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Kleider machen Leute...

Wie Kleider Leute machen (und Frauen noch viel mehr).
Elly Schlein
Foto: Gilberto Cavalli

An diesem Wochenende fand die legendäre Fete anlässlich des 10-jährigen Bestehens von Salto.bz statt. Ganz im Sinne des Zeitgeistes habe ich mir im Vorfeld Gedanken zur passenden Kleidung gemacht. Es tröstet mich, damit in prominenter Gesellschaft zu sein: In den letzten Wochen haben sich die empörten Schlagzeilen zu einem Interview von Elly Schlein an Vogue gehäuft, in dem sie in einem Halbsatz verrät, sich bezüglich Kleidungsstil professionelle Unterstützung zu holen.

Abgesehen davon, dass jeder Mensch frei sein sollte, selbst über sein Einkommen zu entscheiden, finde ich es gar nicht übel, zumindest diese lästige Aufgabe zu delegieren. Wie zeit- und energieaufwändig es sein kann, den verschiedenen Anlässen und Rollen entsprechend gekleidet zu sein, ist für Frauen nichts Neues. Da gibt es nicht nur Business oder Casual, sondern unendlich viele Varianten dazwischen. Und zwar nicht etwa, weil es in unseren Köpfen nur so von Bändern, Spitzen und Cocktailkleidern wimmelt, sondern weil uns tagtäglich vor Augen geführt wird, dass unsere Aufmachung unser Statement ist noch bevor wir überhaupt den Mund öffnen. Oft hängt davon ab, ob uns überhaupt Gehör geschenkt wird oder ob wir die frustrierende Erfahrung paternalistischer Belehrungen machen. Im besten Fall bestimmt unser Outfit den Grad des Mansplaining unseres Gegenübers „bei so einer saloppen Aufmachung kann die gute Frau gar keine Ahnung von irgendwas haben“. Im schlimmsten Fall bestimmt eben dieses Outfit das Gerichtsurteil in einem Vergewaltigungsprozess: „Bei dieser provokanten Aufmachung kein Wunder“ oder „Bei so engen Jeans unmöglich“. Ich erinnere an die ISTAT-Umfrage, laut der 24% der Bevölkerung Italiens davon überzeugt ist, dass Frauen je nach Bekleidung sexuelle Gewalt provozieren.

Wie sich Frauen kleiden wird ständig verwechselt damit, wie Frauen sind. Ohne Business-Jacke bist du weniger kompetent. Mit tiefem Ausschnitt bist du einfach nur sexy, hochgeschlossen bist du langweilig und frustriert. Hast du ein bauchfreies T-Shirt an, bist du unglaubwürdig (ich freue mich schon auf die jährlich anstehende Bauchfrei-Polemik). Ganz unabhängig davon, wie viele unterschiedliche Outfits sonst noch in unserem Schrank hängen, werden wir systematisch reduziert auf die aktuelle Aufmachung. So kommt es, dass wir uns ständig fragen, „Was ziehe ich an?“, um in eine bestimmte Rolle zu schlüpfen, je nach Situation. Und so kommt es auch, dass wir hoffen, dem Anlass entsprechend gekleidet zu sein, ein den Erwartungen entsprechendes Bild zu liefern und damit zumindest eine erste Hürde der Diskriminierung aus dem Weg geräumt zu haben.

Wieviel mehr Energie und Zeit bliebe der Bekämpfung von Diskriminierungen, wenn unsere Kleidung nicht mit unserem Sein gleichgesetzt würde!

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Gianguido Piani Lun, 05/08/2023 - 18:41

Wie Elly Schlein sich anzieht ist mir, und vielen anderen, völlig egal. Dagegen bin ich darüber besorgt, dass sie solange noch keine klare Position zu wichtigen Themen wie z.B. Arbeit, Löhne, Gesundheitswesen usw genommen hat. Wie stellt sich die PD die Energiewende vor, welche auch immer, in Italien einzuführen? Haben die PD und Elly Schlein nichts gegen die Übermacht einiger außer-europäischer IT-Unternehmen zu sagen? Oh, sorry, sie gehören der Facebook- und Whatsapp-Native-Generation, hatte ich vergessen.

Lun, 05/08/2023 - 18:41 Collegamento permanente
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Stefan S Mer, 05/10/2023 - 09:09

In risposta a di Dietmar Holzner

"Ausnahmsweise muss ich Frau Clignon vollumfänglich recht geben."
Das ganze Gegenteil ist der Fall und die Überschrift deutet schon eindeutig darauf hin.
Kleider machen Leute und es liegt an jedem selbst, ob Männlein oder Weiblein, sich dem Anlass entsprechend zu kleiden.
Wer im täglichen Arbeitsleben beim Outfit meint den Laufsteg zu betreten hat leider das Thema verfehlt. Was natürlich noch lange nicht bedeutet anzüglich Kommentare abzugeben.

Mer, 05/10/2023 - 09:09 Collegamento permanente