Gesellschaft | Kommentar

Ein veränderter Blick

Eine Gesellschaft kann Krisen Lösen, eine Aneinanderreihung von egoistischen Individuen nicht.
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In der Abgeschiedenheit versunken, liegt Südtirol, eingekesselt von den Bergen, die nicht nur den Ausblick versperren, sondern auch das eigene Selbstbild trüben. Jede grenzt sich hier unterschiedlich ab - von den Deutschen, den „Italienerinnen“ oder den „Südtirolerinnen“. Der starre Blick richtet sich meist nach Norden, wo Konsum, Produktion und Einsamkeit zu Hause sind. Mit Freude werden dort jährlich höhere wirtschaftliche Wachstumsraten präsentiert, als sei der gestiegene Verbrauch von Rohstoffen eine Himmelsbotschaft. Bei dieser Aussage, läuft auch hierzulande bei mancher der Speichel im Mund zusammen, aber trotzdem würde sie sich niemals als Deutsche oder Italienerin definieren, vielmehr doch als Kapitalistin. Doch der Kapitalismus bröckelt mit jeder Krise mehr und der magische Markt verliert seinen Zauber, da er Krisen nicht reguliert.

Seltener schauen wir nach Norditalien und noch seltener in den äußersten Süden. Wenn sich der Blick doch dahin verirrt, wird häufig nach unten getreten. Die dortigen Familienstrukturen werden als unmodern angesehen, das geringe Wirtschaftswachstum als Problem. Doch die scheinbare „Unterentwicklung“ bringt eine geringere Belastung für die Umwelt und einen besseren soziale Zusammenhalt mit sich, welche sich in niedrigen CO2 Emissionen und hohen Impfquoten niederschlagen. Eine Gesellschaft kann Krisen Lösen, eine Aneinanderreihung von egoistischen Individuen nicht. Allerdings nur eine Gesellschaft, die nicht nach unten tritt, sondern nach oben schaut. Eine Gesellschaft die selbst geschaffene kulturelle Konflikte überwindet und anfängt als ganzes sich solidarisch zu Organisieren. Niemand soll sich mehr primär als Deutsche oder Italienerin definieren, vielmehr doch als Sozialistin.