Cultura | Salto Afternoon

Renners Bernsteinzimmer

Der Künstler Paul Renner hat im Rahmen seines Aufenthalts im Kloster Neustift drei große Arbeiten entstehen lassen. Ein Besuch.
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Foto: Salto.bz

„Hier in der Engelsburg kam mir die Idee, in diesem geschlossenen Raum, da müsste was hinein, das aussieht wie eine Rakete“ sagt der Künstler Paul Renner und bestaunt seine Raketen-Cuccagna, die er für das Kloster in Neustift entworfen und gebaut hat. Als Künstler hat Renner immer wieder Cuccagnas gebaut, anlehnend an die „Fresstürme, die es in der Zeit um 1790 in Neapel gegeben hat.“

 

Renners Cuccagna in der Engelsburg nährt sich von den Klosterreben nebenan. Ineinandergeflochten ergeben die vielen dürren Äste ein riesiges, abgerundetes Reisig-Teil, welches nicht ins Freie gelangt und den Start-Countdown abwartet. „Es hat irgendwie immer etwas mit dem Ort zu tun, für den ich die jeweilige Cuccagna entwerfe“, erzählt Renner, „auch wenn ich im Unterschied zu hier normalerweise Lebensmittel verwende.“

 

Seit vergangenem November hat sich der Vorarlberger Künstler im Kloster einquartiert. Dort arbeitet er in einem für seine Kunst adaptierten Atelier. Im Lauf der Monate hat er neben der Cuccagna zwei weitere Arbeiten geschaffen: u.a. ein fiktives Bernsteinzimmer. „Der Name ist fake, denn es ist ja kein wirklicher Bernstein“, erzählt der Künstler spitzbübisch und fügt hinzu: „Es ist Baumharz, welches mittels einer speziellen Technik ausgekocht und auf Blattgold aufgegossen wird.“
Die goldorange leuchtende Wirkung mit den imaginierten Rauchschwaden ziert die vor kurzem freigelegten Kellerräume im Museumszubau. Der Bernstein-fake-Raum ist mit einer einzigen Vitrine bestückt, in welcher besondere Exponate für einen gewissen Zeitraum im Zentrum stehen.


Das groß angelegte Kunstwerk Hortus Sancti Augustini hat der Künstler ebenfalls für den Museumsneubau erdacht und umgesetzt. „Die Idee kam mir bei der ersten Begehung mit dem Architekten Matteo Scagnol“, erinnert sich Renner, „denn nach einem Rundgang mit ihm, fiel mein Blick durch ein Fenster, über Hof hinweg, auf den Klostergarten“.
Die Gartenatmosphäre des Außenbereichs hat der Künstler im Anschluss in Innenraum verlegt, indem er originale Blätter und Blumen aus dem Klostergarten auf große Metallplatten presste und sie mit einer Wasseressiglösung in Rostkonturen verwandelte. Zu dem gerosteten Elementen malte er einen fiktiven Klostergarten weiter (sogar im Aufzug) – gemäß den Elementen: Wasser, Luft, Erde und Feuer. Öffentlich zugänglich sein wird das (sich über zwei Stockwerke ausbreitende) Kunstwerk Anfang Juni.