsis ernster zu nehmen:
Da wird HEUTE dem einzelnen „Klimaneutralität“ versprochen mit einer Maßnahme (Bäumepflanzen), welche von 2050 an zu wirken beginnt bis 2100?
Und dafür kann man ähnlich, aber beruhigt weiterleben - ich kann heute weiter CO2 produzieren, weil „meine“ Bäume nach 2050 eventuell bis 2100 mein CO2 wieder herausholen: ob der Wald da noch leben kann?
Ich muss da jetzt darüber nachdenken, aber das erscheint mir recht „abenteuerlich“.
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(2): „Auch entfaltet CO2 seine Klimawirkung zum Glück erst später also zeitlich versetzt“: was bedeutet in diesem Satz der Begriff „zum Glück“?
Also erst dann, wenn der hier Einzahler eh schon verstorben ist? Ich versteh den Sinn dieses Satzes nicht.
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Frage an die Redaktion: Ist das Produkt-Werbung?

Mi., 17.11.2021 - 16:03 Permalink
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Gianguido Piani Mi., 17.11.2021 - 16:16

Die CO2-Kompensationen durch Aufforstung sind zwar richtig und notwendig, tragen der CO2-Reduzierung aber sehr wenig bei. Es stimmt auch nicht, dass die Kompensationen unbekannt sind. Sie sind Teil des Kyoto-Protokolls von 1997 und wurden seitdem heftig besprochen. Die beste Maßnahme in der Westlichen Welt ist Emissionen vom Anfang an nicht zu erzeugen, und nicht erst später zu kompensieren. Soweit Letzteres überhaupt möglich ist.
Es ist kein Zufall, dass der Emissionenmarkt auch "Ablasshandel" genannt wird.

Mi., 17.11.2021 - 16:16 Permalink
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Peter Gasser Mi., 17.11.2021 - 16:20

Ich habe eine weitere Frage (Zitat):
„Wir von ForTomorrow kaufen solche Emissionsrechte raus und legen sie still, also benutzen sie nicht. Dadurch verringern wir die Menge an CO2, die in der EU ausgestoßen wird“:
Was bedeutet „legen sie still“: Sie legen diese in einen Tresor, oder werden diese „vernichtet“? Liegen diese nur im Tresor, können diese später jederzeit gewinnbringend verkauft werden, und auch dieser Effekt „verpufft“, zum Bäumepflanzen, dessen Effekt doch erst dann einsetzen wird, wenn es zu spät sein wird - wie hier selbst zugegeben wird: zwischen 2050 und 2100.
Also: werden diese Emissionsrechte dauerhaft vernichtet?

Mi., 17.11.2021 - 16:20 Permalink
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Peter Gasser Mi., 17.11.2021 - 16:38

Antwort auf von Peter Gasser

Ich habe hierbei, da mich diese Möglichkeiten interessieren, noch eine Frage - zum „Abo“:
Wenn ich ein Abo bezahle, werde ich dann selbst Eigentümer der damit gekauften Emissionsrechte?
Oder werden diese mit meinem Abo-Geld gekauft, und gehören dann - wem?
Können Sie auch hier eine Antwort geben?

Mi., 17.11.2021 - 16:38 Permalink
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Peter Gasser Mi., 17.11.2021 - 16:26

Ich werde jetzt, weiterlesend, lästig ich weiß:
Zitat: „Aber auf viele Dinge, die unseren modernen Lebensstil bestimmen, haben wir keinen Einfluss“:
das ist meiner Ansicht nach schlichtweg eine bequeme Ausrede und falsch.
„Dazu gehört zum Beispiel die öffentliche Infrastruktur oder die Industrie. Da müssen wir also den CO2-Ausstoß, den diese Dinge verursachen, kompensieren“:
auch das erachte ich als unrichtig: wir können NIEMALS die „öffentliche Infrastruktur oder die Industrie“ so belassen wie diese ist und so weiternutzen - und glauben, dass wir dies als einzelne - uns selbst beruhigend - mit „Bäumepflanzen“ kompensieren können. Das kann ich mir nicht vorstellen, können Sie dies präzisieren?

Mi., 17.11.2021 - 16:26 Permalink
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Profil für Benutzer David Vazquez
David Vazquez Do., 18.11.2021 - 17:31

Antwort auf von Peter Gasser

Hallo Herr Gasser,

vielen Dank für Ihre guten Kommentare! Gerne beantworte ich Ihre Fragen, mit der Hoffnung, ein bisschen mehr Klarheit zu schaffen.

