Politica | Pestizide

Land will Pflanzenschutzmittel neu regeln

Das noch im Sommer durchzuführende Anti-Pestizide-Referendum in Mals sowie die generelle Aufmerksamkeit zum Thema Pflanzenschutzmittel hat die Landesregierung nun bewogen, neue Regeln dazu auszuarbeiten.

Der staatliche Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist seit Anfang dieses Jahres in ganz Italien in Kraft. Aber Südtirol will, als besonders intensiv bebaute Region, mehr und besser darauf achten, dass die Bevölkerung besser vor negativen Folgen von Pflanzenschutzmitteln geschützt ist. Denn auch hier habe die gesellschaftspolitische Aufmerksamkeit der Bürger in Bezug auf Pestizide zugenommen, erklärt Landesrat Arnold Schuler die Beweggründe. Aufklären, informieren und sich der Diskussion stellen: Das sei sein Anliegen. Deswegen will nun das Land mit den neuen Regeln italienweit eine Vorreiterrolle einnehmen und noch höhere Standards als der Nationale Aktionsplan vorgeben. "Wir wollen wie bei der Qualitätskontrolle und der Lagertechnik in der Landwirtschaft auch im Bereich Pflanzenschutz zu den Innovativsten gehören", betonte Landesrat Schuler am Dienstag.

"Überall, wo die Bevölkerung direkt mit dem Pflanzenschutz in Berührung kommt", unterstreicht Landesrat Schuler, "müssen verstärkt modernste Technik eingesetzt und entsprechende Abstandsregelungen getroffen werden". In den sogenannten sensiblen Zonen, wie öffentliche Parks und Gärten, Sportplätze und Erholungseinrichtungen, Schulgebäude, Kindergärten, Kinderhorte sowie Flächen in der Nähe von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, wird die Ausbringung von besonders giftigen Mitteln (die mit R gekennzeichneten) noch einmal strenger geregelt. "Hier muss ein Abstand von 30 Metern eingehalten werden," sagt Landesrat Schuler. Verkürzt kann dieser Abstand nur werden, wenn Hecken gegen die Abdrift dazwischen geplanzt sind. Auch bei allen übrigen Pflanzenschutzmitteln sei ein Abstand von mindestens 10 Metern einzuhalten. Kontrollen und Sanktionen sollen die Maßnahmen begleiten.

Auch wurde eine empidemologische Studie in Auftrag gegeben, mit der die Häufigkeit von Krankheiten in Gebieten mit unterschiedlicher landwirtschaftlicher Nutzung erhoben wird. Die Untersuchung laufe bereits im Vinschgau, 2015 wird auch in Mals nachgeschaut.

"Wir haben jetzt ein ganzes Paket an Maßnahmen geschnürt, um das Thema Pflanzenschutz von mehreren Seiten aufzuarbeiten", berichtete Landesrat Schuler. "Wir wollen durch Studien, Untersuchungen und Versuche mehr über Pflanzenschutzmittel erfahren und deren Auswirkungen überprüfen", so der Landesrat.

 

Bild
Profile picture for user Armin Rauch
Armin Rauch Ven, 07/04/2014 - 19:44

Von einer Vorreiterrolle in Italien ist Südtirol noch sehr weit entfernt. Die Nonstaler Gemeinde Malosco hat folgende Regelung für die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln erlassen: Verbot von Pflanzenschutzmitteln, die als giftig oder sehr giftig klassifiziert sind. Mindestabstände von 50(!) Metern zu allen sensiblen Zonen, dazu zählen auch Anbauflächen in denen keine synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden ( zB Futterwiesen, Gemüse- oder Getreideanbauflächen usw.). Hier in Südtirol sind wir nun bei 10 Metern. Diese Bestimmungen in Malosco wurden auf verschiedenen Instanzen angefochten, hielten aber immer Stand mit der Begründung, dass es um die Gesundheit der Bürger geht. Die neue Regelung in Südtirol ist für mich nicht viel mehr als eine Alibiaktion, um die Bevölkerung zu beruhigen. Von Hecken und neuesten technischen Sprühgeräten (früher große Tropfen versprühen, dann möglichst feine, nun wieder zurück zu großen Tropfen) ist schon lange die Rede (Agriosrichtlinien), diese wurden aber entweder nicht umgesetzt oder haben sich als nicht wirksam erwiesen.

Ven, 07/04/2014 - 19:44 Collegamento permanente