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Die Holding

Die Südtiroler Sparkasse arbeitet an einer gemeinsamen Holding mit den Sparkassen von Asti und Ravenna und dem börsennotierten Banco Desio. Die Hintergründe des Projekts.
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Foto: Suedtirol Foto/Othmar Seehauser
Das Projekt ist topsecret. Deshalb hält man den Kreis der Eingeweihten innerhalb der Sparkasse bewusst klein. „Man arbeitet aber seit über einem Jahr an diesem Plan“, sagt ein Insider. Wie weit das Ganze dabei gediehen ist, zeigt ein Konzept des Beratungsunternehmens „Price, Waterhouse, Cooper“ (pwc), das inzwischen ausgewählten potentiellen Investoren vorlegt wird.
Es geht um die Hochzeit von vier italienischen Banken, darunter die Südtiroler Sparkasse.
Das Bankenquartett setzt sich neben der Südtiroler Traditionsbank aus der Cassa di Risparmio di Asti, der Cassa di Risparmio di Ravenna und der lombardischen Privatbank Banco Desio zusammen.
In dem Projekt werden zwei Szenarien konkret angedacht. Die Bildung einer gemeinsamen Holding oder eine echte Fusion. Wobei die gemeinsame Holding auch ein Zwischenschritt zur Verschmelzung der vier Banken sein könnte.
Sicher aber ist: Die Planungen zur Hochzeit sind viel weiter gediehen als die Südtiroler Öffentlichkeit bisher geahnt hat.
 

Diskrete Suche

 
Nach einer Inspektion der „Banca d´Italia“ bei der Südtiroler Sparkasse, die vom Oktober 2014 bis März 2015 andauerte, kamen nicht nur Verluste von über 300 Millionen Euro zu Tage, es folgte auch ein Erdbeben an der Spitze der Südtiroler Bank. Noch heute sind Gerichtsverfahren anhängig, in denen man die Verantwortlichkeiten abzuklären versucht.
Neben saftigen Geldstrafen für die ehemaligen Verwalter und einem vernichtenden Bericht der Bankenaufsicht richtete deren Chef Camelo Barbagallo im Juni 2015 auch ein „vertrauliches Schreiben“ an Sparkassenpräsident Gerhard Brandstätter. Darin heißt es:
 
Die Bankenaufsicht erwartet sich, dass der Weg der Sanierung und des Neubeginns der Südtiroler Bankengruppe im Zeichen eines deutlichen Bruchs mit der jüngsten Vergangenheit erfolgt, und dass man gleichzeitig die Möglichkeit eines Zusammengehens mit Partnern von angemessenem Standing prüft. Dies auch in Anbetracht einer Markt- und Gesetzeslage, die sich immer stärker verändert und die Weiterführung der Sparkasse als „stand alone“-Bank erschweren kann.“ 
 
Inzwischen sind dreieinhalb Jahre vergangen. Die neue Bankenführung hat einen Sanierungskurs umgesetzt, der die Talfahrt gestoppt hat und erste, zarte Früchte trägt. In Sachen „Partner“ aber hält man sich bisher zurück.
 
Trotz der klaren Vorgabe der Bankenaufsicht hat Präsident Gerhard Brandstätter einer möglichen Fusion mit der Südtiroler Volksbank mehrmals öffentlich eine Abfuhr erteilt. 
Dafür orientiert man sich diskret in Richtung Norditalien
 

Asti & Ravenna

 
Seit gut zwei Jahren führt man konkrete Gespräche mit der Cassa di Risparmio di Asti.
Die Sparkasse aus dem Piemont, gegründet 1842, ist noch um einige Jahre älter als die Südtiroler Sparkasse. Gesellschaftsrechtlich ist die Cassa di Risparmio di Asti ähnlich aufgestellt wie die Südtiroler Sparkasse. 1992 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, hält die Fondazione Cassa di Risparmio di Asti heute 37,82 Prozent an der Bank. Zweitgrößter Aktionär mit 13,65 Prozent ist die Banca Popolare di Milano. 48,45 Prozent der Aktien sind Streubesitz. Ähnlich wie bei der Sparkasse gibt es viele Kleinaktionäre. Die Sparkasse und auch Gerhard Brandstätter haben seit langem enge Kontakte zur Stiftung in Asti.
 