- Da wird HEUTE dem einzelnen „Klimaneutralität“ versprochen mit einer Maßnahme (Bäumepflanzen), welche von 2050 an zu wirken beginnt bis 2100?
Das Pflanzen von Bäumen beginnt ab sofort zu wirken. Wenn Sie ein Klima-Abo bei uns abschließen und ein Jahr bei uns bleiben, dann werden nach 80 Jahren insgesamt 5 Tonnen CO2 kompensiert, aber die Bäume fangen schon im ersten Jahr an, CO2 aus der Luft zu holen.

- „Auch entfaltet CO2 seine Klimawirkung zum Glück erst später also zeitlich versetzt“: was bedeutet in diesem Satz der Begriff „zum Glück“?
Wir sagen „zum Glück“, weil wir dank dieser versetzten Klimawirkung haben wir noch Zeit, um zu handeln und CO2 aus der Luft zu holen, bevor er seine Klimawirkung entfaltet.

- Was bedeutet „legen sie still“: Sie legen diese in einen Tresor, oder werden diese „vernichtet“?
Wir legen die Emissionsrechte in unser EUA-Konto und sie werden zum richtigen Zeitpunkt gelöscht. So können sie nicht mehr benutzt werden und entsteht Knappheit. Die Unternehmen, die CO2 ausstoßen, müssen demnach entweder umrüsten, sodass sie weniger CO2 verursachen, oder abschalten.

- Wenn ich ein Abo bezahle, werde ich dann selbst Eigentümer der damit gekauften Emissionsrechte? Oder werden diese mit meinem Abo-Geld gekauft, und gehören dann - wem?
Die gekauften Emissionsrechte gehören ForTomorrow, bevor sie gelöscht werden. Dann gehören sie niemandem, da sie nicht mehr existieren. Als gemeinnützige GmbH müssen wir beweisen, dass wir unsere Erträge für gemeinnützige Zwecke verwenden. Der Weiterverkauf der Emissionsrechte kommt deshalb nicht infrage.

- Wir können NIEMALS die „öffentliche Infrastruktur oder die Industrie“ so belassen wie diese ist und so weiternutzen - und glauben, dass wir dies als einzelne - uns selbst beruhigend - mit „Bäumepflanzen“ kompensieren können. Das kann ich mir nicht vorstellen, können Sie dies präzisieren?
Wir sind natürlich nicht der Meinung, dass wir die öffentliche Infrastruktur oder die Industrie so belassen sollten, wie sie ist. Wir sollten trotzdem versuchen, die Politik mit unserer Stimme zu beeinflussen und bewusste Entscheidungen in unserem Alltag zu treffen. Aber auch, wenn wir ein klimafreundliches Leben führen, wird unser CO2-Fußabdruck immer über ein paar Tonnen CO2 pro Jahr liegen. Außerdem geben wir beim Kauf von Emissionsrechten normalen Menschen die Macht, ein politisches System zu beeinflussen, das normalerweise nicht zugänglich ist.

Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie uns immer gerne unter [email protected] kontaktieren. Auf unserer Website finden Sie auch ganz viele Informationen über unsere Arbeit: https://www.fortomorrow.eu/de/so-funktioniert-es

Mit freundlichen Grüßen
Das ForTomorrow-Team

Do., 18.11.2021 - 17:31 Permalink
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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Sa., 20.11.2021 - 09:36

Antwort auf von David Vazquez

Zitat: „Selber Lebensstil, aber ohne CO2-Ausstoß? „ForTomorrow“ will EU-Bürgern das ermöglichen“:

Um die Unwirklichkeit dieses Satzes aufzuzeigen, hätte Frau Tappeiner (wenn es denn ein wirkliches Interview mit kritischem Nachfragen wäre und wohl kein verborgener Werbetext) lediglich die Frage stellen müssen: wenn dies für alle Menschen gelte, dann würde doch das CO2 im selben Maße weitersteigen wie in den letzten Jahrzehnten.
Selber Lebensstil bedeutet in etwa dieselbe Umweltverschmutzung. Das ist also eine klassische Beruhigungspille, ein Mogelsatz? Ein Versprechen, das man nicht wirklich glauben kann, auch wenn man dies noch so möchte. Ein Versprechen, das keines ist, weil man es nicht einhalten kann?
Man hätte auch den Klimaforscher Georg Kaser zum Interview dazunehmen können, dieser hätte dann neben der geldmäßigen Wirkung des Klima-Abos für die GmbH auch die physikalischen Wirkungen fürs Klima erläutert, ähnlich wie hier:

https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2021/PR-Mogelpackung-Baeume-pfl…

Der Schmelzpunkt von Eis ist weder verhandelbar noch mit Abos zu verhindern.

verwirrend auch:
https://www.startupsfortomorrow.de
das ist ein Verein.
Das StartUp ForTomorrow ist:
https://www.fortomorrow.eu/de/ueber-fortomorrow
aber das ist doch eine GmbH, ich überweise also nicht an einen gemeinnützigen Verein, sondern an eine GmbH:

