Cultura | Salto Return

#060718

In Salto Return geht es nicht um Urlaub in Italien oder Österreich. Es geht um Urlaub in Uruguay. Und um Saltini.
flagge
Foto: Salto.bz

Saltini
Ich stand mit einem Brot und in Urlaubsgedanken am Zebrastreifen und wartete bis das Ampelmännchen grünes Licht geben würde. Neben mir pfiff ein mir unbekannter Herr eine mir bekannte Melodie. Ich summte mit, dann setzte ich ein: „Ich war noch nie in Uruguay und ich muss auch gar nicht hin / Wahrscheinlich ist das nur das Wort, dem ich verfallen bin / Es klingt so wild und dunkel, ja es klingt nach Zauberei / Drei U auf engstem Raum, ich denke oft an Uruguay.“
Der Liedermacher Funny van Dannen hatte das Lied vor Jahren geschrieben.
Der Herr und ich sangen es bis zum bitteren Ende und machten – nachdem die Ampel auf Grün schaltete –  kleine saltini (ugs. für kleine Sprünge) entlang des Zebrasteifens, überquerten also hopsend die Straße. Das machte Spaß.

Lieber 1000 Saltini als einen Salvini!

Salto
„Sie wissen bestimmt, dass ein sehr großer Teil der Bevölkerung in Uruguay aus Italien stammt. Zwischen 1870 -1960 kamen die Italiener in großen Massen, waren Exilanten, Handwerker und Bauern, Anhänger von Garibaldi“ begann der Herr auf der anderen Straßenseite zu erzählen: „Es gibt sogar ein Dorf in Uruguay, welches nach Garibaldi benannt ist. Es liegt unweit von Salto. Ich hab dort entfernte parenti. (Verwandte)
„Salto?“
unterbrach ich. Und musste für einen Moment an meinen letzten Urlaub denken. 

„Ja Salto, die Geburtsstadt von Edinson Cavani,“ legte er los, „dessen Großvater aus Maranello stammte. Wissen sie, in Uruguay leben über eine Million Menschen italienischer Abstammung. Sie kamen aus der Lombardei, Piemont und Ligurien, später aus Kampanien und Latium. Sie reisten mit dem Schiff an, später mit dem Flugzeug – Uruguay hat sie aufgenommen. Es gab mehrere Italiener – tra parentesi – welche Präsidenten der Republik Uruguay waren, etwa Demicheli, Ferrari, Serrato, Berreta, Sanguinetti und Cordano…“
„Italienische Präsidenten?“ Ich musste laut lachen und spulte die Liste der über 60 Präsidenten Italiens der letzten 7 Jahrzehnte in schneller Abfolge ab, fiel mit leichter Übelkeit zu Boden, richtete mich schleunigst auf und verabschiedete mich galant: Mit einem stimmigen pugnetto (ugs. liebevoller Faustgruß) und einem tonsicheren Salve.

Salvini
Zuhause angekommen blätterte ich in das Buch von Emilio Lussu Marcia su Roma e dintorni und versank in der Lektüre. Bei den Passagen, wie schleichend der Mensch faschistischen Machtspielen gefährlich böse verfallen kann, lief es mir kalt über den Rücken.

Vielleicht sollte ich einen Salto nach Salto machen, dort ein paar Italienstämmige aufsuchen und einen saltino (ugs. kurz vorbeischauen) zu den dortigen Salvinis machen, die sich mitunter über ihre entfernten Verwandten, den Leghisti in der Heimat der Vorfahren, totlachen und: „Los parientes no pueden ser elegidos (Die Verwandten kann man sich nicht aussuchen)“ brüllen? Wollte ich das?

Ja!

Ich würde mich zunächst nach Montevideo aufmachen, wo Garibaldi einst dafür gesorgt hatte, dass der Hafen für Immigration nicht geschlossen wird. Dann werde ich weiterziehen, an die Grenze des Landes, nach Salto, wo ich Urlaub machen werde  von Salto.