Politica | Es wäre höchste Zeit

Die Gunst der Stunde

Corona hält uns im Bann. Die Meinungen gehen auseinander. Eines nur ist fix: Eine Politik, eine Landesverwaltung, eine Sanität versagt kläglich.
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Die Zeit der Abrechnung wäre gekommen. Eine Sanität, die in der Normalität acht Monate Wartezeit aufweist, kann eine Krisensituation wie die derzeitige nicht schaffen. Wohlgemerkt, alle Bediensteteten sind von meiner Kritik ausgenommen. Sie tun mehr als ihre Pflicht und  leiden,  genau so wie wir alle, an den Fehlentscheidungen der überbezahlten Manager und Verantwortlichen. Eine Landesverwaltung, die unter der Führung der Landesrätin Deeg auf ihr tiefstes Leistungsniveau gesunken ist, sich in interne Grabenkämpfe verstrickt und den Karren mehr schlecht als recht weiterzieht, kann keine Basis sein für eine effiziente Verwaltung des Landes. Der Parteisumpf ist tief eingedrungen, bis in die hintersten Winkel der Landesämter und damit wären wir bei der Politik. 

Ein Landeshauptmann an der Spitze, der lediglich dadurch glänzt, dass er ein verwegenes Lächeln auf die Bildschirme zaubert, kann eine solche Krisensituation niemals schaffen. Er steht da ohne Kompetenz, inmitten von Widerspenstigen und zu seinem Pech hatte er überhaupt keine glückliche Hand in der Auswahl seiner engsten Mitarbeiter. Ich habe sogar den Eindruck, dass er sich die Schwächsten und Schlechtesten ausgesucht hat und jeden Tag die Quittung dafür präsentiert bekommt.  Will anmerken, dass jede Regel durch ihre Ausnahmen bestätigt wird. Die Runde in der Landesregierung ergibt kein besseres Bild. Wir lesen jeden Tag von Lächerlichkeiten, Schwachsinn, Schweinereien und Wadlbeißern und schon der Gedanke allein, dass solche Leute uns regieren, lässt mich erschaudern. 

Die Bevölkerung leidet gewaltig, die Wirtschaft protestiert sogar, die Zahl der Skandale wird unerträglich. Nur mehr Kopfschütteln ist als Antwort auf diese Situation möglich. Wirklich?  In meiner fünzigjährigen Erfahung habe ich anderes erlebt. Da waren fleißige Leute am Werk, haben versucht, Parteiein aufzubauen, die gegen die Übermacht der SVP ankämpfen. Aber in Zeiten des Wohlstandes und des Geldverteilens ist es nicht leicht, Fuß zu fassen in der Opposition.  Die Hebel der Gesellschaft bedienen andere, die Zügel bleiben fest in der Hand der Mehrheit. Ich persönlich habe 2014 mit der Gründung der Plattform "Südtiroler Frühling" an eine Beeinflussung der Gesellschaft über die neuen Medien gehofft und alles daran gesetzt, Gleichgesinnte zu vereinen und dann in Tagespolitik umzusetzen. Paul Köllensperger wäre der richtige Mann gewesen und der Erfolg bei der Landtagswahl 2018 war ein überzeugender Beweis dafür. Es ist noch nicht alles verloren, aber die Zeit der Euphorie ist vorbei, Ernüchterung ist eingetreten. Schade.

Die Freiheitlichen waren nahe dran am Durchbruch. Selbstzerstörung, leider, oder auch zum Glück. Heute nicht mehr der Schatten einer Opposition. Die Südtiroler Freiheit läuft mit dem Freistaat, der Selbstbestimmung und dem Doppelpass an die Wand. Heute in Krisenzeiten, wo finanzielle Mittel knapp werden, die Elektrifizierung der Vinschgerbahn im Gang ist, die Weiterführung in die Schweiz im Gespräch ist,  fordern sie die Verlängerung der Bahnlinie bis nach Landeck. Der pure Wahnsinn. 

Kurzum. Im Moment der schwächsten SVP seit ihrer Gründerzeit ist keine politische Kraft da, welche die Situation in die Hand nehmen könnte und auf Anhieb die 40%-Marke erreichen könnte. Die Chancen waren noch nie so gut wie jetzt.  So hingegen kann die SVP nicht dumm genug tun und die Bevölkerung  leidet, resigniert und wendet sich von der Politik ab. Die rückläufige Wahlbeteiligung und die weißen Stimmzettel sind der Beweis dafür. Graue Mächte hinter der SVP scheinen durch, zeigen uns, wie schmutzig und egoistisch, wie totalitär das Denken bestimmter Kreise heute ist und vereinnahmen alles, was nicht nagelfest ist. Dem gegenüber steht der Großteil der Bevölkerung, machtlos, ausgeliefert da,  mit der leeren Brieftasche am Ende des Monats und kann zusehen, wie Ausländer abkassieren, unsere Städte und Dörfer verunsichern, ohne auch nur mit einem Cent dazu beigetragen zu haben. Auch hier sei mir die Ausnahme von fleißigen Leuten, die wir wirklich als Gäste unseres Landes ansehen können, zugestanden. 

Ich bin traurig, wenn ich an Pioniere in Südtirol denke, die sich von der SVP abgewendet haben, das morode System erkannt haben und dafür gekämpft haben, diese Allmacht zu brechen. Denke dabei vor allem an meinen Lehrmeister Dr. Egmont Jenny, an Hans Dietl, an Alfons Benedikter und viele mehr. Ja selbst Silvius Magnago würde seine Krücke erheben, wenn er den Zustand seiner Partei heute erleben müsste. Mein Vorwurf gilt aber, mehr als der SVP, allen  Kräften, welche die Lage zwar erkannt haben, aber untätig bleiben, weil dies bequemer und wohltuender zu sein scheint.  Armes Südtirol.