Wirtschaft | Langtaufers

Das letzte Aufgebot

Die Befürworter der Skiverbindung Langtaufers-Kaunertal haben in Bozen vorgesprochen. Der Ball liegt nun bei der Landesregierung.
Liftstützen im Melagtal
Foto: AVS

“Wir warten jetzt sehnsüchtig auf eine Entscheidung.” Paul Jakomet spricht nicht nur für sich und seine Mitstreiter, sondern auch die Gegenseite. Das sind Natur- und Umweltschützer, das sind Alpenvereine, Grüne und Heimatpfleger. Aber auch Teile der Bevölkerung vor Ort stehen dem Vorhaben der Oberländer Gletscherbahnen AG skeptisch gegenüber. Deren Geschäftsführer ist Paul Jakomet. 26,4 Millionen Euro will die Aktiengesellschaft in eine Seilbahnverbindung zwischen Langtaufers und dem Kaunertaler Gletscher investieren. Bisher sah es nicht gut aus. Doch Paul Jakomet ist nach dem Treffen, für das der Meraner Steuerberater am Freitag nach Bozen gefahren ist, “guter Hoffnung”.

Zwei negative Gutachten liegen für das Projekt – eine Seilbahnverbindung über eine Länge von 4.500 Metern und einer Höhe von 1.200 Metern – bereits vor. Eines kommt vom Landesumweltbeirat, das zweite ist ein negatives Vorgutachten aus dem Amt für Landesplanung. Anfang Juli machte man sich bei den Oberländer Gletscherbahnen daran, eine Stellungnahme samt weiterer Unterlagen vorzubereiten, die man den Fachleuten des Landes vorlegen wollte. Auf 12 Seiten listen die Befürworter des skitechnischen Zusammenschlusses im Obervinschgau 16 Punkte auf, um die Bedenken zu entkräften. “Wir haben unsere Gegendarstellung mit aller Gewissenhaftigkeit vorgebracht”, berichtet Jakomet im Anschluss an das Treffen mit den Fachleuten des Landes.

Kritisiert wird das Projekt vor allem aus Gründen des Natur- und Umweltschutzes. “Lebensräume von Pflanzen und Tieren würden zerstört, ohne dass ein realer Nutzen für die in Langtaufers lebenden Menschen entstünde”, warnten die Grünen vor wenigen Tagen erneut. “Wir sind uns bewusst, dass es einige Umweltaspekte zu beachten gilt, aber Langtaufers ist eines der strukturschwächsten Gebiete im Land und von Abwanderung betroffen. Daher steht auch die überwältigende Mehrheit der Menschen im Tal hinter dem Projekt”, betont Paul Jakomet im Gespräch mit salto.bz. Immerhin seien 80 Prozent der örtlichen Bevölkerung Aktionäre der Oberländer Gletscherbahnen AG.

Doch welchen tatsächlichen Aufschwung kann ein Projekt bringen, das nur für den Winterbetrieb geeignet ist? “Der Vorteil einer Gletscherbahn, wie sie uns vorschwebt, ist, dass der Skibetrieb vor Ort von Oktober bis Mai laufen kann. Und im Sommer ist Langtaufers ohnehin ein beliebtes Ausflugsziel”, sagt Jakomet. Für ihn ist nicht zuletzt die Tatsache, dass der Großteil der notwendigen Investitionen von den Nordtiroler Kaunertaler Gletscherbahnen kommt, ein Beweis für die Attraktivität einer Verbindung Langtaufers-Kaunertal. Ganz anders sieht man das beim AVS: “In Anbetracht des steigenden Wasser- und Energiebedarfs für die Ermöglichung des Skibetriebs in Zeiten der Klimaerwärmung und der rückläufigen Skifahrerzahlen ist die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Skitourismus eine Perspektive mit hohem Risiko”, mahnt Präsident Georg Simeoni. “Es gilt gut zu überlegen, ob man die Unterschrift unter ein derartiges Projekt setzen will.” Damit wendet sich Simeoni an die Landesregierung, bei der der Ball jetzt liegt. Nach der Anhörung am Freitag werden die zuständigen Ämter der Landesregierung nämlich ihre Bewertung des Projekts unterbreiten, die dann über das Projekt entscheiden wird. Nach 30-jähriger Diskussion werden die Würfel endlich fallen.