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Werbekampagne mit fadem Beigeschmack  

In einem freien Land ist es jedem überlassen, sich selbst zu feiern, so auch den Arbeitgebern. Allerdings hat die jüngste Initiative einen faden Beigeschmack.
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Nicht nur die Angelegenheit an sich, lässt einige Zweifel aufkommen, sondern auch der gewählte Zeitpunkt.

Dass man gerade der 30. April gewählt hat, war sicherlich kein Zufall. Auch über die Schlagworte selbst kann man diskutieren. Durchleuchtet man das letzte Jahr, haben der HDS und der HGV wohl eher den Eindruck erweckt, die Politik vor sich herzutreiben als umgekehrt. Von geringer Wertschätzung in der Öffentlichkeit kann man wohl kaum sprechen. Täglich widmen die Zeitungen den Anliegen dieser Wirtschaftsverbände eine Unmenge an

Druckerschwärze und auch die restlichen Medien berieseln uns täglich mit den Hiobsbotschaften und den Forderungen aus dem Dienstleistungsbereich. Die angebliche Opferrolle ist daher nicht verständlich. Es ist wohl eher ein Ausdruck der Macht, um noch mehr Druck aufzubauen, geht es doch um die zukünftigen wirtschaftlichen Entscheidungen und die Verteilung der angekündigten Millionen aus dem europäischen Steuertopf.

Die Anliegen der Arbeitnehmer finden hingegen viel weniger Beachtung. Dabei sind die Anliegen der abhängig Beschäftigten mindestens ebenso wichtig für das Funktionieren der Wirtschaft, besonders in der Zeit nach der Pandemie. Für den Wiederaufbau müssen alle Zahnräder ineinandergreifen, sonst verliert man schnell den Anschluss.

Wichtig ist die gegenseitige Anerkennung als gleichwertige Partner, sonst ist eine Diskussion auf gleicher Augenhöhe wohl kaum möglich. Einige Schlagworte der Kampagne zeigen aber nicht unbedingt in diese Richtung. Immer wieder legt man Wert darauf zu betonen, dass die Arbeitgeber Verantwortung für Arbeit und Wohlergehen übernehmen, so als wären die Bediensteten anschließend nur die Nutznießer. 

Ohne die Arbeitnehmer würden die Arbeitgeber aber früh an ihre Grenzen stoßen. Ziel der Unternehmer sind vorrangig wohl der Gewinn und die Rentabilität des Unternehmens und weniger die Anliegen der Beschäftigten. Dies ist auch keinesfalls verwerflich, handelt es sich doch um einen den Eckpfeiler der freien Marktwirtschaft, was unter dem Einhalten geltender Regeln ohne Weiteres akzeptieren kann.

Auch überschneiden sich einige Interessen zwischen Unternehmen und Belegschaft, wie z.B. das Interesse am Erhalt des Arbeitsplatzes. Trotzdem ist die Interessenlage sehr unterschiedlich, meist sogar gegensätzlich.  Wir sitzen zwar wir alle im gleichen Boot, aber selbst bei den Schiffen gibt es einen Reeder, einen Kapitän, Offiziere und einfache Matrosen mit unterschiedlicher Wertschätzung und unterschiedlichen Interessen. So ist es auch in der Gesellschaft, wo man zwischen Unternehmen und Angestellten in einem offenen und gleichwertigen Dialog einen Ausgleich finden muss.

Auch vergisst man oft, dass es das angesprochene Modell des Arbeitgebers oftmals nicht mehr gibt. Fonds, Banken private oder öffentliche Aktionäre entsprechen wohl kaum dem angesprochenen Profil. Und auch die Genossenschaften schaffen Arbeitsplätze.   

Das Ziel der Initiative war es letztendlich, in Südtirol die kleinen lokalen Betriebe als Dreh- und Angelpunkt zu etablieren, um die sich alles dreht: Arbeit, Wohlstand Sozialwesen und teilweise selbst die Gesellschaft.  Der Wink mit dem Zaunpfahl an die Politik, aber auch an die Arbeitswelt ist klar. Man will bestehende Machtverhältnisse bestätigen und auch rechtfertigen. Die Nähe zur Politik verschiedener Verbände ist eine altbekannte Tatsache und auch der starke Einfluss bei den politischen Entscheidungen.

Dies bewirkt immer mehr Unbehagen und braucht in der öffentlichen Meinung wieder mehr Konsens, geht es doch um den Wiederaufbau nach der Pandemie und um die Verteilung von einer Unmenge an Geld. Dabei muss man natürlich zum eigenen Vorteil Prioritäten setzen, die von der öffentlichen Meinung auch verstanden und mitgetragen werden. Diese Botschaft war gewollt oder ungewollt geschickt verpackt. Ob sie auch angekommen ist, werden die nächsten Monate zeigen.

Indem man am Vortag die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, schwächt man auch die Sichtbarkeit der Arbeitnehmer am 1. Mai. Man gibt schon im Vorfeld indirekte Antworten auf ihre Forderungen und legt mögliche Strategien auf den Tisch. Dabei spricht man immer wieder von Gemeinsamkeit, von der man in der Realität aber kaum etwas merkt.  Bleibt nur zu hoffen, dass zumindest die Arbeitnehmer wieder zu den Wurzeln zurückfinden, die am 1. Mai 1890 ihren Ursprung haben. Der Erste Mai muss gefeiert werden, er sollte aber, nicht nur zu einem Anlass für Festreden mit Wiesenfestcharakter herabgestuft werden.