Cronaca | In eigener Sache

Danke für dein Ausreizen der Kampfzone

Als Journalistin der ersten salto-Stunde hat Susanne Pitro gezeigt, was auf salto alles möglich ist. Ersetzbar ist so eine Feder nicht.
Susanne Pitro
Foto: Salto.bz

Susanne Pitro hat uns vor Beginn der Sommerpause überrascht: Sie hat die Redaktion von salto verlassen.

Ihre Vielzahl an Artikeln, die Breite ihrer Themenpalette, ihre Zuverlässigkeit beim Liefern, ihre Disponibilität beim Einspringen, wenn Not an Mann oder Frau ist, ihr Verantwortungsbewusstsein, ihr Pflichtgefühl, ihre Gewissenhaftigkeit in der Recherche, ihre Kreativität beim Schreiben, ihr instinktives Timing dafür, was wichtig, aktuell oder auch vernachlässigbar ist, ihr hoher Ethos – für  die Redaktion ist der Abgang dieser professionellen journalistischen Feder ein Verlust. Wir müssen jede Redaktion beneiden, die Susis Interesse in Zukunft weckt.

Wobei Susi salto nicht verlassen hat, weil ihr langweilig geworden wäre. Aber sie ist ihrem inneren Ruf nach Veränderung gefolgt. Zeit zum Nachdenken über eigene Pläne lässt ein Redaktionsalltag wie der eines online-Mediums wenig.
Die nächste Herausforderung für Susi ist ihre vertretungsweise Stelle in der Stabsstelle für deutsche Pressearbeit und Veranstaltungsmanagement der Freien Universität Bozen.

Natürlich wären wir überglücklich, klopfte Susi nach einigen Monaten Nachdenkpause wieder an unsere Tür.
Aber halt, wir träumen.   

Susanne Pitro ist gebürtige Wienerin und hat sich zuerst in einen Südtiroler verliebt, bevor sie sich das Land eroberte. Dass sie die Zweisprachigkeitsprüfung A bestanden hat, ist nur ein Beleg dafür, wie sehr Südtirol zu ihrer Wahlheimat geworden ist. Italienisch musste sie nach ihrer Übersiedlung von Null auf beginnen.

Beruflich fußfassen konnte Susanne als Journalistin zunächst bei der Athesia. Danach wechselte sie gewissermaßen auf die andere Seite, u.a. in die Redaktion der Wochenzeitung „ff“, als der Verlag die Tageszeitung „24h“ auf den Markt brachte. Irgendwann entschied sie sich für die Freiberuflichkeit. Ihr Lebenslauf zeugt von facettenreichen Erfahrungen.

Susi brannte, als salto gegründet wurde. Volleinsatz zum Start bis zuletzt.

Von Blattlinie zu reden, klingt zu einfach. Susi hat uns allen, Redaktion, Geschäftsführung und Verwaltungsrat, vorgemacht, was drin ist, wie facettenreich salto sein kann, thematisch, stilistisch, im Tempo – Ausreizen der Kampfzone, das ist ihre persönliche Blattlinie. Und: Sie hat allen gezeigt, wie seriös Online-Journalismus geht.

Wir konnten die fünf Jahre auf Analytics zuschauen, wie sehr auch unsere Leserschaft die Würfe von Susanne Pitro goutiert: Stammpublikum, Community, aber Susi holte auch Leute auf salto, nur für ihre pezzi. Susi ist für den Journalismus geboren. Wäre es nicht eingrenzend, könnte man vermuten: sogar für den Online-Journalismus, der Stresskönig unter den Genres.

 

Gute Nerven hat die Frau. Wer in die Redaktion kommt, ups, kam, sah Susi an irgendeinem Obst, Brot oder an Nüssen kauend, oft beim Transkribieren eines Interviews, mit Kopfhörern – und obwohl sie häufig in Richtung Tür saß, bemerkte sie die Bewegung hinter ihrem Bildschirm nicht. Geist und Körper voll im Fokus des nächsten pezzo. Man erschrickt, wenn sie erschrickt, weil sie einen dann doch irgendwann wahrnimmt. Wo sie gesessen hat, verriet hinterher manchmal ein Krümel.

Susi lacht gern, sie steckt mit ihrem Gelächter leicht an und sie hat uns immer wieder mit ihrer Leichtigkeit aufgehellt. Bei der Arbeit ergänzt sie diese Leichtigkeit mit einem kritischen Ansatz, unerlässlich auch ihre Selbstkritik: Ist die Analyse meines Artikels richtig, ist mein gewählter Ansatz treffend gewählt, habe ich seriösem Journalismus schon ausreichend Genüge getan? Auch noch, als sie längst alles davon aus der linken Hand schüttelt.

Neben Susis Computer liegen vor allem stapelweise Unterlagen ihrer stets sorgfältigen Recherche. Ein kreatives Chaos rund um den geistigen Raum, den sie sich beim Schreiben wie eine unsichtbare, dennoch spürbare Hülle schafft.

Susi ist für alle von uns eine Herzensfrau: Susi net mögen, geht net.

Natürlich fehlt so eine Profifeder auch menschlich.

 

Susi, wir üben uns in Auslassen.

Danke für dein vollblutiges Engagement, für dein Kaleidoskop an Know-how, an Themen, an Formaten. Deine Blattlinie zeigt uns allen, welches Potenzial salto hat.

Chapeau!

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Die Geschäftsführung

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