Politica | Bio-Obstbau in Südtirol

Argumente für den biologischen Obstbau in Südtirol

Rund 40 Prozent aller Bio-Äpfel der EU kommen aus Südtirol. Doch es kursieren viele Gerüchte, Meinungen und Vermutungen zum Bio-Obstbau. Was davon stimmt, und was nicht? Und wo liegt der Unterschied zum Integrierten Obstbau?
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

Biologischer Obstbau funktioniert mit natürlichen und naturgemäßen Pflanzenschutzmitteln und wird momentan von über 350 Bio-Bauern in Südtirol auf ca. 1.375 Hektar betrieben (Stand 31.12.2013). Das Grundprinzip der biologischen Landwirtschaft ist die Kreislaufwirtschaft. Durch den Verzicht auf leichtlösliche Stickstoff-Düngemittel und die Rückführung der Nährstoffe in Form von Mist oder anderen organischen Düngern, wird im biologischen Obstbau die Bodenfruchtbarkeit erhalten, die uns langfristig stabile Erträge sichert.

 

Verwendung natürlicher und naturgemäßer Wirkstoffe

Unser Ziel ist es, gesunde Lebensmittel zu erzeugen. Lebensmittel ohne Rückstände und ohne den Einsatz von Gentechnik! Bio-Obstbauern haben natürlich mit den gleichen Problemen und Schädlingen zu tun wie alle anderen Obstbauern: Sie brauchen pilzfreie Äpfel und müssen verhindern, dass Insekten oder andere Organismen die Ernte beeinträchtigen. Dies bedeutet, dass auch im biologischen Obstbau Behandlungen stattfinden. Der große Unterschied liegt in der Auswahl der eingesetzten Mittel. Diese sind weder krebserregend, noch Embryonen-schädigend. Im biologischen Obstbau sind zudem chemische Unkrautvernichtungsmittel verboten, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen. Stattdessen werden Bürsten und andere mechanische Verfahren angewandt, die das Un- oder Beikraut am Wachsen hindern.
 

Zum Einsatz von Kupfer und Schwefel

Als Fungizide und Bakterizide werden im biologischen Obstbau Kupfer und Schwefel in Mengen eingesetzt, die für die Gesundheit des Menschen unbedenklich sind und deren sehr gute Wirkung in der Landwirtschaft seit über 150 Jahren bekannt ist. Kupfer und Schwefel sind im Erdreich weit verbreitete Elemente, für den Menschen und die menschliche Ernährung essentielle Mineralstoffe und Spurenelemente, die zum Beispiel für den Aufbau von Eiweißen und roten Blutkörperchen benötigt werden. Um Regenwürmer, Amphibien und andere Bodenlebewesen nicht zu gefährden, ist die Ausbringung von Kupfer in der EU-Öko-Verordnung auf maximal 6 kg je Hektar und Jahr – und bei den Bioverbänden (Bioland, Demeter) sogar auf 3 kg/ha und Jahr – begrenzt. Im Durchschnitt kommen pro Hektar und Jahr im Bio-Obstbau weniger als 1,5 kg Kupfer zum Einsatz! Mit regelmäßigen Bodenanalysen wird auf Biobetrieben, die Kupfer einsetzen, sichergestellt, dass es zu keiner Anreicherung im Boden kommt. Mit der Suche nach geeigneten pilzwiderstandsfähigen Sorten sind Biobauern zudem bestrebt, den Einsatz von Kupfer und Schwefel weiter zu reduzieren. In der integrierten Landwirtschaft gibt es hingegen keine vorgeschriebenen Höchstmengen für den Kupfer-Einsatz.

 

Über die Wirksamkeit der Behandlungen

Die biologischen Pflanzenschutzmittel erfordern eine hervorragende Kenntnis der Schädlings-Biologie und sie müssen zum richtigen Zeitpunkt ausgebrachte werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten, da sie meist relativ schnell durch verschiedene Umwelteinflüsse wieder abgebaut oder inaktiviert werden. Dass die eingesetzten Mittel in der biologischen Landwirtschaft oft nicht so lange wirken, oder nicht rückwirkend eingesetzt werden können, bedeutet nicht automatisch, dass ein Bio-Bauer öfter behandeln muss als ein konventioneller Bauer: In der Summe ist die durchschnittliche Anzahl der Überfahrten bei biologischen und integrierten Obstflächen je nach Witterung und bei vergleichbaren Anlagen (!) ungefähr gleich hoch. Das liegt daran, dass es in der Primärschorfsaison (Ende März bis Anfang Juni) im Bio-Obstbau zwar mehr Behandlungen als im integrierten Obstbau geben kann, weil Schwefelkalk und Kupferpräparate im Bio-Anbau eine kürzere Wirkungsdauer haben, als konventionelle Vergleichsprodukte. In der Sekundärschorfsaison (Juni bis September) kann der Bio-Obstbauer seine Behandlungen minimieren. In diesem Zeitraum wird im integrierten Anbau von einer Reihe von Hormonen, Insektiziden, oder auch Blattdüngern auf mineralischer Basis Gebrauch gemacht, die im Bio-Anbau verboten sind.

 

Bioland fördert die Vielfalt auf allen Ebenen

Die Landwirtschaft der Zukunft, wie wir sie verstehen, erhält vielseitige Kulturlandschaften, bewahrt natürliche Lebensgrundlagen, erzeugt wertvolle Lebensmittel, fördert die biologische Vielfalt und sichert uns allen eine lebenswerte Zukunft.

 

Bioland Verband Südtirol:

gegründet 1991 von 10 Obstbauern,

momentan ca. 520 Mitglieder (Juli 2014),

darunter Obst-, Wein- und Viehbauern, Beeren-, Gemüse-, Ackerbauern und Imker.