Società | Interkulturalität

Homies 4 Life: „Es ist ein Privileg in Südtirol zu leben“

Mit dem Lied „Love/Hate“ macht die Rittner Rap-Band "Homies 4 Life" auf einen Südtiroler Ur-Misstand aufmerksam. Nörgeln, Rosinen suchen und das große Ganze vergessen. „Inso wundoschians Landl“

Manuel, Du singst „i vostea net wos Problem isch, i kriegs net in main Schädl.“ Südtirol hält sich mit Nebensächlichkeiten auf?
Ich hab den Text für das Lied schon vor drei oder vier Jahren geschrieben. Aber bislang hat der richtige Beat gefehlt. Der ist dann vor Weihnachten gekommen und dann ging alles ganz schnell. Das Lied hab ich geschrieben, um darauf aufmerksam zu machen wie klein die Unterschiede sind zwischen den Sprachgruppen. Und wie groß sie von den Politikern gemacht werden. Wir wollen sagen, es geht nicht darum, welche Sprache man spricht, sondern darum, wie man als Mensch ist.

Was ist Südtirol für Dich?
Südtirol ist ein wunderschönes Land, aber es geht immer hin und her und nie weiter. Wir sollten endlich unsere Chance sehen, in einem Land zu leben, in dem drei Sprachen gesprochen werden. In dem verschiedene Kulturen friedlich miteinander leben.

Wir sollten endlich unsere Chance sehen, in einem Land zu leben, in dem drei Sprachen gesprochen werden. In dem drei Kulturen miteinander leben.

In Eurem Song "Wählt mi" fordert ihr die Politik zum Umdenken auf. Sprachlich wird immer noch mehr getrennt als vereint?
Auf jeden Fall. Ich bin vom Ritten und in Bozen in die deutsche Oberschule gegangen. Nebenan war die italienische Oberschule. Aber da gibt es nichts. Keinen Kontakt, nichts. Ich finde, es wird von den Parteien oft ausgenutzt, wir Jugendliche werden gegeneinander aufgehetzt. Die einen sagen ihr gehört nicht dazu, weil ihr Deutsche seid. Die anderen sagen,  ihr gehört nicht dazu, weil ihr Italiener seid. Aber es kann doch nicht um die Sprache gehen.

Nebenan war die italienische Oberschule. Aber da gibt es nichts. Keinen Kontakt, nichts.

Was sind Südtirols Stärken?
Ich studiere in Wien Wirtschaft und da ist mir das so richtig klar geworden. Wie einzigartig unsere Situation ist. Welches Privileg wir eigentlich haben, in Südtirol zu leben. Wir lernen eine zweite Sprache schon wenn wir klein sind, es gibt verschiedene Sprachgruppen in Südtirol und wir haben von jedem etwas. Von den Österreicher, den Italienern und trotzdem haben wir auch etwas ganz eigenes.

Südtiroler sind eben Pizza mit Knödel und sollten das einfach schätzen?
Genau. Und das wird von der Politik absolut umgangen. Anstatt Lösungen zu finden wie ein Miteinander ausschauen könnte wird immer nur getrennt. Auf unseren Konzerten zum Beispiel, da ist es doch völlig egal welche Sprache jemand spricht oder woher man kommt. Wir begegnen uns, haben Spaß und es geht doch nur darum. Dass wir uns begegnen.

Euer Song wurde schon als offizielle Hymne für Südtirol gehandelt.
Wahnsinn, ja das Lied kommt sehr gut an. Jeden Tag kriegen wir Emails, SMS, Posts unter dem Video auf youtube. Und was alle sagen: „Endlich bringt es jemand auf den Tisch, sagt es wie es ist bei uns“. Jemand hat sogar geschrieben, „das ist das Lied, auf das ich mein Leben gewartet habe. I bin Italienerin, gea ober deitsche Schual, und woas net ob i jetzt Italienerin oder Deitsche bin, i bin Südtirolerin." Das ist genau das, was wir sagen sollen. Wir gehören doch alle zusammen.

I bin Italienerin, gea ober deitsche Schual, und woas net ob i jetzt Italienerin oder Deitsche bin, i bin Südtirolerin."

Fordern zu wenige Menschen in Südtirol eine echte Veränderung?
Ich glaube, es ist inzwischen so, dass die meisten es einfach annehmen, wie es ist. Es gibt eben Deutsche, Italiener und Ladiner. Sie realisieren nicht, wie privilegiert wir sind. Deshalb stehen wir auf und wollen eines für Südtirol: Mehr Love. Denn wir sind alle gleich viel wert.

CD-Präsentation und Konzert der Homies 4 Life am Freitag, 7. Februar, im Jugendzentrum "Kuba-Kaltern".