Economia | Sparkasse

Finanzer in der Bank

Die Finanzwache hat vergangene Woche mit 15 Beamten der Sparkasse einen Besuch abgestattet. Die Sparkassenführung geht von einer „normalen Steuerkontrolle“ aus.
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Foto: upi
Dass Finanzer in einer Bank vorstellig werden, passiert öfters. Dass man aber gleich mit 15 Beamten anrückt, ist alles andere als alltäglich.
Was sich am vergangenen Donnerstag am Hauptsitz der Südtiroler Sparkasse abgespielt hat, gehört kaum zum normalen Bankengeschäft. Denn das Interesse der Finanzwache gilt den Geschäften der Südtiroler Bank. „Allein in der Kreditabteilung wurden rund 200 Fallakten sichergestellt“, heißt es aus der Sparkasse. Zudem hat man einiges auch aus der Bilanz- und Buchhaltungsabteilung angefordert. Seitdem herrscht in der Sparkasse verständlicherweise Aufregung.
Es dürfte sich um eine normale Steuerkontrolle handeln“, versucht Generaldirektor Nicola Calabrò die Wogen zu glätten. Die Finanzwache habe vor allem die Geschäftsunterlagen aus den Jahren 2012 bis 2015 verlangt. „Das Interesse der Finanzwache umfasst dabei 360 Grad“, bestätigt der Sparkassen-Generaldirektor gegenüber salto.bz.
 

Die Ermittlungen

 
Dass Nicola Calabrò die Polizeiaktion relativ nüchtern sieht, liegt auch daran, dass die Sparkasse sich langsam an solche Aktionen zu gewöhnen scheint. Die Staatsanwaltschaft Bozen ermittelt bereits seit dem Spätherbst 2015 gegen die Südtiroler Traditionsbank. Im Februar 2016 beschlagnahmten Beamte der Carabinierisondereinheit ROS am Hauptserver der Bank mehrere Terabytes an Daten. Zudem wurden über hundert Kreditakten sichergestellt, die bis heute noch unter Verschluss gelagert werden.
Bereits damals wurde die Aktion von drei Funktionären der Banca d´ Italia unterstützt, die die Staatsanwaltschaft offiziell als Gutachter für diesen Fall angefordert haben. Die Gutachter haben bereits im Spätsommer ihren Bericht zum Fall bei Oberstaatsanwalt Giancarlo Bramante hinterlegt. Auch der erste zusammenfassende Bericht der ROS liegt seit Wochen vor. Nach Informationen von salto.bz sollen beide Berichten für die Bank äußerst brisant sein. Es geht um mutmaßliche Verfehlungen aus den Jahren 2006 bis 2015.
Die Frage, die sich man sich deshalb seit Donnerstag in der Sparkasse stellt ist einfach: Eröffnet die Staatsanwaltschaft mit dieser Aktion einen neuen Ermittlungsstrang?
 

Die faulen Kredite

 
Denn die Finanzwache hat sich auffallend deutlich, für alle jene Kreditpositionen interessiert, die in den vergangenen Jahren von der Sparkasse verkauft wurden. Es geht um die sogenannten „Non Performing Loans“ (NPL). Die Sparkasse hat in verschiedenen Trancen bisher rund 400 Millionen an solchen notleidenden Krediten an spezialisierte Dienstleister verkauft. 2017 soll ein Paket von weiteren 200 Millionen folgen.

 
Bei diesen Verkäufen hat die Bank viel Geld verloren. Denn fast überall stehen unterm Strich Forderungsverzichte. So hat die Sparkasse bei mehreren Krediten von Südtiroler Großkunden, auf jeweils rund fünf Millionen Euro an Rückzahlungen verzichtet. Die Frage ist, wie man diese Verzichte steuerlich abrechnet.
Zudem scheint sich die Finanzwache auch für einige Immobilien-Transaktionen zu interessieren.
 

Der Aktienverkauf

 
Von Oktober 2016 bis Februar 2017 wurde die Sparkasse von den Inspektoren der Banca d´ Italia geprüft. Der Abschlussbericht steht noch aus. Doch diese Inspektion war auch gleichzeitig eine Inspektion der Börsenaufsicht Consob.
Dabei legten die Inspektoren den Fokus auf die Aktienverkäufe anlässlich der verschiedenen Kapitalerhöhung. Nach Informationen von salto.bz sollen bei der Kapitalerhöhung 2012 einige gravierende Unregelmäßigkeiten zu Tage getreten sein. Das könnte einer jener Bereiche sein, für die sich die Finanzpolizei jetzt interessiert.
Generaldirektor Nicola Calabrò bleibt aber dennoch zuversichtlich: „Ich gehe davon aus, dass mit diesem letzten Schritt der Zyklus der Kontrollen vor erst abgeschlossen ist.“