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Wenn dein Essen die Welt verändert

Du bist, was du isst. Sagt man. Wenn das stimmt, müsste anderes Essen mich
auch zu einem anderen Menschen machen.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale del partner e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
Essen
Foto: Ive Erhard on unsplash

Sina Patricia Henne von der Plattform FairnESSkultur und Partner von Südtirols Netzwerk für Nachhaltigkeit ist sogar überzeugt: Essen verändert die Welt.

Sie will mit FairnESSkultur Produzenten und Konsumenten von Lebensmitteln ein faires, empathisches und achtsames Zusammenkommen ermöglichen, ganz nach dem Motto: ‚Wenn ich dich besser verstehe, kann ich dir auch vertrauen.‘ Sie ist überzeugt, vom Essen hängt viel mehr ab, als man auf den ersten Blick vielleicht vermutet:

Im Endeffekt ist alles ein großer Kreislauf. Alles hängt zusammen.“

Sina Patricia Henne sagt, unser Körper ist ein Geschenk der Natur, das es uns ermöglicht, auf dieser Erde zu Leben, zu wirken und die Welt um uns herum, also die Natur, zu gestalten: „Und dieser Körper wird von Geburt bis zum Tod nur durch eines erhalten. Und das ist Nahrung. Und die Nahrung kommt wiederum aus der Natur, aus dem Boden.“

Für sie ist Umweltschutz deshalb vor allem auch Selbstschutz. Wir erhalten unsere Erde also nicht aus sentimentaler Träumerei heraus, sondern weil wir sie brauchen, weil wir alle Teil von diesem Kreislauf sind.

Deshalb wird es immer wichtiger, meint Sina Patricia Henne, dass wir als Konsumenten mehr darauf achten, wofür wir unser Geld ausgeben, denn mit unserer Nachfrage bestimmen wir, wie Lebensmittel hergestellt werden. Ihrer Ansicht nach sollten wir uns viel öfter fragen:

Geht derjenige, der unser Geld bekommt, sinnvoll damit um? Achtet der auf den Boden, auf das Wassermanagement? Was füttert er den Tieren? Weiß er, was sein Boden braucht?“

Nun, jeder der versucht, sich bewusst zu ernähren, wird sich solche Fragen sicher schon gestellt haben und vielleicht auch fast dran verzweifelt sein.  Was ist in meinem Essen drin? Wo kommt es her? Unter welchen Bedingungen wird es produziert? Man kann ja nicht zu jedem Joghurt, den man essen will, erst einmal eine Recherche starten.

Für Toni Riegler, Obmann von Verband Bioland Südtirol, bieten Bio-Siegel eine Orientierungsmöglichkeit. Um solch ein Siegel zu bekommen muss ein Produzent bestimmte ökologische Standards einhalten. Dass der große wirtschaftlicher Erfolg der Bio-Produkte in den letzten Jahrzehnten, am Vertrauen der Konsumenten in solche Siegel gerüttelt haben könnte, lässt er nicht gelten:

Wo das europäische Biosiegel, das „grüne Blatt“, drauf ist, da ist auch kontrolliertes Bio drin. Allerdings nur nach gesetzlichem Mindeststandard. Da bieten Verbandssiegel wie z.B. Bioland mehr Sicherheit und höhere Standards.“

Bei Bioland, sagt Riegler, werde außerdem auf Sozialstandards geachtet und:

Wer es ganz regional haben möchte kann natürlich genau schauen wo das Produkt herkommt. Eine gute Möglichkeit bietet hierfür die neue Genossenschaft Bio Alto Südtirol, welche ausschließlich südtiroler Bioprodukte auf Verbandsstandard vertreibt.“

Sina Patricia Henne sieht das ähnlich:

    Es ist wichtig, das wir das Geld so wertschätzend ausgeben, dass es im Sinne von allen ist und das schafft nur der ökologische Landbau.“


Mit ihrer Online-Plattform will sie aber noch weiter gehen. Sie hat wieder das große Ganze im Kopf und will Konsumenten und Produzenten zu einer neuen Esskultur abseits von egoistischem Profitstreben zusammenbringen, eben der FairnESSkultur.

Ein wahrer „Agrikulteur“, sagt sie, nutzt das Land nicht nur aus, um Profit zu machen, sondern gibt etwas zurück, pflegt und erhält es, ähnlich wie ein Museumskurator, und ist sich seiner Verantwortung bewusst.

Auch in Hotels und Restaurants will man schließlich wissen, was da genau auf den Tisch kommt. Konkret soll dafür eine Transparenz geschaffen werden, die alles miteinander verknüpft. So legt beispielsweise ein Hotel, das Mitglied in der FairnESSkultur ist, dort Stück für Stück alle seine Bezugsquellen offen: Woher kommen die Eier? Woher der Wein? Woher der Salat? Ist dann der Winzer ebenfalls Mitglied in der FairnESSkultur, kann ich mir direkt dessen Profil ansehen und stelle vielleicht fest, dass dort am Samstag eine Weinverkostung stattfindet und kann ihn über die Plattform direkt anschreiben, erklärt sie:

„Ich sehe einfach genau, wer beliefert wen. Ich habe vielleicht auch ein Freundesnetzwerk in der FairnESSkultur, ich kann sehen welche NGOs oder Projekte es in einer Region gibt, die ich unterstützen kann. Die Idee ist es einfach, alles mit allem zu vernetzen.“, sagt  Sina Patricia Henne.

Dabei sind die Mitglieder der Plattform zwar zu 100% Bio, die FairnESSkultur sieht sich selbst aber nicht als Siegel. Vertrauen soll über die menschliche Nähe geschaffen werden. Sodass man letztlich gerne zum Beispiel auch einen höheren Preis zahlt, weil man auf der Plattform die Arbeit und Leidenschaft kennengelernt hat, die jemand in ein Produkt gesteckt hat.

Dass das Ganze über eine Online-Plattform läuft ist für Sina Patricia Henne aber eher eine Übergangslösung. Im Idealfall, sagt sie,  braucht es die in der Zukunft gar nicht mehr:

Weil es für uns eine absolute Selbstverständlichkeit sein wird, dass ich nicht nur für mich mein Bestes will, sondern auch für dich.“

 

Ein Beitrag von Borja Schwember, NOWA // seeding positive transformation für Südtirols Netzwerk für Nachhaltigkeit.

Die Initiative wird von der Autonomen Provinz Bozen und vom Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik unterstützt.