Giuseppe Conte
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Politica | Regierungskrise

Giuseppe Conte spricht Klartext

Eine Regierungskrise scheint vorerst abgewendet, doch Salvini peilt offenbar Neuwahlen Herbst an
Es ist eine klassische crisi all'italiana. Mit dem gewohnten penultimatum. "Non ho intenzione di galleggiare", hatte Premier Giuseppe Conte die streitbaren Regierungspartner in seiner Rede am Montagabend gewarnt.
Der Regierungschef forderte ein "unmissverständliches Bekenntnis zur Fortsetzung des Bündnisses" und eine Beendigung der fruchtlosen Flügelkämpfe. Lega-Chef Salvini tat wie gewohnt so, als hätte es solche Auseinandersetzungen nie gegeben: "Noi non abbiamo mai smesso di lavorare, evitando di rispondere a polemiche e anche insulti, e gli italiani ce lo hanno riconosciuto con 9 milioni di voti domenica. Noi siamo pronti, vogliamo andare avanti e non abbiamo tempo da perdere, la Lega c'è."
 
Etwas zögerlicher äusserte sich nach dem jüngsten Wahldebakel die Fünf-Sterne-Bewegung. Luigi Di Maio: "Come prima cosa devono finire gli attacchi ai ministri 5 stelle. E siccome nel contratto c'è ancora tantissimo da fare, non è certamente il momento temi divisivi mai condivisi fuori dal contratto."
 
Klar scheint, dass vor Sommerbeginn nach Contes unmissverständlichen Worten eine Regierungskrise vorerst auszuschliessen ist. Das wird Salvini wohl kaum daran hindern, Neuwahlen im September anzupeilen.
Vordringliches Thema ist nun Italiens gestörtes Verhältnis zur EU. Di Maio: "Ora bisogna affrontare la revisione dei vincoli europei per abbassare finalmente le tasse agli italiani – anche con la flat tax. Poi il salario minimo orario per i lavoratori italiani ed il provvedimento sugli aiuti alle famiglie che fanno figli."
In einem andere Land hätte der Regierungschef seine Rede im Parlament gehalten und die Abstimmung mit einem Vertrauensvotum verbunden.
Conte hatte an Klarheit keine Wünsche offen gelassen: "Così non si può andare avanti. E non basteranno risposte vaghe per proseguire l'esperienza del cambiamento." Der Regierungschef unterstrich, dass er nie Mitglied der Fünf-Sterne-Bewegung geworden sei. Er lege Wert auf Neutralität und Sachlichkeit: "Ciascun ministro si concentri sulla propria materia senza prevaricare su scelte che non gli competono e compromettere la credibilitá dell'inter esecutivo."
 
Ob diese Regel funktioniert, bleibt mehr als fraglich. Denn bei der auf Contes Pressekonferenz folgenden Kabinettssitzung kam es bei der Diskussion über das decreto sblocca-cantieri erneut zum Krach. Die Fünf-Sterne-Bewegung widersetzte sich der Forderung Salvinis, den codice d'appalti für einige Zeit ausser Kraft zu setzen.
 
In einem andere Land hätte der Regierungschef seine Rede im Parlament gehalten und die Abstimmung mit einem Vertrauensvotum verbunden. Im Dschungel der italienischen Politik entschied er sich für einen anderen Weg.
Wie auch immer sich die politische Situation entwickelt – Giuseppe Conte hat bei seinem vom Fernsehen live übertragenen Auftritt Rückgrat und Ehrlichkeit bewiesen - zwei Eigenschaften, die in der italienischen Politik Seltenheitswert besitzen.