Politik | Österreich

Der Brief der Verschmähten

Der Südtirol-Unterausschuss hat beim Landeshauptmann nachgefragt, warum man nicht zum Tag der Autonomie geladen war. “Kein Grund für einen Skandal”, heißt es in Bozen.

Weil sie zu den Feierlichkeiten auf Schloss Sigmundskron am 5. September nicht offiziell eingeladen waren, haben die Mitglieder des Südtirol-Unterausschusses im österreichischen Parlament bei Arno Kompatscher nachgefragt. Knapp zwei Wochen nachdem in Sigmundskron 70 Jahre Gruber-Degasperi-Abkommen zelebriert wurde, trudelt beim Landeshauptmann ein Brief ein. “Mit Verwunderung und Enttäuschung mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass wir zur Festveranstaltung 70 Jahre Gruber-De-Gasperi-Abkommen nicht eingeladen wurden”, steht dort geschrieben. Unterzeichnet ist der Brief, stellvertretend für den gesamten Unterausschuss, von Hermann Gahr (ÖVP), Werner Neubauer (FPÖ), Hermann Krist (SPÖ) und Georg Willi (Grüne).

Der Brief der Verschmähten: Stein des Anstoßes war die Nichteinladung zum Tag der Autonomie auf Schloss Sigmundskron.

Als politisches Gremium sei der Südtirol-Unterausschuss im Nationalrat “laufend und umfassend bemüht, die Interessen und Wünsche von Südtirol zu vertreten”. Auch deshalb und weil das Gruber-De-Gasperi-Abkommen ein Vertrag zwischen Italien und Österreich gewesen sei, erlaube man sich, “von Ihnen Herr Landeshauptmann (den die Unterzeichner im Brief unter anderem mit “lieber Arno” ansprechen, Anm. d. Red.) eine Aufklärung über die Gründe unserer Nichteinladung zu erfragen”.

“Ich weiß nicht so recht, was ich Ihnen sagen soll”, heißt es am Freitag Abend aus dem Büro des Landeshauptmannes auf Nachfrage von salto.bz, “aber es besteht sicher kein Grund, ‘Skandal’ zu schreien”. Hörbar ist man um Beschwichtigung bemüht: “Österreich, wie auch Italien, waren auf Schloss Sigmundskron sehr gut vertreten. Nicht zuletzt durch die beiden Außenminister.” Außerdem habe man – im Sinne des “laufenden und intensiven politischen Austauschs zu aktuellen und wichtigen Themen”, den auch der Südtirol Unterausschuss in seinem Brief betont – inzwischen ein Dokument für den Unterausschuss vorbereitet. Ein Bericht über den Tag der Autonomie am 5. September, samt Historiker-Vorträgen, soll dieser Tage nach Wien geschickt werden. “Leider sieht das jetzt so aus als hätten wir den Rapport als Reaktion auf den Brief verfasst, dabei sind wir einfach nicht früher fertig geworden”, erklärt man im Büro des Landeshauptmannes. Die Frage, ob die Beziehungen zu den Mitgliedern des Unterausschusses, die sich offensichtlich verschmäht fühlen, nun belastet werden könnten, beantwortet man im Mitarbeiterkreis mit einem “hoffentlich nicht”. Denn schließlich habe es auch viele hiesige Persönlichkeiten gegeben, die nicht auf Schloss Sigmundskron eingeladen wurden – aus einem simplen Grund: “Die räumlichen Gegebenheiten haben einfach nicht für mehr Personen Platz geboten.”