Genau in dieses Muster passt auch die Cassa di Risparmio di Ravenna. Auch hier hält die Sparkassenstiftung von Ravenna über 49 Prozent an der Bank. Zur Gruppe der Sparkasse Ravenna gehören neben der Hausbank auch die „Banca di Imola Spa“, der „Banco di Lucca e del Tirreno SPA“, die beiden Finanzierungsgesellschaften „Sifin Srl“ und „Italcredi Spa“ und die Einzugsagentur „Sorit Spa“.
Auch nach Ravenna gibt es enge persönliche Kontakte. Antonio Patuelli, Präsident der Gruppe Cassa Risparmio di Ravenna ist seit über einem Jahrzehnt auch Präsident der italienischen Bankenvereinigung ABI. Dort sitzt auch Sparkassenpräsident Gerhard Brandstätter im Exekutivausschuss.
Sowohl die Sparkasse von Asti als auch jene von Ravenna haben mit ganz ähnlichen finanziellen Problemen zu kämpfen wie die Südtiroler Sparkasse. Beide sind ebenfalls auf der Suche nach einem strategischen Partner.

Die börsennotierte Bank

 
Auf den ersten Blick nicht in dieses Bild passt hingegen der Banco Desio.
Die 1909 gegründete Bank, die mit vollem Namen „Banco di Desio e della Brianza S.p.A.“ heißt, hat sich von einer privaten Genossenschaftsbank in Desio bei Monza zu einem Big Player am italienischen Bankenmarkt hochgearbeitet. 1995 ging die Bank an die Mailänder Börse, und 2011 lag der Banco Desio an 15. Stelle der am besten kapitalisierten italienischen Banken.
2014 übernimmt die Desio-Gruppe die „Banca Popolare di Spoleto“. Damit hat die Desio 280 Filialen in zehn Regionen in Nord- und Mittelitalien. Im Dezember 2018 wird die Popolare di Spoleto in den „Banco Desio“ einverleibt.
Dass sich die lombardische Bank – trotz Börsennotierung - seit längerem im Blickfeld der Sparkasse befindet, zeigen die vergangenen Kapitalerhöhungen der Sparkasse. Im Informationsprospekt für die Kapitalerhöhungen 2012 und 2015 werden gewisse Kennzahlen oder Risikofaktoren verschiedener Institute zum Verständnis für die Anleger verglichen. Dabei findet sich neben den Sparkassen von Asti und Ravenna auch der Banco Desio.
 
Zudem gibt es eine weitere Gemeinsamkeit der vier Banken: Alle vier Geldinstitute sind Kunden und bis auf die Sparkasse von Ravenna auch Aktionäre des Datenverarbeiters Cedacri. Weil viele Fusionen von Banken an der äußerst kostspieligen Änderung des EDV-Systems scheitern, könnte auch das am Ende einer der entscheidenden Gründe sein.
 

Bozner Zögern

 

Dass man an der Spitze der Sparkasse offiziell noch zögert, liegt auch an den anstehenden Neuwahlen. Im April verfällt der Verwaltungsrat der Sparkasse. Präsident Gerhard Brandstätter und sein Stellvertreter Carlo Costa wollen unbedingt noch ein Mandat anhängen.
 Kommt jetzt aber dieser Plan auf den Tisch, geht auf jeden Fall die Diskussion über den Ausverkauf oder die Italienisierung der Südtiroler Sparkasse wieder los.
Genau das will man um jeden Preis vermeiden. Deshalb soll das Projekt auch (noch) unter dem Sparkassen-Tisch bleiben.