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Raus aus der Tonne!

Entrüstung über Mülltonnen randvoll mit Lebensmitteln am Messeglände – die Messe Bozen reagiert prompt. Doch Verschwendung gibt es auch im Kleinen.
Mülltonne
Foto: upi

Die Messe Bozen reagierte prompt. Am Nikolaustag hatte ein Foto für große Entrüstung gesorgt. Eine Mülltonne am Messegelände, bis oben hin gefüllt mit belegten Broten, Süßspeisen und anderen Lebensmitteln – allesamt noch genießbar. “Montagne di cibo gettato nei cassonetti della Fiera” titelte der Alto Adige. Die “unerfreuliche Situation” sei im Rahmen der jüngsten Ausgabe der Landwirtschaftsmesse Agrialp entstanden, teilte die Messe Bozen am Mittwoch Nachmittag in einer Aussendung mit. Und damit sich ein solches Szenario, bei dem “erhebliche Mengen an Lebensmitteln” entsorgt worden seien, nicht wiederhole, hat man schleunigst eine Zusammenarbeit mit den Cacciatori di Bricciole beschlossen. So die Nachricht aus der Messe.

Die “Bröseljäger”, Cacciatori di Bricciole, wurden 2013 als Projekt des Vereins Volontarius ins Leben gerufen. Seither sammeln Freiwillige Tag für Tag nicht verkaufte Lebensmittel bei Bäckereien, Bars, Restaurants und Lebensmittelgeschäften in Bozen ein. Und wirken damit der Verschwendung von Lebensmitteln entgegen. Das will nun auch die Messe Bozen, wie Präsident Armin Hilpold erklärt: “Wir möchten ab sofort jene Lebensmittel, die bei Messeveranstaltungen übrig bleiben und noch in einem einwandfreien Zustand sind, einem guten Zweck zuführen. Mit diesem Schritt nehmen wir auch die Pächter unserer Gastronomiebetriebe in die Verantwortung und garantieren Besuchern, Ausstellern und Zulieferern, dass mit jenen Lebensmitteln die trotz sorgfältiger Planung übrig bleiben, auch noch Gutes getan wird.”

Ein später Schritt, gibt es doch seit September 2016 in Italien ein Gesetz gegen die Verschwendung von Lebensmitteln. Besonders das Spenden von Lebensmitteln wurde dadurch erleichtert – durch reduzierte Abfallsteuertarife. Doch Verschwendung gibt es nicht nur im Handel und in der Gastronomie. Laut letzten Schätzungen des Amtes für Abfallwirtschaft wurden noch im Jahr 2014 in Südtirol 94 Kilogramm noch genießbare Lebensmittel pro Jahr und Haushalt weggeworfen. Aktuelle Daten gibt es keine, gesteht Silke Raffeiner vom Amt für Abfallwirtschaft auf Nachfrage von salto.bz. Aber: “Meine Kollegen gehen davon aus, dass diese Menge mehr oder weniger gleich geblieben ist.”

In Deutschland informiert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf einer eigenen Webseite darüber, wie sich Lebensmittelabfälle vermeiden lassen. “Jedes achte Lebensmittel, das wir kaufen, werfen wir weg”, heißt es auf der Seite “Zu gut für die Tonne”, auf der auch die Gründe für das häufig unachtsame Wegwerfen von Lebensmitteln aufgelistet werden. Eine ähnliche Sensibilisierungs-Initiative im Netz gibt es auch in der Schweiz.

Und in Südtirol haben sich die größten Freiwilligenorganisationen seit 2015 im landesweiten Netzwerk “FoodNetz BZ” zusammengeschlossen. Dieses sorgt dafür, dass übrig gebliebene und intakte Lebensmittel nicht nur an Volontarius, sondern auch an Banco Alimentare, Caritas, San Vicenzo De Paoli, Vinzenz-Konferenz, Associazione caritativa Santo Stefano und La strada – Der Weg verteilt werden. Denn kein genießbares Lebensmittel muss im Müll landen, weder bei der Messe Bozen noch bei uns zu Hause.

“Glück im Unglück” kommentiert Christian Bacci, Koordinator der “Bröseljäger” die neue Zusammenarbeit mit der Messe. “Durch einen eigentlich traurigen Umstand haben wir uns getroffen, um in Zukunft etwas Nützliches zu tun.” Und Confesercenti-Direktor Mirco Benetello, selbst einer der Promotoren des Projekts, meint: “Es war bis jetzt nie ein leichtes Unterfangen die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Vielleicht gelingt es uns so noch mehr Unternehmen dafür zu gewinnen, mit ihren Resten für Bedürftige Sinnstiftendes zu erreichen.”