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Società | #alsodann

Es lebe der Kopfhörer

Von wegen Stille. Weder mit Jovanotti noch mit Reinhold Messner will ich mich anlegen. Mir geht’s ums Hören. Das kann wunderbar erholsam sein. Oder auch nicht.

Am See in der Sonne liegen während Blätter im Wind rauschen, Grillen zirpen, Wasser plätschert, eine Biene summt und Vögel zwitschern, solange es sie noch gibt. Zwischendurch das Lachen eines Kindes, ein Hubschrauber, Hundegebell. Dann wieder Ruhe. Diesen schlichten Luxus finde ich immer seltener.

 

 

Auf meiner Suche nach dem, was wir Stille nennen, muss ich hoch hinauf, höher als Jovanotti kommt. Wobei ich dazusagen muss, dass Jovanotti geht, das Dudeln aber bleibt. Die Welt dudelt nicht nur bei der Zahnärztin, die mich mit ihrem Wartezimmersound freundlicher stimmen möchte, es wummert aus Läden, Bars, Friseursalons, Tiefgaragen. Angeblich fühle ich mich dadurch sicherer, kaufe lieber ein, trinke mehr Bier. Echt? Ich nicht, ich fühle mich belästigt, verfolgt, haue ab.

Unbeschallte Orte wie Wiener Kaffeehäuser zum Beispiel oder Museen erlebe ich als Geschenk. Fantastico.

Auf meiner Suche nach dem, was wir Stille nennen, muss ich hoch hinauf, höher als Jovanotti kommt

Mit Bluetooth wurde alles noch schlimmer am See. Vogelgezwitscher, Grillengezirpe, Bienensummen und Wasserplätschern werden von Spotify-Files verdrängt. Aus jeder Ecke ein anderer Sound. Ob ich das mag, schert niemanden. Egotrips.

Mag sein, dass ich voll unmusikalisch bin und deshalb so empfindlich. Mag aber auch sein, dass ich ein bisschen musikalisch bin. Auf alle Fälle bin ich mit der Musik solidarisch. Denn es ist beleidigend, wenn man zum Drüberstreun unaufmerksam in eine Ecke gestellt wird.

Mir bleiben nur Ohrenstöpsel (bätsch), alle angoschen (kann vorkommen) oder meine Werbekampagne für Kopfhörer, weil die individuellen Sound bis zum Umfallen garantieren. Derweil kann ich ungestört dem Eigentlichen zuhören.