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Kinderspiel: Klima retten

Zwei Europäer erfinden ein Brettspiel über den Klimawandel. Mit Humor bringen sie so ein komplexes Thema, das sonst weit weg erscheint, ins Wohnzimmer der Leute.
Climate Change: the Game
Foto: Climate Change: the Game

Das Spiel ist nicht Friede, Freude, Eierkuchen, sondern liegt dem grünversifften Gutmenschentum genauso fern wie Aufforstungsprojekte dem Management eines Kohlekraftwerks. In „Climate Change: the Game“ stellen die Spieler globale Energiekonzerne dar und es gewinnt, wer am skrupellosesten spielt. Das Ziel: seine Opponenten auszulöschen, indem man sich den größten Teil natürlicher Ressourcen der Erde sichert und somit zum reichsten Spieler wird. Aber es gibt auch einen Hacken: je mehr CO2 in die Erde gepumpt wird, desto stärker häufen sich Überschwemmungen, Hungernöte und Waldbrände. Ignorieren können die Spieler den Klimawandel, den sie durch ihre Spielzüge beeinflussen, also nicht. Mit jeder Runde wird sich zeigen, ob die Energie-Mogule es schaffen, die natürlichen Grenzen der Erde mit ihrer grenzenlosen Gier zu vereinbaren oder ob ihre wirtschaftliche Tätigkeit die Bretterwelt des Spiels in den Tischgrund ziehen wird.

Mit ihrem Brettspiel wollen James Cahill und Bruno Lacey mehr Bewusstsein zum Thema Klimawandel schaffen und den Menschen zeigen, was sie im Alltag dagegen tun können. Die Geschichte hinter dem Spiel basiert auf der aktuellen Realität und orientiert sich an wissenschaftlichen Studien. Auch andere global-brisante Themen, die dem Spielverlauf unerwartete Wendungen geben können, fehlen nicht, wie die beiden auf ihrer Webseite verraten. So findet sich im Spiel eine Corona-Karte, die die Wirtschaft zerstören kann.

„Der Klimawandel ist die größte Herausforderung der Menschheit, da fühlt man sich leicht mal überwältigt,“ schreiben die Erfinder des Spiels auf ihrer Webseite. „Ein Brettspiel ist zwar noch keine Antwort darauf, aber es schafft einen humorvollen Raum, in dem man dieses globale Thema auf zugängliche Art entdecken kann und eine neue Perspektive auf Problematiken gewinnt, die ansonsten weit weg erscheinen.“

Anders als traditionelle Sensibilisierungskampagnen für mehr Klimaschutz und grüne Transformation, versetzt das Rollenspiel von „Climate Change: the Game“ die Menschen in eine aktive Position. Sie müssen selbst wirtschaftliche Entscheidungen treffen, die Auswirkungen an der eigenen Haut erleben und schließlich bewusst Lösungen für den Schutz des Planeten finden. Darauf setzen James und Bruno: „Ein Brettspiel ist das perfekte Medium, um ein kompliziertes Problem wie den Klimawandel so zu präsentieren, dass es zu Diskussion und Reflexion anregt, statt Angst zu verbreiten.“ Zwar ist das Spiel kompetitiv, und spielt die einzelnen Player gegeneinander aus. Doch schlussendlich zwingt der Verlauf die Spieler dazu, zusammenzuarbeiten und auf den eigenen Gewinn für das größere Gut zu verzichten.

Bruno und James lernten sich in London über gemeinsame Freunde kennen und entdeckten bald zwei geteilte Leidenschaften: Einsatz für den Klimaschutz und schwarzen Humor. Beides verbanden sie in ihrem satirisch-bösen Brettspiel. Die Idee dazu kam ihnen eines Abends, als sie, wie so oft, an einem klassischen Brettspiel saßen: „Uns wurde bewusst, dass keines der Spiele auf dem Markt die fundamentalen Dynamiken des Lebens im 21. Jahrhundert aufgreift,“ schreiben sie in einer Pressemitteilung. Diese Lücke sind sie nun dabei zu füllen.

Noch gibt es das Brettspiel nur in der online Version zum Downloaden, sogar im Solo-Modus für Einzelspieler. Für Ende des Jahres planen die Erfinder jedoch eine physische Schachtel-version des Spiels – aus nachhaltigen Materialien und verteilt über CO2–neutralen Netzwerken. Einen Teil der Einnahmen spenden sie an Wohltätigkeitsvereine, welche die Folgen von Covid-19 angehen, später werden die Gelder an die Umweltgruppe Extinction Rebellion gehen.

„Climate Change: the Game“ ist eine erfrischende Erfindung, die sensibilisiert für ein Thema, das sonst wenig Grund zum Lachen gibt. Umso dringender braucht es Humor. Und den haben die zwei Spielemacher, wie sie auch auf ihrer Webseite beweisen: