Società | Covid 19

"Der Katze geht es gut“

Die unglaubliche Geschichte der Südtiroler Familie in Sachen Coronatest und Quarantäne geht weiter. Die Corona-Chronik Teil 2.
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Foto: upi
Vor genau einer Woche erzählt eine Südtirolerin* in einem langen Beitrag auf Salto.bz was ihrer fünfköpfigen Familie in den vergangenen Wochen passiert ist. Die unglaubliche Geschichte ähnelt einem sehr schlechten Film.
Diese Leidensgeschichte – von der es Dutzend ähnliche in diesem Land gibt – offenbart wie sehr die Bürgerinnen und Bürger in Sachen Corona der absoluten Behördenwillkür ausgesetzt sind. Sie macht aber auch deutlich wie unkoordiniert, überfordert und konzeptlos Südtirols Sanitäts- und Hygienebehörden diesen Notstand in Angriff nehmen.
Elementarste Bürgerrechte werden hier mit Füßen getreten. Doch niemand fühlt sich bemüßigt den Vorgang transparent zu erklären oder auf die Vorwürfe der betroffenen Familie zu antworten.
Teil 2 einer Chronik, die das zeigt, was die offizielle Politik in der millionenschweren Kampagne „Neustart Südtirol“ bewusst nicht ausleuchtet.
 
am 28.4. Vormittag
 
Anruf Sanität: wie geht es Ihnen? Symptome? Nein? Dann alles Gute.
Bei Ihnen kommen sie am 3.5. den nächsten Test zu machen. 
Ich bin erstaunt da man mir als Datum den 29.4. genannt hatte und das auch den 11 Tagen entspreche. 
Ach so, ja so genau ist das nicht. - das sind ja schöne Aussichten.
 
Am 29.4.
 
Der Tag ist vergangen, keine Kontrolle für mich. Jetzt sind es nicht mehr 7 Tage, auch nicht 11 Tage, sondern wieviele???
Nun beschließe ich an die Damen und Herren ganz oben zu schreiben und meine Situation zu erklären. Meine Emails gehen an Dr. Widman, Dr. Zerzer, Dr. Bertoli und Frau Siller, im Anhang sende ich auch den Artikel auf Salto.bz.
Ich fordere diese Herrschaften auf sich meine Corona Chronik durchzulesen, durch einen verlässlichen Test abzuklären ob wir positiv oder negativ sind und ich will endlich einen verlässlichen Ansprechpartner, der meine Fragen beantworten kann.
Ich will endlich einen verlässlichen Ansprechpartner, der meine Fragen beantworten kann.
Am Rande: am 24.4. fanden wir im Briefkasten eine Mitteilung vom Postamt, dass ein Einschreibebrief abzuholen wäre. Adresse stimmt, doch der angegebene Name hat mit uns nichts zu tun. Also rufe ich am 27.4. im Postamt an, der Brief läge leider noch nicht auf, ich solle es am 29. versuchen. Am 29.4. klärt sich die Sache auf, der Briefträger hat den falschen Namen auf die Mitteilung geschrieben – der Brief ist unser. Eine Freundin wird delegiert und bringt uns dann das Schreiben. Oh, ich kann es nicht glauben, die Quarantäne-Mitteilung des fünften Familienmitgliedes ist jetzt amtlich – bis 3.5.2020
 
am 30.4. Vormittag
 
12 Tage sind vergangen seit meinem letzten Test (dubbio), kein Test wurde vorgenommen. Dafür hat mich aber eine neue Nachricht per email erreicht: die Verlängerung meiner Quarantäne bis 17.5.2020.
Ich will jetzt Antworten, versuche eine Ansprechperson zu erreichen. Ich probiere es beim Hausarzt (schon in Wochenendurlaub), beim Sozialsprengel der Gemeinde (falsch), beim Sprengel (falsch), beim Hygieneamt Bozen (Endlosschleife, doch ich bekomme eine grüne Nummer), nun probiere ich die guardia medica anzurufen, dort erhalte ich wieder die grüne Nummer und dann erhalte ich die Nummer der epidomologischen Überwachung. 
Einstweilen sind zwei Stunden vergangen. Nach angen Hin-und Herverbinden sagt man mir, das wäre auch nicht die richtige Adresse – oder vielmehr schon die richtige Adresse, aber ich sollte doch an [email protected] schreiben, das wäre sinnvoller.
 
 
Nur diese email-Angabe gibt es nicht, also suche ich unter sabes.bz.it alle Verantwortlichen raus, die dort aufscheinen und schicke erneut eine Email an all diese Herrschaften, mit Anhang meiner Chronik erschienen auf Salto.bz und auch mit Anhang des neuen Artikels auf Salto.bz zu den Tests wie sie im Auftrag der Sanität Bozen in Nordtirol für uns Südtiroler durchgeführt werden – da gibt es nur ein positives oder ein negatives Testergebnis.
Mein letzter Versuch: ich schreibe nun auch eine Email an Frau Dr. Dagmar Regele über zwei verschiedene Email-Adressen. Mehr fällt mir im Moment nicht mehr ein.
 
Am 30.4. Nachmittag
 
Die Tester stehen vor der Tür – endlich (nach 12 Tagen) erhalte ich meinen dritten Test! Oder doch nicht? Gefragt sind nämlich 2 Personen meiner Familie, lustigerweise jene, die bereits zwei Mal negativ getestet wurden.
Diese Information ist bei den Testern leider nie angekommen. Natürlich verweigern die zwei zu testenden Familienmitglieder, jetzt ein drittes Mal getestet zu werden. Die Tester kennen mittlerweile unsere Situation und sind voll auf unserer Seite. Auch sie sind die ganze Schlamperei satt und genauso Opfer wie wir. Sie schwören uns, am 3. Mai 2020 unsere drei DUBBIO-Fälle zu testen. Zudem wird uns versichert, dass die zwei eindeutig negativ getesteten Personen ab 3. Mai aus der Quarantäne befreit seien, so wird es auch bei anderen Familien gehandhabt. Sie raten uns, bei jedem weiteren Anruf Namen, Telefonnummer und Büro des Anrufers zu notieren und uns weiterhin zu wehren.
Nach 12 Tagen stehen endlich die Tester vor der Tür. Gefragt sind 2 Personen meiner Familie, lustigerweise jene, die bereits zwei Mal negativ getestet wurden. Sie verweigern den Test natürlich.
Am 30.4. 18.00 Uhr
 
Der Servizio Veterinario Bolzano kontaktiert uns um zu fragen wie es uns geht. Ich sage: "Danke, der Katze geht es gut." Die freundliche Dame erklärt mir, dass das kein Scherz sei, sondern alle Ämter eingesetzt werden, um die Menschen zu kontaktieren. Also: Fieberkurve, Symptome, Husten, Schmerzen, Geschmack, Geruchsinn, das erste Mal so genau. Nein, alles in Ordnung. Ich frage nach, ob sie uns Auskunft geben kann wie das nun mit der auslaufenden Quarantänezeit meiner Angehörigen ist, ob die zwei Personen mit 2 x negativ Testergebnis am 3.5. aus der Quarantäne entlassen sind oder nicht. Leider kann sie mir da nicht weiterhelfen, aber ich bekomme eine neue Telefonnummer (Notrufnummer für Coronafälle 0471 909291) Danke. Ich rufe dort an und schildere wieder unsere Lage, kann er mir helfen. Leider nein. Ich solle meine Fragen schriftlich an [email protected] stellen.
Mach ich.
 
Am 1.5. Vormittag
 
Die Quarantäne von zwei meiner Familienmitglieder wird verlängert.
Am 1.5. abends
Ich bekomme eine Email. Antwort auf eines meiner vielen Schreiben und Antwort auf die Frage was nun mit meinen zwei Angehörigen ist, die zwei mal ein negatives Testergebnis erhalten haben: sie sind aus der Quarantäne am 3.5.2020 entlassen!
Super, Zwei von fünf haben es geschafft. Danke an Frau Dr.in Evelin Oberosler für Ihre Mitteilung.
Einen schriftlichen Befund mit den Ergebnissen könne man auch anfordern. Link im Anhang – leider nur in italienisch.
 
 
1 Person von uns wurde nun nach 7 Tagen getestet, 1 Person nach 11 Tagen und ich nach am 15ten Tag. Welche Vorschriften, auf die man uns immer wieder hinweist, greifen hier?
Am 3.5. mittags
 
Wir drei „dubbio – Fälle“ werden getestet und man teilt uns mit, dass die nächsten Tests wahrscheinlich an einer Sammelstelle unserer Gemeinde vorgenommen werden. Wann, wo und wie wird man uns sicher mitteilen.
Nur am Rande: 1 Person von uns wurde nun nach 7 Tagen getestet, 1 Person nach 11 Tagen und ich nach am 15ten Tag. Welche Vorschriften, auf die man uns immer wieder hinweist, greifen hier?
 
Am 4.5. in der Früh
 
Anruf Sanität: das niederschmetternde Ergebnis: zwei von uns, darunter auch ich, sind wieder „dubbio“.
Und die dritte Person? Moment, scheint nicht auf.
Die Anruferin ist selber ganz enttäuscht und versucht mir irgendwie zu helfen. Ich frage nach, ob es nicht eine andere Testform, einen Bluttest, gäbe. Leider nicht, sie könne mir auch nichts anderes anbieten. Ich solle doch den Hausarzt anrufen und mit ihm reden. Ob sie mir sonst irgendwie helfen könne.
Moment, jetzt findet sie auch die dritte Person: NEGATIV.
Gott sei Dank, trotzdem kämpfe ich mit den Tränen, ich kann einfach nicht mehr, es muss doch irgendeine Möglichkeit geben endlich zu wissen ob wir positiv oder negativ, sind. Wir zwei müssen nun wieder 11 Tage auf den nächsten Test warten. Die negativ getestete Person wird in den nächsten Tagen wieder getestet.
Ich rufe meinen Hausarzt an: er verlängert meinen Krankenstand, Meine Fragen zu diesen Test kann er leider auch nicht beantworten. Er bekommt lediglich die Mitteilung der Ergebnisse. Ich könnte eventuall das Hygieneamt kontaktieren. Vielleicht können die mir etwas Näheres sagen.
Ich frage ob ich nicht einen Bluttest machen könne. Antwort: Momentan läuft eine Studie im Krankenhaus mit 3500 Testpersonen, eine Immunantikörperstudie, aber die wäre nur für Sanitäter und Ärzte vorgesehen. Die Grödner Studie sei auch mit Vorsicht zu genießen.
 
* Name der Redaktion bekannt.
 
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G. P. Mar, 05/05/2020 - 18:01

Wow. Kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich soviel Geduld aufbringen würde, wie diese Frau mit Familie. Ich würde irgendwann ausrasten ...

Mar, 05/05/2020 - 18:01 Collegamento permanente
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Salto User
Günther Alois … Mer, 05/06/2020 - 18:59

Super organisiert???? Eine Schande,entsetzliches Versagen!!! Herr Widmann,Herr Zerzer und co.was ist los mit der so vorbildlich gelobten Sanität in Südtirol???? Ich fasse es nicht.Dass mal ein Fehler in diesem CHAOSCLUB passieren kann ist verständlich,aber irgendwann sollte auch Schluss sein-Sorry,so geht dies nicht,bei allem Respekt und Geduld!

Mer, 05/06/2020 - 18:59 Collegamento permanente
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Christoph Wallnöfer Gio, 05/07/2020 - 14:39

Wie es - laut Medienberichten - der in Tanzania positiv auf Corona getesteten Ziege, der Papaya und dem Vogel geht wissen wir noch nicht. Das Motoröl wurde zum Glück negativ getestet. Glück gehabt, keine Quarantäne.
Offizieller in Tansania präsentiert die unglaublichen Corona-Testergebnisse
und hier noch zur Erinnerung der Bericht im "The Telegraph" vom 30. März 2020 laut dem Schlüsselkomponenten (key components) der Corona Testkits bereits mit dem Coronavirus kontaminiert waren.

Gio, 05/07/2020 - 14:39 Collegamento permanente