Società | Kinderbetreuung

„Wir wünschen uns ein Umdenken“

Aus Mangel an Betreuungsplätzen für das eigene Kind, gründete Denisa Zaimi eine neue Kita. Am 3. Oktober eröffnete die „Villa Zebra“ in Eppan.
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Foto: Paideias

Die Sozialgenossenschaft Paideias feierte am 3. Oktober die Eröffnung ihrer Betriebskita „Villa Zebra“ in St. Michael/Eppan. Wie es dazu kam erzählt Mitarbeiterin, Psychologin und Leiterin der Spielgruppe Nina von Hellberg im Interview.
 
Wie ist die Idee zur Sozialgenossenschaft Paideias und der Kita entstanden?
Eine Idee, aus der Not heraus geboren: Nach erfolgloser Suche nach einem Betreuungsplatz für ihre einjährige Tochter, entschloss sich die heutige Leiterin der Sozialgenossenschaft Paideias, Denisa Zaimi, zu einem mutigen Schritt. Sie gründete selbst eine Spielgruppe in St. Pauls, um für Familien, die sich in derselben Situation befanden, die Betreuungsmöglichkeiten im Kleinkindbereich zu verbessern. Heute, ein Jahr später, steht mit der Eröffnung einer Kita in St. Michael/Eppan der nächste Schritt an. Die Kita „Villa Zebra“ bietet Betreuung für Kinder im Alter von 3 Monaten bis 3 Jahren an. Die Öffnungszeiten von 7.30 bis 18.00 Uhr tragen der Realität der Arbeitswelt Rechnung.
 
Fehlt es in Südtirol an Strukturen für die Kleinkindbetreuung?
 Ja, meiner Meinung nach schon. Alle Kitas und viele Tagesmütter in unserer Umgebung haben Wartelisten.
 
Was können Unternehmen für eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf tun?
 Die „Villa Zebra“ der Sozialgenossenschaft Paideias ist eine Betriebskita. Das bedeutet, dass Unternehmen einen Platz für die Kinder ihrer MitarbeiterInnen mitfinanzieren können. Die Kosten hierfür liegen bei 3,65 € pro Stunde und können steuerlich abgesetzt werden. Wir erleben regelmäßig, dass die Unternehmen diese Möglichkeit nicht in Betracht ziehen wollen. Es sei zu umständlich, teuer und organisatorisch nicht machbar heißt es dann. Wir wünschen uns ein Umdenken. Die Tatsache, dass Frauen heutzutage auch mit Kind berufstätig sein wollen, ist eine gesellschaftspolitische Realität. Der Wiedereinstieg nach der Geburt eines Kindes scheitert vor allem an fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter 3 Jahren. Unternehmen können mit einer bejahenden Einstellung ihren Teil dazu beitragen, die Hindernisse für junge Familien im Spannungsfeld Arbeit und Familie zu beseitigen. Sie gewinnen damit motivierte MitarbeiterInnen, die sich auch nach der Geburt eines Kindes mit ihrem Wissen und ihrer Leistung für das Unternehmen stark machen.
 
Sollte sich die Politik auch mehr für die Kleinkindbetreuung einsetzen?
Gute Betreuung setzt gut ausgebildetes Personal, geeignete Räumlichkeiten und Materialien voraus und ist damit kostenintensiv. Es ist sehr wichtig, dass die Arbeitgeber ihren Anteil an der Umsetzung und Finanzierung leisten: Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Diese Zukunft betrifft uns alle, nicht nur die jeweilige Familie mit ihrer individuellen Situation. Die Sicherstellung einer qualitativ guten Betreuung und Erziehung der Kinder ist deshalb ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag. Als Sozialgenossenschaft „Paideias“ setzen wir uns dafür ein, dass die politischen Leitlinien in Südtirol die Belange von Kindern wahrnehmen und berücksichtigen.