Cultura | Salto Afternoon

Meran im Herzen

Thomas Tribus hat für das Buch "111 Orte in Meran, die man gesehen haben muss" Kurstadt samt Umgebung erkundet. Einer seiner Lieblingsorte als salto-Gastbeitrag:
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Foto: Thomas Zelger

79. Das K.u.k.-Museum

Sammelsurium der tausend Dinge

Onkel Taas Reich an der Töll lässt so nicht leicht beschreiben. Tausend und eine Gutenachtgeschichte vereinen sich hier zu einem Ort, wo Mythen und Legenden zum Leben erweckt werden und einen die Kraft der Melancholie auf eine Reise schickt. Die Monarchie wurde hier nie abgeschafft, sondern nur auf Sommerresidenz geschickt. Das von Efeu überwachsene Haus hinter dem Bahnhof von Töll beherbergt 35.000 Relikte aus der K.u.k.-Zeit. 35.000 Gegenstände, von denen weitaus nicht alle Raritäten sind, aber definitiv alle eine Geschichte zu erzählen haben. Das Haus war bereits zu Römerzeiten ein altes Heilbad. Unter dem Areal entspringen nämlich bis heute mehrere Quellen, die in einem kleinen steinernen Bad im Haus münden. Über diesem Bad gibt es eine alte Wandmalerei, die noch aus der Römerzeit stammt.


Onkel Taa hat seinen Franz- und Sissi-Fundus 2006 »geboren«, wie er selbst sagt. Der Beginn seiner Sammelsucht liegt aber bereits über 55 Jahre zurück. Seine Tante Dorothea war es, die ihm immer von der schönen Prinzessin Sissi erzählt hat. In seiner Jugendzeit schloss sich Onkel Taa einer Gruppe von Schweizer Antiquitätensammlern an und konnte so seinen Fundus aus alten K.u.k.-Gegenständen maßgeblich vergrößern. Neben einem Handschuh der Kaiserin befindet sich mittlerweile auch eine originale Lithographie von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Sissi in seinem Besitz.


Nach einer Karriere im Braten- und Frittieren in einer Würstelbude in Sinich hat es Taa hinauf auf die Töll verschlagen, wo er mit seiner Familie ein Restaurant führt. Was dort auf dem Menü steht? Nun, außer der typisch, bodenständigen Südtiroler Hausmannskost, auch Schnecken. Der Mann führt nämlich seit langem eine eigene Schneckenzucht, die einzige in ganz Südtirol, um genau zu sein. Ein weiterer Taa’ismus, den er auch seiner Tante Dorothea zu verdanken hat, die auch schon Schnecken gezüchtet hat.