„Weil wir ein gemeinnütziger Verein sind...“: wirklich? Wem gehören die gekauften CO2-Zertifikate?:
„Begünstigter (der Einzahlung des Abos): ForTomorrow gGmbH“
Kann jemand diese Verwirrung aufklären?

daher hier noch einmal die Frage: Wem gehören die gekauften CO2-Zertifikate?
Ich hatte in diesem Zusammenhang gefragt: Was bedeutet „legen sie still“. Darauf kommt die Antwort: „Wir legen die Emissionsrechte in unser EUA-Konto und sie werden zum richtigen Zeitpunkt gelöscht“.
Hier nun meine Frage: wer ist Eigentümer dieses Kontos?
Und: der „richtige Zeitpunkt“ ist doch unmittelbar nach dem Kauf, sonst bringt mein Abo nichts: wenn dieses Zertifikat auf ein Konto gelegt wird, bezweckt man etwas damit? ... dass es teurer wird und eventuell später gewinnbringend verkauft, getauscht, investiert wird? Erhalte ich, der ich ein Abo kaufen möchte, eine eidesstattliche Erklärung des Käufers des Zertifikates (mit meinem Geld), dass dieses Zertifikat gelöscht wird?

Zitat: „Als gemeinnützige GmbH müssen wir beweisen, dass wir unsere Erträge für gemeinnützige Zwecke verwenden. Der Weiterverkauf der Emissionsrechte kommt deshalb nicht infrage“:
Wenn der „Weiterverkauf nicht in Frage kommt“, warum werden die Zertifikate dann auf Depot gelegt, und nicht sofort gelöscht? Bedeutet „kommt nicht in Frage“, dass die Weiterverwendung der Zertifikate gesetzlich untersagt ist?

Bitte um eine öffentliche Antwort hier auf Salto, damit ich ausreichend Information für eine Bewertung/Entscheidung habe; Ich bin noch nicht überzeugt, aber besten Dank inzwischen.

Sa., 20.11.2021 - 09:36 Permalink
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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Sa., 20.11.2021 - 10:07

Antwort auf von Peter Gasser

Wie stehen Sie dazu:

https://www.klimareporter.de/finanzen/mit-klimaschutz-geld-verdienen-te…

https://www.klimareporter.de/finanzen/mit-klimaschutz-geld-verdienen-te…

„Aber schon in etwas kleinerem Maßstab könnten Privatanleger mit ihrem Ankauf die Berechenbarkeit und Planbarkeit innerhalb des Systems untergraben, schließlich weiß ja niemand, **wann und ob sie verkaufen**. Und das kann am Ende einen Effekt haben, den man gerade nicht will: dass sich Unternehmen noch mehr zurückhalten bei Investitionen in grüne Technologien“.

„Hundertprozentige Sicherheit gibt es – wie bei jeder **Spekulation** – natürlich nicht“.

„Die Zwischenbilanz fällt gemischt aus: Der **Klimanutzen ist umstritten**. Allerdings könnte ich, wenn ich Glück habe, eine **hohe Rendite** erzielen.“

„Emissionszertifikate sind damit zu Finanzinstrumenten geworden“.

Geht es *auch* um zukünftige Rendite durch den späteren Verkauf der Zertifikate?

Sa., 20.11.2021 - 10:07 Permalink
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Profil für Benutzer Gianguido Piani
Gianguido Piani Sa., 20.11.2021 - 11:20

Die Mogelpackung der Kompensation durch Aufforstung stammt leider von den endlosen, inhaltsleeren COP-Konferenzen. Im Regelwerk über Kompensationen werden nur Kohlestoffmengen betrachtet, nicht der Energiewert derer chemischen Verbindungen. Es wäre genau so, als ob man für Diamanten zahlen, und stattdessen die gleiche Masse in Form von Kohle, oder Pflanzen mit entsprechendem Kohlegehalt, erhalten würde. Wäre die gelernte Physikerin Ruth von Heusinger dazu bereit? Ich gebe ihr sogar Rabatt: sie zahlt mir für 10 kg Diamanten, bekommt 20 kg Kohlestoff oder 100 kg Holz. Gerne als Abo. Abgemacht?
Die jährlichen CO2-Emissionen weltweit entsprechen dem Kohlestoff-Gehalt von 25% der gesamten terrestrischen Pflanzenmasse. Jedes 4. Jahr bräuchten wir ein ganz neues Ökosystem. Die Rechnung geht einfach nicht zusammen.
Die einzige zurzeit realistische Lösung? Weniger fossile Energie verbrauchen)))

Sa., 20.11.2021 - 11:20 Permalink