Cronaca | Schwimmbäder

Das Virus und das Minus

Desinfektion, Organisation, rechtliche Bestimmungen und zaudernde Badegäste bescheren den Schwimmbädern schwere Zeiten. Mancher sperrt erst gar nicht auf.
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Foto: Naturbad Gargazon

Nur jede zweite Dusche zugänglich, desinfizierte Liegestühle, gesperrte Teilbereiche, Masken im Eingangsbereich, Online-Vormerkungen: Der Schwimmbadbesuch im Sommer 2020 ist anders. Der Mehraufwand ist für die Betreiber groß, die Kostendeckung fraglich. Und auch das Badewetter könnte besser sein. Eine Sammlung von Eindrücken. 

 

Bedrückte Stimmung

 

Die Bilanz nach etwas über einem Monat ist schlecht, die Stimmung bei der Lido-Betreiberin Verena Steinegger bedrückend. Das Lido Neumarkt hat als eines der ersten Bäder Ende Mai aufgesperrt. Die Fläche des Lidos umfasst fast zwei Hektar und kann deshalb auch trotz Limitierung tausend Personen Einlass gewähren. Bisher war man aber auch an hitzigen Tagen weit von tausend Besuchern entfernt. Das Coronavirus und das instabile Wetter machen der Lido-Betreiberin gleich doppelt zu schaffen. „Aber da ist noch was: Falschmeldungen über Einlassbestimmungen gehen um. Zum Beispiel, dass nur Bewohner der Gemeinde in das Lido dürfen. Das ist schlichtweg falsch! Zu uns dürfen alle kommen und bleiben solange sie wollen“, unterstreicht Steinegger.

 

In der Brixner Acquarena geht es etwas strenger zu: Kommen darf jeder, aber nur für fünf Stunden und mit vorheriger Reservierung auf der Seite „lidonews.it“. In den vergangenen Jahren haben bei idealen Temperaturen oft bis zu 3000 Menschen das Schwimmbad aufgesucht. Momentan dürfen sich nur mehr 1000 Menschen gleichzeitig auf dem Schwimmbadgelände aufhalten. Deswegen hat man mit der „Fünf-Stunden-Regel“ versucht, einen Kompromiss zu finden, um möglichst vielen Menschen eine Abkühlung zu ermöglichen. In der Acquarena ist nur das Freibad für den Besucher zugänglich. Dort ist jedoch alles, bis auf die Sandplätze, benutzbar. Der Leiter der Acquarena Manfred Siller spricht von einem großen Mehraufwand, der durch das Online-Vormerksystem und das Desinfizieren verursacht wird. Bei der Einhaltung der Abstandsregeln wird an die Eigenverantwortung der Bürger appelliert. Zusätzlich weisen Mitarbeiter des Lidos darauf hin. „All dies gilt momentan: Kommen neue Lockerungen, kann sich schnell etwas ändern“, unterstreicht Siller.

 

Keine Sommersaison 2020

 

Eines der höchst gelegenen Freibäder des Landes bleibt diesen Sommer geschlossen. Das auf 1200 Meter gelegene Schwimmbad in Welschnofen hätte mit einer neuen Führung in die Saison starten sollen. Bürgermeister Markus Dejori weist darauf hin, dass sich aufgrund der rechtlichen Bestimmungen auch nach mehrmaliger Ausschreibung niemand bereit erklärt hat, die Führung zu übernehmen. Das Schwimmbad bleibt also zu – zum großen Bedauern vieler, besonders von Familien mit Kindern. 

 

Finanziell schwierige Situation

 

Erst seit vorvergangenem Samstag stürzen sich im Naturbad Gargazon die Badegäste ins kühle Nass. Denn Schwimmbäder ohne Chlorwasser durften erst seit 9.Juni öffnen und mit der notwendigen Bürokratie hat sich die Öffnung bis zum 27.Juni verzögert. Das Kinderbecken, da ohne Chlor, darf noch immer nicht benutzt werden – für die Betreiber ist diese Regelung nicht nachvollziehbar. Der Andrang war für die Betreiber am ersten offenen Wochenende nicht berauschend. Mit limitierter Besucherzahl dürfen 700 Gäste in das Bad, eine Zahl, die auch am heißen Sonntag nicht erreicht wurde. Auch die fehlenden Touristen fallen auf, da sie in vergangenen Jahren 40 Prozent der gesamten Besucherzahl ausgemacht haben. Kostendeckend ist das Geschäft mit dem Naturbad derzeit nicht. „Wenn wir mit einem geringen Defizit die Saison beenden, können wir zufrieden sein“, vermutet Manfred Adami, Koordinator des Naturbads Gargazon. Der Mehraufwand äußert sich finanziell durchs Desinfizieren und organisatorisch mit der Registrierung aller Gäste. Im Naturbad Gargazon verzichtet man auf Online-Vormerkungen, auf der Seite „lidonews.it“ wird jedoch in Echtzeit angezeigt, wie viele Plätze noch frei sind.

Trotz allem ließen sich die Gäste des Naturbads an den ersten offenen Wochenenden den Spaß nicht verderben. Und die Betreiber aller Schwimmbäder hoffen, dass es der Wettergott in den nächsten Monaten gut mit ihnen meint.