Economia | Reaktion

Überraschung verdaut

Der Landeshauptmann will das Kriegsbeil im Zwist zwischen Handwerk und Industrie begraben wissen: “Werden in Zukunft sehr gut auskommen.”
Arno Kompatscher
Foto: Salto.bz

“Überrascht” sei er gewesen von der Diskussion, die Gert Lanz losgetreten habe, gesteht Arno Kompatscher. Der Landeshauptmann weilte in Brüssel als der lvh-Präsident Mitte vergangener Woche auf den Tisch haute: “Uns reicht’s!”, polterte Lanz nachdem bekannt geworden war, dass das Amt für Handwerk mit jenem für Industrie zusammengelegt wird. Dadurch werde das Handwerk abgewertet, so der Kern der Kritik von Lanz, die hohe Wellen schlug.

Es folgte ein Schlagabtausch mit dem Industriellenverband und Präsident Federico Giudiceandrea, den auch Ressortdirektor Ulrich Stofner mit seinem Beschwichtigungsversuch nicht verhindern konnte. “Die Diskussion war für mich tatsächlich überraschend”, wiederholt Arno Kompatscher. Seine Vermutung: Es geht gar nicht um die Ämterzusammenlegung, das eigentliche Thema ist ein ganz anderes. Und das habe sich im Gespräch mit Gert Lanz bestätigt. Am Samstag habe er sich mit dem lvh-Präsidenten zusammen gesetzt, berichtet der Landeshauptmann. “Wir hatten sehr gutes und konstruktives Gespräch und ich gehe davon aus, dass wir von nun an wieder über die inhaltlichen Fragen diskutieren werden.”

 

Auch die Wirtschaft will es

Eine straffere und effizientere Verwaltung – das ist das erklärte Ziel der Neuordnung der Ämter und Abteilungen, die die Landesregierung vorantreibt. Im Rahmen dieser Verwaltungsreform wird es statt der bisher zwei Ämter für Handwerk und Industrie ab 1. Jänner 2019 ein einziges geben. “Der Vorschlag auf Zusammenlegung ist auch von den Südtiroler Wirtschaftsverbänden gekommen, die bereits in der Vergangenheit alle gemeinsam eine Verschlankung der Verwaltung gefordert hatten” – und das sei auch schriftlich festgehalten, betont Kompatscher. Umso mehr verwundert habe ihn die Kritik aus dem Handwerkerverband auch deshalb, weil das Amt für Handwerk vergleichsweise groß und gut besetzt sei, “und nie infrage gestanden ist” so der Landeshauptmann. “Wenn schon, hätte sich die Industrie aufregen müssen, weil ihr sehr kleines Amt, in dem zuletzt nur noch fünf Personen gearbeitet haben, eingegliedert wird.”

“Hier geht es sicherlich nicht um eine Abwertung des Handwerks”, betont Kompatscher – das zeige auch der Name des neuen Amtes. “Amt für Handwerk, Industrie, Gruben und Torfstiche” soll es heißen – “ganz klar, denn der größere Teil ist das Handwerk” (offiziell angekündigt war das neue Amt als “Amt für Industrie, Handwerk und Standort” worden, Anm.d.Red.).

 

Kriegsbeil begraben?

Doch die Frage, die sich im Rahmen des jüngsten Schlagabtauschs herauskristallisiert hat, ist für den Landeshauptmann eine andere, viel grundsätzlichere: Kümmert sich die Landesregierung und damit auch der Landeshauptmann als Wirtschaftslandesrat genügend um die kleinen Unternehmen?

“Die Kleinunternehmen – in der Landwirtschaft, im Handel, im Tourismus und dem produzierenden Gewerbe wie dem Handwerk – sind die Basis, das Rückgrat der Südtiroler Wirtschaft”, steht für den Landeshauptmann fest. “Und selbstverständlich kümmern wir uns darum und versuchen stets, deren Bedürfnissen Rechnung zu tragen.” Arno Kompatschers Fazit nach den Reibereien der letzten Tage? “Wir nehmen die Forderung des Handwerks sehr ernst und werden in Zukunft noch besser darauf achten, Normen, Regeln und Verfahren so zu gestalten, dass sie die Besonderheit der Kleinunternehmen berücksichtigen, die meist keine eigene Rechts- oder Verwaltungsabteilung haben, berücksichtigen.” Er ist überzeugt: “Wir werden uns in den nächsten Tagen noch einmal zusammensetzen und ein sehr gutes Auskommen auch für die Zukunft finden.”