Gesellschaft | Altkatholiken - die unbekannte kleine Schwester

Südtiroler Altkatholiken feiern Gottesdienst in Salurn

Seit 1997 existiert eine andere katholische Kirche in Südtirol. Viele kennen sie, manche mögen sie, doch nur wenige haben den Mut, ihren Glauben altkatholisch zu leben.
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Am Sonntag, 08.November 2015 findet in der "Hauskapelle" der Altkatholiken, Cesare-Battisti-Platz 8, in Salurn um 15.00 Uhr ein Gottesdienst statt. Pfr. Dr. Meinrad Schumacher kommt von Innsbruck und predigt noch über die Seelligpreisungen. Auch Gäste sind herzlich eingeladen.

Nach dem Auszug aus der Evangelischen Kirche in Bozen ist das die erste Messe im neuen Gottesdienstraum. Die evangelische Gemeinde Bozen, in der zuvor die Gottesdienste stattfanden, war über das Medienecho verstimmt, das die Vorstellung des Segensritus für gleichgeschlechtliche Paare zu Allerheiligen 2014 in den Medien erregte. Man sah dies als Störung des ökumenischen Friedens. Die Altkatholiken waren ihrerseits nicht bereit, zu Themen, die ihnen wichtig sind, in der Öffentlichkeit zu schweigen. Was ist schlimm daran, dass in der altkatholischen Kirche

  • Priester und Bischöfe verheiratet oder verpartnert sein können
  • Frauen ins geweihte Amt berufen werden
  • Wiederverheiratete natürlich zu den Sakramenten zugelassen sind und
  • gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingesegnet werden?

Das sind Forderungen, die sogar auf der Synode der Diözese Bozen-Brixen von Mitglieder der römisch-katholischen Kirche erhoben wurden. Warum können die Altkatholiken dies umsetzen, die Rom-Katholiken nicht? Altkatholiken haben eine bischöflich-synodale Kirchenverfassung, in der Laien in allen Gremien eine Zweidrittelmehrheit haben. Somit können sie schneller und flexibler auf die Anforderungen der Zeit reagieren. Die Ortskirchen  kommunizieren zwar rege miteinander, aber kein Bischof ist einem anderen untergeordnet. Der Vorsitzende der altkatholischen Bischofskonferenz der Utrechter Union ist ein Primus inter pares. Somit hat jede Ortskirche die Möglichkeit, in wichtigen Fragen ihr Tempo selbst zu bestimmen. Eine Zentrale, die die Entwicklung einer Ortskirche mit Hinweis auf die "gesamte Kirche" bremst, gibt es nicht. 

Die Altkatholiken sind eine sehr kleine, ökumenisch voll anerkannte Kirche. Sie kann sich aufgrund ihrer Kleinheit nicht herausnehmen, die Alternative zur großen römisch-katholischen Schwester zu sein. Sie ist aber eine Chance für die Menschen, die von ihrer Kirche enttäuscht sind und ihre Religiosität konstruktiv leben wollen. Sie will Lebensraum für christliche Menschen in Freiheit sein.