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Warten auf Penta

In der Woche nach Ostern soll die Bozner Bevölkerung in Sachen Benko befragt werden. Einige Für und Wider gibt es seit kurzem in zwei Hochglanzbroschüren nachzulesen.

Am kommenden Mittwoch, 3. Februar, wird Kommissär Michele Penta den fertigen Fahrplan für die Volksbefragung der allseits fast nur mehr als “Benko-Projekt” bekannten Umgestaltungsplänen der SIGNA-Tochter Kaufhaus Bozen GmbH für das Bozner Busbahnhofsareal vorstellen. Und inzwischen haben sich sowohl die Benko-Befürworter als auch die Gegner des KHB-Projekts in Stellung gebracht.


Pentas Plan und bunte Broschüren

Die offizielle Ankündigung kommt am Montag Vormittag: Für Mittwoch Mittag lädt Penta die Presse in den Stadtratssaal, um “über die bevorstehende Befragung zum PSU, dem Plan für eine städtebauliche Umstrukturierung in der Südtiroler-, Perathoner- und Garibaldistraße sowie die Bahnhofsallee” zu informieren. Doch gar einige Details über den Termin, die Abwicklung und jenen, die zur Teilnahme an der Befragung berechtigt sein sollen, sind bereits im Voraus bekannt geworden. So soll Pentas Wahl Indiskretionen zufolge auf die Woche zwischen 29. März und 4. April gefallen sein. In diesem Zeitraum – der Woche nach den Osterfeiertagen – soll es an mehreren Orten in der Stadt die Möglichkeit geben, sein Ja beziehungsweise Nein abzugeben. Im Gespräch sind ein Dutzend Sitze, über die ganze Stadt verstreut und leicht zugänglich. Aller Voraussicht nach werden es nicht die traditionellen Wahlsitze wie Schulen sein. Diese will Penta offen halten. Befragt werden sollen alle Bürger ab 16 Jahren, und auch die Pendler. Die genauen Details, wie gesagt, gibt es dann offiziell am Mittwoch.

Seit ein paar Wochen trudeln indes nach und nach in allen Bozner Haushalten farbige Broschüren ein. Die eine, “Aufschwung für Bozen: Aus alt mach neu – Bozen blüht auf” stammt von der KHB GmbH. Auf zwölf Seiten sollen den Lesern die Vorzüge des “Benko-Projekts” näher gebracht werden. Die zweite Broschüre trägt den Titel “Die Stadt ist noch nicht ausverkauft” und kommt von “Unsere Stadt – Città Nostra”. Auf doppelt so vielen Seiten, nämlich 24, schildert die überparteiliche Gruppierung ihre ganz eigenen Pläne für eine “nachhaltige Stadtentwicklung von Bozen”.


Kaufhaus nicht im Mittelpunkt

Während sich die KHB vor allem die Aufwertung des Bozner Busbahnhofsareals und des umliegenden Banhofviertels konzentriert, präsentiert “Unsere Stadt – Città Nostra” ein ganzheitlicher anmutendes Konzept für die gesamte Stadt. Die Themen, die die beiden Seiten ansprechen ähneln sich, genauso wie die Lösungen für die dringenden Fragen der Stadt: intelligente Verkehrslösungen und -beruhigung; Promotion der sanften Mobilität; mehr Grünflächen; attraktive Räume für die Stadtbewohner. Doch die Geister scheiden sich an der Frage, was das Wie der Umsetzung anbelangt. “Unsere Stadt – Città Nostra” fordert ein Stadtlabor, in dem die Bürger gemeinsam mit Vereinen, Verbänden und anderen Interessengruppen eigene Ideen, Vorschläge und Projekte zur Erneuerung ihrer Stadt vorbringen können. Darüber hinaus werden “echte Partnerschaften” zwischen öffentlichen Institutionen und Privaten verlangt was die Zur-Verfügung-Stellung von Flächen betrifft. Auf der anderen Seite erinnert die KHB daran, dass die Gemeinde Bozen mit Investitionen im mehrstelligen Millionenbereich rechnen kann, wenn das eigene Projekt umgesetzt würde. Gleichzeitig drängt man auf eine rasche Umsetzung desselben. Auch wenn man, wie Heinz Peter Hager persönlich im Vorwort schreibt, der Volksbefragung durchaus etwas Positives abgewinnen kann: “Für uns heißt das: Bozen kann weiter hoffen!”

Geht es darum, die Positionierung einer Stadt zu entwickeln, gilt es stets, das gesamte städtische Umfeld im Blick zu behalten und sich nicht alleine auf den Standort eines geplanten Einkaufszentrums zu fokussieren.
(Unsere Stadt – Città Nostra)

Das Projekt namens “Kaufhaus Bozen” ist nur zu einem kleinen Teil – rund 40 Prozent – effektiv ein Kaufhaus.
(KHB GmbH)

Der Name “Benko” taucht weder in der einen noch in der anderen Broschüre nicht ein einziges Mal auf. Auch die Idee, am Busbahnhof ein Einkaufszentrum zu errichten, steht nicht im Fokus. Und doch steht das Kaufhaus-Projekt sinnbildlich für ebenjenes Vorhaben. Aus dem “heute verfallenen Viertel” soll laut KHB ein “Quartier hoher Attraktivität” werden, “in dem neben einem Hotel zahlreiche Wohnungen, Büros, Gastronomiebetriebe, soziale Einrichtungen sowie Räume für die Jugend” Platz fänden, “und auch ein Kaufhaus”. “Unsere Stadt – Città Nostra” verrät erst auf der letzten Seite ihres Heftchens, was man von einem Einkaufszentrum am Busbahnhof hält: Nichts – “Wir sind dagegen, weil dieses negative Auswirkungen auf die Stadt und die umliegenden Dörfer mit sich bringt.”

Auf der einen Seite Bilder des “überall sichtbaren Verfalls”, den die KHB beseitigen will, rechts die Forderung nach einem umfassenden Entwicklungskonzept für alle fünf Bozner Stadtviertel von “Unsere Stadt – Città Nostra”.


Welche Vision überzeugt?

“Hochwertiger Raum zum Leben, Wohnen, Arbeiten und Einkaufen, bessere Verkehrsflüsse und weniger Autos auf den Straßen. Wo heute heruntergekommene Gebäude stehen, der verwahrloste Bahnhofspark und ein vernachlässigtes Stadtviertel, ist eine klare Aufwertung das Ziel. Davon wird ganz Bozen profitieren.” So das Versprechen, das die KHB auf der letzten Seite ihre Broschüre den Lesern gibt – “Wir befürworten die Beibehaltung des Busbahnhofes an der heutigen Stelle, bis das Mobilitätszentrum im Projekt Arbo realisiert wird; die Neubelebung und Pflege des Bahnhofsparks; eine bessere Verkehrsführung und Verkehrsberuhigung in allen Bozner Stadtvierteln”, die Schlussworte von “Unsere Stadt – Città Nostra”. Welche Sicht schlussendlich überwiegt, wird sich aller Voraussicht nach nach dem 4. April zeigen.

In zwei Wochen beginnen indessen die Informationsveranstaltungen, auf denen die Bozner Auskunft über das Benko Bis erhalten sollen. Den Auftakt bildet der Abend am 15. Februar im Ortlersaal des Stadtviertels Don Bosco, die weiteren Daten sind auf der Webseite der Gemeinde Bozen einsehbar.