Cronaca | Affäre Kuhn

Die Klagemauer

Gustav Kuhn und Hans Peter Haselsteiner haben gleich vier neue Klagen gegen den Tiroler Blogger Markus Wilhelm eingebracht. Damit ist das Dutzend voll.
Markus Wilhelm
Foto: dietiewag.org
Gustav Kuhn hatte es vor zwei Wochen angekündigt.
Wenige Tage bevor der Maestro vor dem Innsbrucker Landesgericht in den Zeugenstand steigen sollte, zog der langjährige Leiter und Dirigent des Bozner Haydnorchesters zwei Strafanzeigen gegen den Tiroler Blogger Markus Wilhelm zurück. Wilhelm hatte auf seiner Seite „dietiwag.org“ die Affäre Kuhn enthüllt, die seitdem international für Schlagzeilen sorgt.
Gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA sprachen Gustav Kuhn und sein Anwalt der ehemalige österreichische Kurzzeit-FPÖ-Justizminister Michael Krüger „von einer nobler Geste gegenüber Wilhelm“. Man wolle Wilhelm nicht in den finanziellen Ruin treiben.
Weil Markus Wilhelm und die Medien den Rückzug Kuhns aber deutlich anders interpretiert haben, schalteten Kuhn & Co umgehend eine andere Gangart ein. „Es sei ein Zeichen der Versöhnung gewesen“, erklärte Anwalt Krüger, „weil Wilhelm das nicht erkannt hat, werde es nun kein Pardon mehr geben.
 
Was damit gemeint war, wird jetzt klar. Gustav Kuhn und sein Mäzen Hans Peter Haselsteiner haben in den vergangenen Wochen vier weitere Klagen gegen Markus Wilhelm und „dietiwag.org“ beim Landesgericht Innsbruck eingebracht.
Es sind damit bis hierher zwölf Klagen“, kommentiert Markus Wilhelm diese Entwicklung. Wilhelms rhetorische Frage: „Hat es das gegen einen Publizisten, Autor, Journalisten, was immer, in Tirol schon einmal gegeben – wegen eines (!) Artikels?“ Die geforderten Streitwerte und Entschädigungssummen liegen bei über einer halben Million Euro. 
Hier geht es nicht mehr um Recht, sondern nur noch um Vernichtung.
Markus Wilhelm
Für den Tiroler Blogger ist die Absicht der Klageflut mehr als klar: „Hier geht es nicht mehr um Recht, sondern nur noch um Vernichtung.“ Zudem sollen durch die Klagen „auch Zeuginnen, bevor sie daran denken, den Mund aufzumachen, eingeschüchtert werden, und Medien, die auch nur überlegen, meine Kritikpunkte zu referieren, davon abgeschreckt werden.“ 
Bereits diese Woche geht es an der Klagefront weiter. Am Freitag wird am Innsbrucker Landesgericht die Erstverhandlung in der Zivilklage von Gustav Kuhn gegen Markus Wilhelm über die Bühne gehen.