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Die Geschichte vom Nikolaus

Die Figuren Weihnachtsmann und Nikolaus sind derzeit omnipräsent. Doch wie schaut es wirklich aus mit dem heiligen Nikolaus? Eine Spurensuche.
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Foto: Quelle: Museumsverband

Franziska Luther: Im Weihnachtsreigen nimmt der Nikolaus mit seinem Gedenktag am 6. Dezember eine herausragende Stellung ein. Wir kennen ihn als rotgewandeten bärtigen Mann, der freundlich Süßigkeiten verteilt. Wer war dieser Nikolaus wirklich?
Johann Kronbichler: Der Gabenbringer Nikolaus und auch der Weihnachtsmann sind nicht ganz unumstritten muss ich sagen. In manchen Augen vertritt der Nikolaus eine nicht mehr ganz zeitgemäße katholische Tradition. Der Weihnachtsmann wiederum erscheint uns heute als Repräsentant des ausufernden Weihnachtsgeschäftes. Der Nikolaus beruht auf der Persönlichkeit des Nikolaus von Myra (* um 270/280, † um 350), die aber historisch sehr schwer greifbar ist. Seine Lebensgeschichte beruht hauptsächlich auf Legenden, die mit der Vita eines gleichnamigen Abtes und Bischofs vermischt worden ist. Nikolaus soll von seinem gleichnamigen Onkel, dem Bischof von Myra (heute Demre/Provinz Antalya, Türkei), zum Priester geweiht worden sein und schließlich als dessen Nachfolger am Konzil von Nicäa (325) teilgenommen haben. Er ist nicht nur eine große Gestalt im heiligen Kalender, sondern wurde auch von der Ostkirche zum Erzheiligen erhoben und in Russland zum Landespatron erwählt.

Über die byzantinischen Kolonien in Italien ist dann der Kult in den Westen und schließlich auch über die Alpen gelangt. Die italienische Hafenstadt Bari verschaffte sich 1078 die Reliquien aus dem Grab in Myra und errichtete eigens dafür eine stattliche Wallfahrtskirche. Die Legenden machten Nikolaus zum umfassenden Nothelfer. Viele dieser Erzählungen finden sich in der berühmten „Legenda Aurea“, einer 1263 begonnene Sammlung von Heiligenlegenden.

 

​Aufgrund mehrerer Legenden ist Nikolaus Patron für die heiratswilligen Mädchen, die unschuldig Verdächtigen und Gefangenen, der Seeleute, der Getreidehändler und Bäcker, der Kinder und Schüler. Im Gedenken an den Todestag des Heiligen entwickelte sich schließlich der Brauch, kleine Geschenke zu machen.

Was hat es aber nun mit den Süßigkeiten auf sich? Warum beschenkt uns heute der Nikolaus?
Das beruht auf mehreren Legenden, in welchen Nikolaus immer wieder als Wohltäter erscheint. Die bekannteste Erzählung handelt von drei Jungfrauen, die von ihrem verarmten Vater der Prostitution preisgegeben werden sollen. Nikolaus bewahrt sie schließlich davor, indem er des Nachts heimlich drei Goldklumpen als Mitgift in das Schlafzimmer der Töchter wirft. In vielen weiteren hoffnungslosen Situationen kommt Nikolaus zu Hilfe: Er erscheint Kaiser Konstantin im Traum und kann diesem zur Freilassung dreier unschuldig zum Tod verurteilter Feldherrn bewegen. Er rettet ein Schiff aus Seenot, manövriert es eigenhändig durch die Wogen und besänftigt den Sturm. Während einer Hungersnot kann er Schiffer überreden, einen Teil der für Konstantinopel bestimmten Getreideladung für die Hungernden abzuzweigen.
Aufgrund dieser und weiterer Legenden ist Nikolaus Patron für die heiratswilligen Mädchen, die unschuldig Verdächtigen und Gefangenen, der Seeleute, der Getreidehändler und Bäcker, der Kinder und Schüler. Im Gedenken an den Todestag des Heiligen entwickelte sich schließlich der Brauch, kleine Geschenke zu machen.

Welche Stellung nimmt der heilige Nikolaus in der kirchlichen Kunst ein?
Der heilige Nikolaus ist natürlich sehr präsent. Es gibt viele Kirchen die ihm geweiht sind. Man findet ihn aber auch in vielen Altären und kann daher sagen, dass er es zu einem Volksheiligen gebracht hat, der wie andere Heilige nicht fehlen durfte.

Ab wann und wie wurde er dargestellt?
Nikolaus wird schon sehr früh dargestellt. Von der Romantik über die Gotik – über alle Jahrhunderte ist er immer wieder anzutreffen. Er wird in der Regel als infulierter Bischof mit einem Buch und drei goldenen Kugeln oder auch Äpfeln, seine Attribute, dargestellt.

Nun kommt der Nikolaus ja nicht alleine. Wer sind seine Begleiter?
Eins vorweg: der Nikolaus ist natürlich der Gute und Wohltäter. Im Zuge der Gegenreformation wurde er in den Dienst der Erziehung gestellt. Ein als Nikolaus verkleideter Erwachsener prüft, ermahnt und beschenkt die Kinder. Der Begleiter des Nikolaus ist der Bestrafende, welcher je nach Region als Knecht Ruprecht, Krampus oder Klaubauf in Erscheinung tritt. Die Rollen sind hierbei klar verteilt: Nikolaus ist der Gute, der belohnt, der Begleiter ausschließlich der strafende Böse.
Der Weihnachtsmann wiederum ist eine Mischwesen, da er Gut und Böse in seiner Person vereint. Seine Gestalt mit roter Kleidung, Zipfelmütze und weißer Pelzverbrämung verdankt er vor allem dem in die USA ausgewanderten deutschen Karikaturisten Thomas Nast (1863) und dem amerikanischen Grafiker Haddon, der 1931 den Coca-Cola-Weihnachtsmann entwarf. Insgesamt eine sehr kommerzialisierte Figur, die von Amerika wiederum ihren Siegeszug in Europa angetreten hat.

In der neuen Sonderausstellung „Alle Jahre wieder…“, die mit Gemälden und Skulpturen die Ereignisse rund um die Geburt Christi aufgreift, findet sich natürlich auch der Nikolaus.
Wir zeigen zwei gotische Nikolaus-Skulpturen. Ein thronender Nikolaus als Bischof, mit den drei Goldkugeln und dem Buch als Attributen. Die zweite Figur ist ebenfalls aus der Spätgotik und wohl im Umkreis von Friedrich Pacher entstanden. Diese schöne Skulptur war vermutlich Bestandteil eines Altarschreins. Beide Objekte sind aus den Sammlungen der Hofburg.

Was hat Ihnen der Nikolaus gebracht?
Der Nikolaus war in jedem Jahr auf unserem Hof präsent. Wir haben eine große Schüssel auf dem Balkon oder im Fenster bereitgestellt. Am Nikolaustag war diese dann immer reich gefüllt: Orangen, Nüsse, ein Lebkuchen-Nikolaus und Schokolade. Für uns war das Klein-Weihnachten.

Salto.bz in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Museumsverband
www.museumsverband.it