Cultura | Salto Weekend

Garten- und Grenzforschung

Die Künstlerin und Gartenforscherin Carmen Müller ist Teilnehmerin einer Gruppenausstellung im Val Bregaglia. Wie gewohnt hat sie Gärten und Pflanzen genauer untersucht.
mueller_garten.jpg
Foto: Foto: Agostino Fuscaldo/Rai Südtirol

Nach den Kunstveranstaltungen der letzten Jahre richtet der Verein Progetti d’arte in Val Bregaglia dieses Jahr den Fokus auf den Grenzort Castasegna, er wird zum Thema des Ausstellungsprojekts im Bergell. Schwerpunkte bilden als Ausgangslage soziale, geschichtliche und politische Strukturen des Dorflebens. Für das Kunstereignis Arte Castasegna, hat das Kuratorium - Luciano Fasciati, Misia  Bernasconi und Céline Gaillard - renommierte Kunstschaffende aus der Schweiz und aus Italien eingeladen, unterschiedliche Innen- und Aussenräume im Dorf Castasegna zu bespielen.

In Castasegna, an der Schweizer Grenze zu Italien, kreuzen sich bedeutsame wissenschaftliche, künstlerische und kulturhistorische Stränge: in die Vergangenheit reichende wie aktuelle und zukunftsgerichtete. Die explizit für den Ort geschaffenen Interventionen stammen von Piero Del Bondio, Karin  Karinna Bühler, Michele Ciacciofera, Katalin Deér, H.R. Fricker, Gabriela Gerber & Lukas Bardill, Michael  Günzburger, Haus am Gern, San Keller, Zilla Leutenegger Valentina Stieger und Carmen Müller.

Carmen Müller geboren 1955 in Brixen definiert sich selbst als «Gartenforscherin». Nach dem Diplom an der Universität für Angewandte Kunst in Wien kehrte sie nach Südtirol zurück. Sie lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Meran. Müller bildet nicht nur die formale Vielfalt privater oder Gemeinschaftsgärten ab, sondern macht auch die Beziehung mit deren Pflegern sichtbar. Die sorgfältigen Analysen setzt die Künstlerin in Form eines Herbariums um, das mittels Fotografien, Notizen, Zeichnungen und Malereien die Heterogenität der einzelnen soziologischen Kontexte enthüllt und ihre Geschichten erzählt. Die Recherchen – Gelegenheit für das Entwickeln soziodidaktischer Projekte – beweisen die Gemeinnützlichkeit der Gärten, nicht nur auf soziologischer und ökonomischer Ebene als Bebauungsfeld, sondern auch auf pädagogischer und kultureller Ebene als Ort der Kommunikation, des Austausches und des Kultivierens der eigenen Person.

Nach Aufenthalten in Wien und Berlin, der monografischen Ausstellung im Museion in Bozen (2009) und zahlreichen Kunstprojekten im öffentlichen Raum arbeitet Carmen Müller hier zum ersten Mal mit  Progetti d’arte in Val Bregaglia zusammen.

Kinder und Künstlerin liessen sich in Castasegna an inspirierenden Plätzen nieder, wo sie sich mit dem Abbilden von Blüten, Sträuchern, Bäumen und Gräsern beschäftigten.

Die botanischen Naturalienkabinette von Carmen Müller entstehen nach langen Analysen in freier Natur und im Atelier. Sie ist für ihre künstlerischen Forschungen in Gärten bekannt und bietet anlässlich von «Arte Castasegna» eine Bergeller Version davon. Da das Mittelmeerklima das Bergell zu einer überraschend vielfältigen Pflanzenwelt macht, besichtigte die Künstlerin Gärten in verschiedenen Ortschaften wie Castasegna, Vicosoprano, Bondo und Coltura. Neben der künstlerischen Dokumentation bestehend aus grafischen-malerischen Darstellungen, Texten, Skizzen und Fundstücken stellt Carmen Müller auch Zeichnungen aus, die in Zusammenarbeit mit den Primarschulklassen von Vicosoprano und Maloja entstanden sind.