ebner brothers
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Società | Polli der Woche

Infame Verdrehung

Wer der Familie Ebner im Weg steht, wird in diesem Land fertig gemacht. Jetzt ist Roland Turk, Vorsitzender des Landesbeirates für das Kommunikationswesen an der Reihe.
Immer dann, wenn in den „Dolomiten“ ein Artikel steht, der nicht gezeichnet ist, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit: Der Artikel ist bezahlt und Teil eines Werbepaketes.
Die zweite Möglichkeit: Es geht darum, ganz bewusst jemand an den Pranger zu stellen, weil er den Interessen des Hauses Athesia oder der Familie Ebner im Wege steht. Der Schreibtischtäter oder die Täterin bekommen dann den direkten Auftrag von ganz oben. Autorenamen gibt es deshalb keinen.
Ein solcher Artikel findet sich in der Samstag-Ausgabe des Tagblattes der Südtiroler. Das Ziel: Roland Turk, Vorsitzender des Landesbeirates für das Kommunikationswesen und in dieser Funktion auch zuständig für die Medienförderung des Landes.
Dem langjährigen RAI-Journalisten und Tagesschau-Moderator spielt man dabei besonders übel mit. Denn die „Dolomiten“ nehmen seine Aussagen und verdrehen sie ins genaue Gegenteil dessen, was Roland Turk gesagt hat und sagt. Turk hatte sich erlaubt, an der Brieftasche der Brüder Ebner und ihres Konzerns zu kratzen.
Die Retourkutsche kommt jetzt. In der Form eines Artikels, der an die Methoden der antisemitischen Zeitung „Der Stürmer“ erinnert.
 
Es gibt eine Vorgeschichte.
Am 19. Oktober 2017 veranstaltete der Landesbeirat für das Kommunikationswesen in der Aula des Landtages eine Tagung mit dem Titel „Medienvielfalt in Südtirol - Ein Beispiel für andere Regionen? La pluralità dei media in Alto Adige - un esempio per altre Regioni“. Auf der Tagung wurde die Südtiroler Medienpolitik mit jener der anderen Regionen mit Sonderstatut verglichen. Zudem warf man einen Blick in den Rundfunkbereich der benachbarten Länder Schweiz und Österreich.
Unter den zahlreichen Rednern an diesen Nachmittag fand sich auch einer, bei dem man nicht ganz verstand, in welcher Rolle er vor dem vollbesetzten Saal referiert: Michl Ebner.
Ob Ebner als Präsident der Handelskammer sprach oder als Verleger in eigener Sache oder gar als Bezieher ein Journalistenrente (in spe), das ergründete sich niemandem in Zuhörerraum. Sicher ist: Michl Ebner sprach 25 Minuten lang, erklärte das Südtiroler Mediensystem in allen Facetten und schaffte es dabei nicht einmal das Wort „Athesia“ in den Mund zu nehmen.
Vor allem aber griff der Herr der Athesia in seiner Rede Landeshauptmann Arno Kompatscher und die Förderpolitik des Landes frontal an. Der Tenor: Es sei eine Schweinerei, dass das Land im Jahr 20 Millionen Euro für RAI Südtirol zahle und die anderen Medien sozusagen mit den Brotkrümeln abgespeist werden. Es war eine leidenschaftliche Rede, bei der man am Ende Michl Ebner fast ein paar Euro-Münzen in den Klingelbeutel gelegt hätte. So leid konnte einem der Herr Verleger und sein Konzern tun.
 
