Umwelt | Ökosystem Wald

Zurück nach Australien

Naturkatastrophen wie Waldbrände sind in Feuerökosystemen natürlich. Eukalyptusplantagen brannten in Portugal 2017 als Folge einer nicht naturnahen Waldbewirtschaftung.
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Waldbrände sind wie Stürme oder Lawinen natürliche Ereignisse, welche Wälder verändern. Einige Baumarten sind an Brände gut angepasst und brauchen Brände. Solche Arten nennt man Pyrophyten, Arten welche direkt oder indirekt von Bränden profitieren oder sich nur mit Bränden vermehren können. Die Korkeiche des Mittelmeerraums, die Mammutbäume Kaliforniens oder die Eukalyptusbäume Australiens sind Pyrophyten. Die natürlich vorkommenden Korkeichen des Mittelmeerraums sind an Feuer gut angepasst, die dicke Korkrinde schützt den Baum bei Bränden.

Ökosysteme, in denen Feuer regelmäßig auftreten und deren Vegetation an diese regelmäßigen Brände angepasst ist, nennt man Feuerökosysteme. Australien, Kalifornien, Südafrika und der Mittelmeerraum sind Gebiete, in denen es Pyrophyten gibt und natürliche Wälder oder andere Gehölzformationen mit diesen Bränden gut zurecht kommen oder auch brauchen. Die Zapfen mit den Samen des Mammutbaumes öffnen sich erst, wenn heißer Rauch nach steigt. Der Baum sät sich nur bei Feuern aus.

Feuerökosysteme kommen mit Bränden gut zurecht, solche Wälder und Buschformationen brauchen Brände. Natürliche Auslöser von Bränden sind Blitzeinschläge, welche in der Trockenzeit mit lang anhaltenden Hitzeperioden klimatisch bedingt in Feuerökosystemen zu Bränden führen.

Die Wälder des Mittelmeerraumes wurden über Jahrtausende durch Brandrodung verändert und degradiert. Mediterrane Buschwälder, die Macchie und Garigue, prägen heute den Mittelmeerraum und die natürlichen, schattigen, kühlen Steineichenwälder wichen der offenen heißen Macchie. Große Steineichen und Korkeichen beschatten nicht mehr die Böden und schaffen kein Waldklima. Die Beweidung mit Schafen und Ziegen verhindert im Mittelmeerraum ebenfalls die Entwicklung von geschlossenen schattigen Eichenwäldern.

In der Neuzeit wurden Wälder des Mittelmeeres durch Förster auch mit nicht natürlich vorkommenden Baumarten verändert, Flächen wurden aufgeforstet, forstwirtschaftlich umgebaut und vielfach wurden australische Eukalyptusbäume gepflanzt.

Brandkatastrophen, wie die Waldbrände in Portugal 2017 waren eine Reihe von „Naturkatastrophen“, bei denen mindestens 65 Personen verbrannten oder an Rauchgasvergiftungen starben, steht auf Wikipedia geschrieben. Als Ursache der Brände wird auch der Kontakt der Mittelspannungsleitungen mit der Vegetation genannt. Ist dies der Fall, so ist der Waldbrand nicht die Folge eines natürlichen Ereignisses, wurde nicht natürlich ausgelöst und ist daher auch kein Naturereignis.

Bei der Brandkatastrohe in Portugal 2017 gab die Umweltschutzorganisation Quercus den portugiesischen Behörden Mitschuld an der Brandkatastrophe. Sie kritisierte die Regierung wegen der Förderung des Eukalyptus in den Wäldern. Die Umweltschutzorganistion nennt sich Quercus, der wissenschaftliche Name der Eiche. Korkeichen und Steineichen sind die Hauptbaumarten des Mittelmeerraumes und im Mittelmeerraum wurden diese Baumarten selten für eine Aufforstung verwendet, Föhren- und Eukalyptusarten wurden jedoch im großen Umfang gepflanzt. Die Umweltschutzorganisation erklärte zur Brandkatastrophe 2017:“ Eukalyptus hat sich in Portugal stark und ohne Regeln ausgebreitet. Das Ergebnis ist offensichtlich. Bei diesen Waldbränden waren die größten verbrannten Flächen Eukalytusplantagen“.

