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Foto: renate mumelter
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Shoppen 2: Schwellenangst und Wusch

„Hast du elektrische Strohsäcke daheim“, rügte Omi, wenn wir vergessen hatten, die Tür eines der beheizten Zimmer zu schließen

Ich geb's ja zu, das mit dem Shoppen ist so eine Sache. Wenn ich schlecht drauf bin und meinen Verstand überliste, gibt es schon ab und zu ein überflüssiges Paar Socken oder Slips. Am liebsten shoppe ich politisch unkorrekt in Läden, wo ich das Sockenregal bereits kenne. Im Frustmodus sind mir nämlich Läden lieber, in denen ich mich zu Hause fühle. Damit zähle ich zur Kategorie jener Shopperinnen mit Schwellenangst, die eine „innere Unsicherheit gegenüber dem Unvertrauten“ dort hintreibt, wo sie schon waren, zu Zara, Mango oder H&M beispielsweise, auch auf Reisen. Im Vertrauten ist die Schwellenangst kleiner.

Diese Schwellenangst hat zur Folge, dass immer mehr Läden die eisige Winterluft mitheizen. Ich meide Geschäfte mit offenen Türen, auch bei hohem Frustpegel. Früher ging's ja auch. Da sagte die Ladentür freundlich kling, sobald ich sie aufschob, und der Kaufvorgang konnte beginnen.

 

Diese Schwellenangst hat zur Folge, dass immer mehr Läden die eisige Winterluft mitheizen

Die Unfähigkeit, eine Klinke herunterzudrücken, setzte in der Menschheitsgeschichte erst später ein. Sensible Türen mussten her, die wie von Zauberhand mit einem Wusch aufgehen, sobald du in der Nähe bist. Aber genaugenommen ist auch der Wusch eine Schwelle, und deshalb bleibt manche Ladentür wuschfrei offen. Drinnen frieren die Angestellten, draußen schwitzt die Erde. Energiebilanz? Altmodisch. Umsatz? Grundlegend.

Meine Frustkäufe werden seltener, weil immer mehr Ladentüren offen bleiben und ich dort nicht kaufen will/kann. Alsodann...