Die Realität sieht etwas anders aus.
Die 20 Millionen Euro, die die RAI eigentlich vom römischen Ministerratspräsidium bekommt, wurden im Mailänder Abkommen einfach umgeschichtet. Es ist die Finanzspritze, die einer ethnischen Minderheit einen öffentlich-rechtlichen Sender in der eigenen Muttersprache ermöglicht. Nicht mehr und nicht weniger.
Dass Michl Ebner und sein Bruder, der Dolomiten-Chefredakteur Toni Ebner, ihr Medienhaus in Sachen öffentlicher Förderungen hier in die Reihe von RAI Südtirol stellen, macht deutlich, wie wichtig und nötig die Journalistenfortbildung in diesem Land ist. Man sollte das Fach Bürgerkunde einführen, wo man den Unterschied lernt zwischen öffentlich-rechtlichen Medien und einem privaten Medienkonzern, dessen einziges Ziel die Gewinnmaximierung und die eigene Machterhaltung ist.
Vor allem aber sollte man sich die Hintergründe genau anschauen. Denn der Koloss Athesia lebt von den Steuergeldern mehr als gut. Rund 5 Millionen Euro dürfte der Ebner-Konzern jährlich von EU, Staat, Land und allen anderen Körperschaften kassieren.
Das geht über den staatlichen Beitrag für Minderheitszeitungen über die Dutzende von Landesförderungen im Medienbereich und Wirtschaftsförderungen in allen Bereichen. Dazu muss man noch die Steuergelder für Werbungen rechnen, mit denen die öffentlichen Körperschaften die Ebner-Medien seit Jahrzehnten füttern. Allein mit den öffentlichen Todesanzeigen verdient die Athesia mehr, als alle anderen Medien an der Landeswerbung.
 
 
Genau das spiegelt sich auch bei der Landesförderung im Medienbereich wider. Den Löwenanteil bei den Radios und den Onlinemedien kassierter der Ebner-Verlag. Vor diesem Hintergrund hat Roland Turk bereits mehrmals eine gewisse Kurskorrektur der Förderungen angedacht.
Ich bin ganz dezidiert der Meinung, das Land Südtirol kann eingreifen, indem es die Förderungen ein bissl anders aufteilt, den Großen etwas weniger Geldmittel zuschanzt und dafür den Kleineren, die für echte Medienvielfalt sorgen, etwas mehr Geld zukommen lässt“, sagte der Vorsitzende des Landesbeirates für Kommunikation in mehreren Interviews wörtlich.
Die Aussage ist mehr als deutlich auf den Athesia-Verlag gemünzt und auf die Fülle der Gelder, die der Ebner-Konzern aus dem Landeshaushalt bekommt. Es ist ein durchaus mutiger Vorstoß.
Im Weinberg wird es hingegen als Majestätsbeleidigung gesehen. Und die Strafe folgt auf den Fuß, indem man die Botschaft ins Gegenteil verkehrt und so Roland Turk der Lächerlichkeit preisgibt.
Mit dem Vorschlag von Turk, hier endlich eine gerechte Aufteilung der Südtiroler Steuergelder anzugehen, kommt wieder Bewegung in die Diskussion. Die Landesregierung blockiert seit Jahren Anfragen und Vorstöße im Landtag, die auf die Ungleichbehandlung zwischen der staatlichen Rai und den privaten Sendern hinweisen“, heißt es im Dolomiten-Artikel.
Die Brüder Ebner Opfer einer Ungleichbehandlung vonseiten des Landes. Ein Weihnachtsmärchen aus dem Hause Athesia. Eigentlich sollte man Lachen.
Oder spenden. Kennwort: Verleger in Not - Weinbergweg  
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gorgias Sab, 12/02/2017 - 13:42

Hat sich Berlusconi nicht auch einmal aufgeregt, dass er für seine Privatsender nichts vom canone abbekommt?

Es ist meiner Meinung absolut gerechtfertigt wenn kleinere Strukturen überproportional gefördert werden. Bei der Agrarpolitik der EU wäre dieses Prinzip doch auch sinnvoll, weil große Strukturen eh schon durch Synergien einen Vorteil haben.

Sab, 12/02/2017 - 13:42 Collegamento permanente
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Sell Woll Lun, 12/04/2017 - 08:59

5 Millionen aus dem Steuersäckel - pro Jahr! Wer braucht da noch 2-3 Politrenten? Wenn da kein Aufschrei durchs Land geht, dann habens die Leute nicht anders verdient!

Lun, 12/04/2017 - 08:59 Collegamento permanente