Die Wälder des Mittelmeerraums wurden wie die Wälder Mitteleuropas verändert, Fichtenforste ersetzen Buchenwälder in Mitteleuropa und Eukalpytusplantagen die Eichenwälder Portugals. Sie sind das Resultat einer nicht-nachhaltigen und nicht-naturnahen Waldbewirtschaftung. Die australischen Eukalyptusbäume fördern Waldbrände direkt. Eukalyptusbäume enthalten leicht entflammbare Öle, ein Funke genügt und ein Feuer wird angefacht- Bäume und das ölhaltige Laub am Boden stehen in kurzer Zeit in Flammen. Die natürlichen vorkommenden Baumarten des Mittelmeeres Steineiche und Korkeiche sind immergrün und keine leicht entflammbare dicke Laubschicht liegt am Boden der Eichenwälder.

Eukalyptusbäume selbst überstehen Waldbrände leichter als andere Baumarten und treiben nach Bränden wieder aus. Ähnlich wie ein laubwerfender Laubbaum Mitteleuropas im Frühjahr wieder Blätter treibt, treiben Eukalyptusbäume nach Bränden meist wieder aus. Sie haben dadurch einen Konkurrenzvorteil gegenüber anderen Baumarten, die bei einem Waldbrand absterben.

Kritische Stimmen gegen eine nicht- nachhaltige Forstwirtschaft und Veränderung der Wälder gibt es viele, vom amtlichen Forstpersonal wird derartige Kritik aber oft nicht gehört. Gegen die Pflanzung von Eukalyptusbäumen setzten sich in Portugal vehement Bauern ein. Die Zeitung „Die Zeit“ berichtete 1993 von Bauern, welche gegen die Pflanzung von Eukalyptusbäumen demonstrierten. Nach dem Sonntagsgottesdienst marschierten sie in die Eukalyptusplantage oberhalb ihres Ortes und von der berittenen Nationalgarde wurden sie daran gehindert. Die Soldaten schossen nicht nur in die Luft und eine Gewehrkugel verletzte einen Bauern. Wochen später waren tausende Menschen auf der Straße um zu demonstrieren und auf Transparenten stand: „Eukalyptus zurück nach Austalien“ und „Portugal ist nicht der Eukalyptuswald Europas“.

Die Pflanzung von Eukalyptusbäumen im Mittelmeerraum hat weitreichende negative Folgen. Naturnahe Wälder und alte Kulturlandschaften gingen durch die Aufforstung mit diesen nicht- heimischen Bäumen verloren. Negativ wirkt sich der Eukalyptus in Mittelmeer auch auf den Wasserhaushalt aus. Eukalyptusbäume zapfen Wasser bis in 20m Tiefe an, wachsen stärker als heimische Baumarten und liefern dadurch mehr Holz. Die Freude des Försters für den Holzzuwachs wird jedoch überschattet von den Klagen der Bauern, deren Brunnen und Äcker vertrocknen, weil die Eukalyptusbäume ihnen das Wasser wegsaugen.

Eukalyptus zurück nach Austalien, ist eine berechtigte Forderung, sei es für Bauern und ihre Brunnen, sei es für die Naturnähe und die Biodiversität der Wälder. In Australien sind Eukalyptusbäume heimisch, Koalas fressen nur Blätter von Eukalyptus und viele andere Arten sind auf diese Bäume spezialisiert. Der Kontinent Australien besitzt riesige naturnahe und natürliche Waldflächen und mit 600 verschiedenen Eukalyptusarten ist die Baumartenvielfalt Australiens sehr groß. Verschiedene Wälder, von hoch wachsenden Eukalyptuswäldern bis niederen Schneeeukalyptusgebüschen auf den Bergen machen Australiens Wälder sehr vielfältig, mit einer charakteristischen Fauna. Darunter sind auch Tierarten die Feuer brauchen, wie der Australische Feuerkäfer, der mit Wärmesensoren Brandflächen ansteuert, um sich mit Artgenossen zu verpaaren. Die Larven des Käfers brauchen nämlich verkohltes abgestorbendes Holz. Eukalyptuswälder Australiens sind ein Hotspot der globalen Biodiversität und die Flora Australiens bildet ein eigenes Florenreich.

