Cultura | Architekturtage

Architektur in Südtirol

Tage der Architektur 2020 - Magie der Vielfalt
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale del partner e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
Tage der Architektur Südtirol
Foto: Tage der Architektur Südtirol

Text: Carlo Calderan - Präsident der Architekturstiftung Südtirol

In Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Südtirol / in collaborazione con la Fondazione Architettura Alto Adige.

 

Im Zuge der Architetkurtage Südtirol weißt die Architekturstiftung Südtirol auf die neue Rolle hin, die der Architektur im weitesten Sinne mit dem neuen Raumordnungsgesetz zufällt: sie ist keine Privatangelegenheit der einzelnen Bauwilligen mehr. Es braucht die Sensibilität aller, um für die Zukunft und somit für unsere Kinder, lebenswerte Räume zu schaffen.

Unsere Touren bieten deshalb keine Besichtigungen von einzelnen spektakulären Gebäuden, sondern wir begleiten unsere Besucher durch unsere bebaute Landschaft, mit genauem Blick auf schon lange Bestehendes aber besonders auf das, was in den letzten Jahren von unseren Kollegen geschaffen wurde: mit Respekt für das jeweilige Umfeld, den Kontext.

...die Siedlungsgrenzen festlegen, was bedeutet, den Dörfern und Städten klare Formen...

Es gibt keinen eindeutigen „Südtiroler Architektur-Stil“, die Südtiroler Architekten haben bewiesen, dass sie jede Bauaufgabe je nach Ort, Funktion und Rolle des Gebäudes entwickeln können.

Die neue Langsamkeit, die durch Corona entdeckt wurde, lässt uns viele kleine, aber wichtige Aspekte erkennen. Wir sehen Landschaften, welche durch unser Handeln, unsere Verantwortung entstehen oder verändert werden und für die Zukunft Zeugen unseres Handels sein werden. Die Gemeindeverwalter stehen vor neuen Aufgaben, sie müssen zusammen mit ihren Bürgern und Planern die Siedlungsgrenzen festlegen, was bedeutet, den Dörfern und Städten klare Formen zu geben und dabei die Zersiedelung zu vermeiden. Siedlungsgrenzen zu definieren bedeutet nicht, irgendeinen Strich zu ziehen, eine Form zu zeichnen. Unsere Dörfer und Städte sind in den letzten Jahrzehnten meistens eine unförmige Masse geworden, die wir heute nur durch gemeinsame sorgsame Maßnahmen im Interesse aller Bürger korrigieren können.

Wir sehen die Tage der Architektur als möglichen Lernprozess, an dem sich alle beteiligen können, nicht so sehr Architekten, sondern besonders die „Nichtfachleute“.

Wir werden drei Tage lang Architektur erleben, mit eigenen Augen sehen, aber auch mit jenen der begleitenden Architekten, der Bauherren und der ausführenden Handwerker.

Dies ist das Besondere an unseren Tagen der Architektur!

Wir sehen die Tage der Architektur als möglichen Lernprozess, an dem sich alle beteiligen können

Unser kleiner Katalog, der kurz alle Touren und Bauten beschreibt und Interessierten die wichtigsten Informationen liefert, ist wie ein Festivalprogramm zu sehen, das 12 Stücke präsentiert:

Die Gruppe der Architekten, welche die Touren begleiten, begeistern sich für ihre Dörfer, ihre Städte und fühlen sich in den jeweiligen Talschaften beheimatet.

Die 1. Tour führt nach Gröden, ein Tal das versucht, über Architektur zwischen Tradition und Internationalität einen gangbaren Weg zu finden. Es werden bestimmte Konstanten gesucht, die heutige Bedürfnisse mit dem Gestern verbinden: Materialien des Ortes, die Art sich in die Landschaft einzufügen, die Dachformen.

Die nächste Tour führt auf den Ritten, eine der ersten touristischen Landschaften unserer Provinz, die sich an die bestehende, durch Landwirtschaft geprägten Landschaften, angepasst haben, ohne sie radikal zu verändern. Es ist dort eine Art Gartenstadt entstanden mit vielen kleinen Sommerfrischhäusern.

In Bozen wird auf die unterschiedlichsten Wohnmöglichkeiten in der Landeshauptstadt hingewiesen, vom Stadtrand bis zu den engen Laubenhäusern, während die Tour im Vinschgau ein Spaziergang durch Schlanders und ein paar angrenzende Dörfer angeboten wird, bei dem aufgezeigt wird, wie nicht nur öffentliche und private Bauten den Charakter des Dorfes verändert haben, sondern auch ein technischer Schutzwall zu einem dorfprägenden Element werden kann.

Die Tour durch Meran und die umliegenden Dörfer Dorf Tirol und Hafling zeigt die Veränderungen, welche durch den Tourismus erfolgt sind. Man kann hier nachvollziehen, was jene empfinden, die uns für kurze Zeit besuchen und hier wohnen: es sind meistens künstliche Bauten mit gewollten Szenographien, gesehen wie von Loggien eines Theaters.

Auch für das Pustertal wurden einige kleine versteckte, von wenigen beachtete Besonderheiten ausgewählt, wie der Dorfplatz von Mühlbach oder das Ferienhaus in Breitenberg, von Prof. Lackner gebaut und nun auf besondere Weise aktualisiert.

Einer der bekanntesten Südtiroler Architekten hat angeboten, einige seiner Bauten im Überetsch zu zeigen und zu erklären, von einer Bibliothek bis zu einer Kellerei und weiteren kleinen Eingriffen.

Die Touren in Villnöss und im Sarntal zeigen auf die Entwicklung dieser Täler hin, mit den gewachsenen Dörfern, den Erweiterungen, den öffentlichen Räumen. Auch hier begleiten Architekten, welche über viele Jahre das Baugeschehen vor Ort geprägt haben.

Es gibt auch wieder zwei sanierte Höfe zu entdecken, aber das besondere an den Tagen 2020 ist wohl die letzte Tour, um eine Woche verschoben angeboten(3. Oktober), bei welcher sich die nächste Generation – unsere Kinder- auf spielerische Weise mit Bauen und Architektur auseinandersetzen können.