Economia | Birchabruck

Der Facebook-Beweis

Wie selbstherrlich das Bauunternehmen Bancoline mit seinen Bausünden umgeht, zeigt ein Post auf Facebook. Dort hat man die illegalen Arbeiten stolz veröffentlicht.
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Foto: Bancoline/Facebook
Fast eineinhalb Jahre hat man nichts gesehen.
Die Gemeinde wird in den nächsten Tagen einen Lokalaugenschein durchführen“, erklärt der Karneider Bürgermeister Albin Kofler Ende vergangener Woche. Vorausgegangen war der Salto-Artikel „Birchabruck, Neapel“, in dem detailliert nachgezeichnet wird, wie das Flaimstaler Bauunternehmen „Bancoline Srl“ in Birchabruck ein Beton- und Schotterwerk ohne Baugenehmigung abgebrochen, erweitert und neu errichtet hat.
Die Geschichte ist schnell erzählt. In der Fraktion Birchabruck in der Gemeinde Karneid gibt es seit den 1970er Jahren ein Schotterwerk. Das Werk liegt öffentlich einsehbar unmittelbar neben der Landesstraße ins Eggental und dem Eggentalerbach. Besitzer des Grundstücks ist Michael Zelger aus Gummer.
Seit 2014 führt das Unternehmen Bancoline Srl aus Varena im Fleimstal als Pächter das Schotterwerk. Das Bauunternehmen der Gebrüder Goss will das gesamte Schotterwerk von Grund auf erneuern und erweitern. Im Jänner 2021 stellen Grundbesitzer Michael Zelger und die Bancoline bei der Gemeinde Karneid einen Antrag zur Einleitung des Verfahrens zu Genehmigung eines neuen Durchführungsplanes. Das Schotterwerk befindet sich urbanistisch teilweise im Wald, zum Großteil aber in einem Gewerbegebiet.
Am 11. Mai 2021 genehmigt der Gemeindeausschuss den vom Grundeigentümer vorgelegten Durchführungsplan, vier Monate später am 15. September 2021 wird dieser Durchführungsplan auch vom Gemeinderat beschlossen. Am 29. September 2021 wird bei der Gemeinde Karneid das Projekt zum „Abbruch und Erneuerung der Schotterwaschanlage und des Betonwerk Birchabruck“ eingereicht.
Auf dem Papier stimmt alles. Doch in der Realität passiert ganz etwas anderes.
 
 
Denn das neue Schotterwerk steht inzwischen seit gut neun Monaten. Dabei gibt es bis heute für die Anlage keinerlei Baugenehmigung. Das bestätigen auch die Gemeinde Karneid und Bürgermeister Albin Kofler. Der Grundeigentümer hat nämlich am 2. November 2021 - noch bevor sich die Karneider Baukommission damit beschäftigt hat - das Projekt wieder zurückgezogen. Die offziellen Begründung: „Noch nötige Abstimmungen mit dem Bauherrn und dem Pächter der Anlage“.
Der eigentliche Grund des Rückzuges ist aber ein Gerichtsstreit mit jener Firma, die die Anlage geliefert hat und sie jetzt kolladieren soll. Das Unternehmen aus Bergamo weigert sich die Betonmischungsanlage abzunehmen, weil keine Genehmigungen vorliegen. „Die gesamten Bauarbeiten wurden von Jänner bis Juli 2021 durchgeführt“, sagt Firmenchef Mauro Salvetti zu Salto.bz.
Dies belegen nicht nur die Dokumente im Besitz des Unternehmers aus Bergamo, sondern auch der Bauherr selbst.
Mit welcher Sicherheit und Selbstherrlichkeit das Unternehmen Bancoline bei seiner illegalen Bautätigkeit zu Tage geht, zeigt sich auf der Facebook-Seite des Unternehmens. Dort erscheint am 1. März 2021 dieser Post.
 
Zu sehen sind nicht nur Erdbewegungsarbeiten, sondern auch die Fundamente und Betonarbeiten, die am 1. März 2021 fast schon abgeschlossen sind.
Dabei war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal der Durchführungsplan in der Gemeinde Karneid behandelt, geschweige denn ein Projekt vorgelegt oder genehmigt worden. Obwohl der Post 124 Likes bekommen hat, scheint aus der Gemeindeverwaltung und Politik in Karneid niemand die Bilder gesehen zu haben. Auch den Baukran und die Baustelle gleich neben der Straße ins Eggental hat anscheinend niemand aus der Gemeindeverwaltung bemerkt.
 
 
Interessant dürfte aber auch noch eine anderes Detail sein. Im März 2022 hat Salto.bz enthüllt, dass die Berg- und Talstation der neuen Tierser Seilbahn keine Benutzungsgenehmigung haben, weil sie zu groß und in Abweichung des genehmigten Projektes gebaut worden sind. Daraufhin musste der Tierser Bürgermeister die Bahn schließen.
 
 
 
Der Zufall will es, dass das Bauunternehmen Bancoline auch bei diesem Projekt beteiligt war. So hat das Unternehmen, genau in der Zeit als man das neue Schotterwerk in Birchabruck ohne Baugenehmigung errichtet hat, auch die Betonarbeiten für die neue Seilbahn durchgeführt.
Mit den Baugenehmigungen scheint man es in beiden Fällen nicht allzu genau zu nehmen.
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Martin Sitzmann Mer, 06/08/2022 - 15:52

Unglaubliche Geschichte... wenn nur ein Viertel zutrifft, ist es immer noch ein Hammer! Und viele glauben noch, dass es bei uns geordneter zugeht als in Süditalien. Ich schlage den Begriff "Alpenfilz" vor.
Vielleicht findet Herr Franceschini noch den Grund für die Blindheit der Gemeindeverwaltung heraus...

Mer, 06/08/2022 - 15:52 Collegamento permanente