In den Eukalyptuswälder Australiens werden Feuer kontrolliert gelegt, damit Unterholz, Laubstreu und heruntergefallene Äste abbrennen. Bleiben Brände aus, so sammelt sich viel Material am Boden, das den Nährboden für große unkontrollierbare Brände liefert. Eukalyptuswälder brauchen als Feuerökosysteme Brände und kontrollierte Feuer werden gelegt, um große unkontrollierbare Brände und Brandkatastrophen zu vermeiden. Von lebenden Eukalyptusbäumen brennen nur die Blätter und die Rinde, das Innere der Bäume bleibt unversehrt.

In Portugal wurden wie im gesamten Mittelmeerraum Wälder viel stärker verändert als in Australien. Steineichenwälder des Mittelmeeres sind dichte dunkle Wälder, der Waldboden wird beschattet und ist trotz der regenlosen, sommerlichen Trockenzeiten des Mittelmeerklimas relativ feucht und kühl. Doch derartige Steineichenwälder gibt es im Mittelmeerraum so gut wie keine mehr. Die Macchie und Garigue hat einstige Waldflächen ersetzt, Buschformationen mit niederwüchsigen Gehölzen ersetzten Wälder mit hohen Bäumen. Auch Böden im Mittelmeerraum sind erodiert und fruchtbare Waldböden gingen verloren. Die Artenvielfalt in einer Garigue ist bedeutend höher als in Steineichenwäldern.

Während naturnahe und natürliche Wälder im Mittelmeerraum praktisch nicht mehr existieren, von einigen Ausnahmen wie Korsika abgesehen, da sie über Jahrtausende ausgebeutet wurden, ist der Australische Kontinent ein Kontinent mit riesigen naturnahen und natürlichen Eukalyptuswäldern und unberührter Natur. Wälder Australiens wurden Raub der Flammen und Bilder von verbrennenden und schreienden Koalas gingen um die Welt. Die Eukalyptuswälder werden die Buschbrände jedoch überstehen, die Wälder sind nicht tot und werden wieder wachsen. Das Feuer bedeutet für viele Tiere den sicheren Tod, der Lebensraum Wald wird jedoch wieder erwachen, Tiere wieder einen Lebensraum finden und das Leben wird in die Wälder zurückkehren. Schon nach wenigen Jahren kann so ein Wald aussehen, als wäre nie ein Brand gewesen.

In Eukalyptusplantagen Portugals ging dagegen die Artenvielfalt durch die Pflanzung von Eukalytpus verloren: Plantagen ersetzten Weiden, Wälder und Korkeichenhaine. Eukalyptus zurück nach Australien ist die berechtigte Forderung an eine nicht nachhaltige Forstwirtschaft, in der es nur um Holzzuwachs und nicht um Wälder, die Natur und Ökosysteme geht. Die engstirnige, auf Holzzuwachs und Profit ausgerichtete Forstwirtschaft hat erst ermöglicht, dass Eukalyptusplantagen in Flammen aufgehen konnten. Ein dichter geschlossener naturnaher Steineichenwald oder eine traditionelle portugiesische Kulturlandschaft mit Korkeichen und weidenden Schweinen, Kühen oder Äckern unter den Korkeichen könnte nur schwer riesige unkontrollierbare Flächenbrände zur Folge haben. Mit Eukalyptus und Kiefern aufgeforstete Flächen brannten in Portugal und die Bäume zum Brennen lieferte eine Heerschar an Forstbeamten, die Eukalyptus und Kiefern über Jahrzehnte pflanzen ließen. Proteste wütender Bürger halfen nichts, die Forstbeamten kannten nur einen Weg und dieser mündete in einer nicht- natürlichen Brandkatastrophe, bei der auch viele Menschen starben.

Bilder des Wiedererwachens von natürlichen Eukalytuswäldern nach Buschbränden: http://learnline.cdu.edu.au/units/env207/ecology/individual.html