Economia | Gastbeitrag

In den Müll? Die letzte Alternative!

Umgestalten, reparieren, wiederverwenden und recyceln: auf den Spuren der Kreislaufwirtschaft, deren Ziel Zero Waste ist.
Nachhaltig
Foto: upi
Tagtäglich fördern wir Rohstoffe, verarbeiten sie zu Produkten, konsumieren sie und werfen sie dann weg. Und was dann? Wir beschaffen neue Rohstoffe und eine weitere Linie startet von Null. Das ist das Konzept einer linearen Wirtschaft - das gängigste Wirtschaftsmodell heutzutage, zugleich aber eines ohne Zukunft. Denn wenn wir so weitermachen, werden wir im Jahr 2050 nicht nur von Abfällen überflutet sein, sondern die Ressourcen von drei Planeten benötigen, um unseren Bedarf zu decken.
Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen. Die Verfechter der sogenannten Kreislaufwirtschaft wollen die Linie biegen und sie zu einem Kreis formen. Bedeutet konkret, dass die zur Verfügung stehenden Ressourcen so lange wie möglich im Umlauf gehalten werden, und zwar auf jede erdenkliche Weise. Etwa durch Recycling, aber vor allem durch die grundsätzliche Vermeidung von Abfällen. Denn, wie Emanuele Bompan, einer der führenden Experten auf diesem Gebiet, sagt: Es ist einfacher, weniger Salz in die Suppe zu streuen, als es im Nachhinein wieder zu entfernen. 
 
 
Der alternative Weg der Kreislaufwirtschaft beginnt daher bereits bei der Herstellung. Es gilt, Produkte von Anfang an so zu planen, dass sie lange haltbar sind. Produkte, die nicht unbedingt gekauft, sondern vielleicht nur gemietet werden können - über Geschäftsmodelle, die sich auf den Verkauf von Dienstleistungen und nicht von Waren konzentrieren. Brauchen meine Kunden einen Bohrer oder ein Loch in der Wand? 
Wenn sie einmal kaputt gehen, sollten die Produkte leicht zu reparieren oder zumindest zerlegbar sein, um ihre Teile anderweitig wiederverwenden zu können. Viele Geschäftsmodelle, die auf dem System der Kreislaufwirtschaft basieren, nutzen die Produktionsabfälle anderer Unternehmen als Rohstoff: Was für den einen Betrieb Abfall ist, den er auch noch entsorgen müsste, wird für den anderen zum Ausgangspunkt für Neues – damit sparen beide Kosten.
Viele Geschäftsmodelle, die auf dem System der Kreislaufwirtschaft basieren, nutzen die Produktionsabfälle anderer Unternehmen als Rohstoff.
Ein Forschungsteam der Freien Universität Bozen arbeitet beispielsweise mit VOG Products zusammen, um einen Weg zu finden, aus den Apfelkernen, die das Unternehmen während des Produktionsprozesses normalerweise entsorgt, ätherische Öle zu gewinnen. Und selbst wenn der Kreislauf zu Ende scheint, sind die Möglichkeiten der Wiederverwendung noch nicht erschöpft. Dies zeigt das Unternehmen HBI, das eine innovative Industrielösung entwickelt hat, um ein Material zu verwerten, das bisher direkt auf der Deponie landete: nämlich Klärschlamm. Mit ihrem System, das kürzlich in der Kläranlage von Bozen installiert wurde und das sich mit der aus dem Prozess gewonnenen Energie selbst versorgt, wollen sie den Endabfall in der Abwasserreinigung um 90 % reduzieren.
Wir sehen also, viele Unternehmen befassen sich mit dem Modell der Kreislaufwirtschaft, um ihr Geschäft nachhaltiger zu gestalten. Aber auch wir Verbraucher können einen wichtigen Beitrag leisten. Etwa unsere Gewohnheiten überdenken und beim nächsten Mal eine Dienstleistung statt eines Produkts kaufen. Waren wählen, die repariert werden können. Möglichkeiten finden, Produkte am Ende ihres Lebenszyklus wiederzuverwenden oder zu recyceln. Es gibt viele Alternativen zum Wurf in den Müll!
 
Elisa Weiss, Public Engagement & Science Communication im NOI Techpark