Books | Salto Afternoon

Verflixt und verblüffend

Die literarische Veranstaltungsreihe ½ Mittag wird 2022 erneut von Eeva Aichner und Matthias Vieider kuratiert. An drei Halbmittagen wird gelupft, gezupft und geschupft.
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Foto: SAAV

salto.bz: Halbmittag, die siebte Ausgabe. Eine verflixte? 

Matthias Vieider: Verflixt oder zugenäht hinsichtlich der Programmgestaltung war es keineswegs. Es gibt nach wie vor sehr viel zu entdecken in der Südtiroler Literaturlandschaft und außerhalb. Neue, aufstrebende, experimentierfreudige Stimmen, auf der Suche nach ungewohnten Bildern und Ausdrucksmöglichkeiten. Wie unsere Vorgänger:innen haben wir auch heuer wieder Autor:innen eingeladen, die noch nie auf der Halbmittag-Bühne gelesen haben und sind zuversichtlich, dass das auch in den nächsten Jahren noch so bleibt.
 


„Verflixt“ auf die Literatur bezogen, im Sinne von irritierend, subversiv, verblüffend ist auf jeden Fall begrüßenswert. Es soll ja nicht darum gehen, nur schöne Geschichten über das schöne Leben zu erzählen, sondern normalisierte Wahrnehmungs-, Denk- und Empfindungsmuster aufzubrechen und Raum zu schaffen für Neues.

Wie unsere Vorgänger:innen haben wir auch heuer wieder Autor:innen eingeladen, die noch nie auf der Halbmittag-Bühne gelesen haben und sind zuversichtlich, dass das auch in den nächsten Jahren noch so bleibt.

Lupfn, Schupfn, Zupfn. Was ist zu erwarten?

Zu erwarten sind insgesamt neun literarische Positionen aus Italien, Österreich und der Schweiz, wobei der Großteil der Autor:innen aus Südtirol stammt. Stilistische und sprachliche Vielfalt sowie die Lust am spielerischen Umgang mit Sprache und Welt stehen heuer im Zentrum. 

In welchem Zusammenhang sind die Mundart-Begiffe zu verstehen?

Lupfn, Schupfn und Zupfn sind Rahmen, in denen wir die Autor:innen und ihre Zugänge verortet haben. Wir verstehen diese Begriffe als Beschreibungen von Bewegungen, Handlungen, die literarisch an der Realität ausgeführt werden: Sie wird aufgelupft, herumgeschupft, es wird an ihr gezupft. Wie sich das genau vollzieht, sieht und hört man am besten selbst.
 


Die diesjährige Ausgabe ist sehr performativ angelegt. Zufall oder Zeitgeist?

Weder noch. Performative Literatur, also literarische Formate die sich nicht auf geschriebenen bzw. „nüchtern“ vorgetragenen Texten reduzieren lassen, sich oft in Grenzbereichen zu anderen Medien und künstlerischen Ausdrucksformen bewegen und dem Vortrag, der Performance des Textes, eine zentrale Bedeutung zugestehen, gibt es ja schon sehr lange. Für uns war es von Anfang an wichtig, diesen Formaten genügend Platz einzuräumen und sie gleichberechtigt wie Lyrik oder Prosa zu behandeln.